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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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kann ich Ihnen helfen, Keye?»
    «Es würde schon helfen, wenn Sie aufhörten, Menschen umzubringen.» Am liebsten hätte ich ihr an Ort und Stelle Handschellen angelegt und dafür gesorgt, dass sie den saphirblauen Himmel über Atlanta nie wieder zu sehen bekam. Ich wollte, dass sie leidet. Vielleicht würde das Miststück dann Mitgefühl lernen.
    «Ich kann Ihnen nicht folgen.» Sie war ruhig und undurchschaubar.
    «Können wir uns diesen Quatsch sparen und ein ehrliches Gespräch führen? Keine Spielchen mehr. Ich bin zu Ihnen gekommen, damit Sie unbesorgt reden können. Sie haben Ihr Büro bestimmt nach Wanzen absuchen lassen. Und ich bin nicht verkabelt, Margaret.»
    «Meine Mandanten erwarten Vertraulichkeit im Büro ihres Anwalts, und die bekommen sie. Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich beschlossen habe, Ihre Dienste nicht länger in Anspruchzu nehmen. Wir scheinen einfach nicht mehr zusammenzupassen.» Weder ihre Miene noch ihr Ton hatten sich verändert. Sie war vollkommen beherrscht. Ich hörte das Telefon im Vorzimmer klingeln und sah ein Licht auf Margarets Apparat aufleuchten. Sie nahm nicht ab. «Diane ist heute nicht gekommen. In drei Jahren hat sie nicht einen Tag gefehlt.»
    «Ich habe sie angerufen und ihr gesagt, dass sie nicht kommen soll. Ich habe ihr alles erzählt. Sie war am Boden zerstört, Margaret. Sie hat zu Ihnen aufgeschaut.»
    «Man weiß nie genau, wie es in einem anderen Menschen wirklich aussieht, Keye. Ich dachte, gerade Sie hätten diese Lektion gelernt.»
    «Wir müssen reden, Margaret», sagte ich und streckte meine Arme aus. «Tasten Sie mich ab, wenn Sie wollen. Überzeugen Sie sich selbst. Kein Mikro, keine Kabel.»
    Margaret lachte leise. «Das ist absurd.»
    Unbeirrt davon schlüpfte ich aus meinen Schuhen, zog mir die Jacke aus und begann, meine Bluse aufzuknöpfen. Ich zog ein Kleidungsstück nach dem anderen aus, krempelte es um, schüttelte es vor ihr aus und ließ es dann auf den Schreibtisch fallen. Sie schwieg zwar, aber ich war mir die ganze Zeit bewusst, wie sie mich und meinen Körper mit einem amüsierten, arroganten Blick taxierte. Das haben auch ihre Opfer gesehen, dachte ich, ein gefühlloses und absolut herzloses Wesen.
    Völlig nackt drehte ich mich einmal im Kreis. Sie deutete ohne ein Wort auf meine Ohrringe. Ich nahm sie ab und legte sie auf ihren Tisch. Margaret nahm sie, betrachtete sie eingehend und gab sie mir dann zurück.
    «Ziehen Sie sich an, Keye. Was sollen denn die Leute sagen?» Sie beobachtete mich, während ich mich wieder anzog. «Sind Sie allein hier?»
    Ich setzte mich. «Lieutenant Williams und Detective Balaki warten draußen.»
    Sie lehnte sich zurück, die Arme entspannt auf den Lehnen ihres Schreibtischstuhls. «Glauben Sie wirklich, ich bin eine Gefahr für Sie? Haben Sie die beiden deshalb mitgebracht?»
    Beinahe hätte ich ihr gesagt, wie weh sie mir bereits getan hatte, welche tiefen Wunden sie mir zugefügt hatte, aber diese Genugtuung wollte ich ihr nicht geben. «Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass ich Ihr Typ bin. Obwohl Sie wahllos zu werden scheinen   …»
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. «Welcher Typ soll das denn sein?»
    Ich nahm das gerahmte Foto von ihrem Schreibtisch, das die kleine Margaret mit ihren Eltern an Deck eines Segelbootes zeigte. «Der Typ, der Sie an ihn oder an seine Mandanten oder an Ihre Mutter erinnert. Darum geht es doch, oder? Hat er seinen Mandanten mehr gegeben als Ihnen? Hat er auch mit ihnen geschlafen?»
    Margaret drehte sich von mir weg zum Fenster. «Wissen Sie, wenn es Beweise gäbe, dann würden die beiden nicht draußen warten. Sie wären mit einem Haftbefehl hierher oder zu mir nach Hause gekommen.» Sie sagte es ohne Spott oder Wut. Ich hatte das Gefühl, meine Antwort hatte sie tatsächlich verblüfft.
    «Was sahen Sie in ihnen?», fragte ich. «Parasiten? Mit lächerlichen Bedürfnissen und lächerlichen Problemen, die aus Habgier lächerliche Prozesse führen?»
    Sie sagte kein Wort. Durch die Fensterwand hinter ihr konnte ich kilometerweit das Gewirr der Highways sehen, doch hier oben in ihrem verglasten Büro war nicht der geringste Laut aus der Stadt zu hören. Es war vollkommen still im Raum.
    «Wer stellt sich ein Foto des Mörders seiner Mutter auf den Schreibtisch? Sie haben das getan, nicht wahr? Und Sie ließen ihn dafür sterben. Hat es geholfen? Hatte es eine therapeutische Wirkung, Ihre Mutter dafür zu bestrafen, dass sie Ihnen die Zuneigung des Vaters genommen

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