Cut
mag», sagte ich. «Du bist so ein Macho.»
Er grinste mich an und griff sich zwischen die Beine.
«Und so erwachsen», fügte ich hinzu.
«Und was ist mit Dan?», fragte Rauser plötzlich. «Seid ihr wieder zusammen oder was?»
«Nein, wir sind nicht wieder zusammen, und wir werden auch nie wieder zusammen sein. Er musste nur für ein paar Tage aus seiner Wohnung und dachte, er könnte bei mir unterkommen.»
«Ist er deswegen nackt rumgelatscht, während wir telefoniert haben?»
«Ach herrje, bist du eifersüchtig? Ist ja süß.»
«Quatsch. Ich versuche nur, ein bisschen auf dich aufzupassen. Dan tut dir jedenfalls nicht gut.» Wir schwiegen eine Weile. «Ach übrigens, ich war auf dem Revier, als der Typ von der Abschleppfirma verhaftet wurde, der seinen Chef umgebracht hat», sagte er dann. «An dem Fall hast du für Haze gearbeitet, stimmt’s? Seine Pupillen waren so groß wie Centstücke, und er hatte eine Fahne. Dreiundzwanzigmal hat er auf ihn geschossen. Muss scheiße sein, in einem solchen Fall für die Verteidigung zu arbeiten.»
«Tja, davon bezahl ich die Rechnungen», entgegnete ich. Ich wollte nicht darüber nachdenken.
«Deswegen würde ich kein Privatdetektiv sein wollen, verstehst du? Am Ende arbeitet man meistens für die Bösen. Wenn ich in Rente gehe, vielleicht.»
«Wenn ich auf ehrliche Klienten warten würde, würde ich verhungern.»
«Eben», sagte Rauser. «Deswegen könnte ich’s nicht. So, jetzt weißt du, wie wenig ich über Wunschknochen rausgefunden habe. Erzähl mir, was du gemacht hast.»
«Ich habe versucht, mehr über das erste Opfer rauszukriegen.»
«Ja, ich weiß. Anne Chambers», sagte Rauser.
«Ich habe mir ihr Tagebuch angesehen, Freundinnen gesucht, Leute, die etwas in ihre Jahrbücher geschrieben haben, Kommilitonen und so weiter.»
«Und?»
«Die meisten habe ich auftreiben können. Und mir eine Menge Notizen gemacht. In ihrem Tagebuch steht was von einer Beziehung, aber sie nennt keinen Namen. Ich habe Annes Mutter das Bild von Charlie gezeigt, aber sie kannte ihn nicht.» Ich reichte ihm das Dossier, das ich zusammengestellt hatte. «Vielleicht findest du etwas. Ich fürchte, ich habe mich schon zu lange damit beschäftigt.»
«Vielleicht. Oder es gibt wirklich nichts.»
Ich schüttelte den Kopf. «Doch, da stecken Antworten in ihrem Leben. Ich kann sie nur nicht erkennen. Wenn du eine Verhaftung und ein Geständnis willst, dann such nach Charlies Verbindung zu Florida.»
«Ist vielleicht nicht nötig, wenn wir ihn mit weiteren Opfern hier in Zusammenhang bringen können.»
«Versprichst du mir trotzdem, dass du dir die Unterlagen ansiehst?»
Rauser lächelte mich an. Seine grauen Augen waren klar wie Regenwasser. «Versprochen. Ich nehme sie mit nach Hause und sehe sie mir an, noch bevor ich zusammenbreche, okay? Niemand mag alte, ungelöste Fälle. Die Familien finden ihren Frieden erst, wenn wir die Akte zuklappen.»
Einen Moment schwiegen wir. Rauser trank das milchige Eiswasser in meinem Becher aus.
«Ich habe mich mit einer alten Frau getroffen, die unten auf Jekyll Island in der Nähe von Anne und ihren Eltern lebte.Annes Mutter sagte, sie wären oft zusammen gewesen. Eine Kartenleserin.»
«Hat sie dir die Zukunft vorausgesagt?», meinte Rauser grinsend.
«Nicht ganz. Na ja, irgendwie schon.» Ich wurde rot, als ich mich plötzlich daran erinnerte, was sie gesagt hatte.
Der Polizist, der liebt Sie.
Rauser lächelte mich gespannt an. «Und?»
«Sie sagte, als sie Anne das letzte Mal gesehen hat, hat sie sie gewarnt. Sie wäre in Gefahr.»
«Jetzt kann man leicht reden.»
«Vielleicht.»
«Glaubst du es denn?»
«Nein, also, ich weiß es nicht. Die Alte war wirklich verrückt, aber ich schwöre, ein paar Dinge wusste sie. Sie hat zum Beispiel Dan erwähnt. Sie nannte ihn feiner Pinkel, aber …»
«Das ist er», meinte Rauser lachend.
«Außerdem hat sie gesagt, dass der Mörder mir auch schon nahe gekommen wäre. Ziemlich unheimlich, wenn man den Unfall oder die Rosen im Krankenhaus bedenkt. Aber dann erzählte sie irgendwas von Muschilecken, und da dachte ich, dass sie einfach nur völlig durchgedreht ist.»
Rauser forderte mich mit einem ernsten Nicken auf, fortzufahren, doch an seinem Blick sah ich, dass er ein Lachen unterdrückte.
«Ist eine lange Geschichte», sagte ich matt.
Er nahm den Plastikbecher, den er bereits ausgetrunken hatte, und begann jetzt auch das Eis zu zerkauen. «Hat sie auch gesagt, dass du eine
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