Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
Vom Netzwerk:
hat, und dann ihn dafür zu bestrafen, was er Ihnen angetan hat? Er hat Sie verraten, nicht wahr, Margaret? Zuerst hat er Sie geliebt. Dann hat er Sie für seine Mandanten und für Ihre Mutter verlassen.»
    Ihre Augen funkelten hellgrün im Nachmittagslicht, als sie sich wieder zu mir umdrehte. «Ist das die Stelle, wo ich mich offenbaren sollte?»
    «Das wäre schön.»
    Sie lachte leise, stand auf und ging zur Bar, schenkte sich einen Cognac ein und reichte mir eine kleine Flasche Club Soda und ein Glas. «Wenn ich der Mensch wäre, für den Sie mich halten, dann müsste ich ein kompletter Soziopath sein. Sie sind die Expertin. Sie müssen es wissen. Ich würde keine Reue empfinden können. Ich würde Ihnen sagen, dass ich keinen von beiden jemals vermisst habe. Ihr   … Ableben, so brutal und hässlich es auch war, wäre für mich nur ein Ereignis wie jedes andere gewesen. Nichts Ungewöhnliches. Finden Sie nicht auch, dass man das genauso gut über das Leben sagen könnte, Keye? Dass es nur etwas ist, was uns widerfährt? Im Grunde berührt uns das Leben nicht. Ich glaube, Sie verstehen das. Wahrscheinlich haben Sie deshalb getrunken und diese unglaublich interessanten Wege eingeschlagen. Ich denke, dass Sie tief im Inneren genauso abgestumpft sind wie ich.»
    «Ich war es», sagte ich. Ich konnte kaum den Hass im Zaum halten, den ich für sie empfand. Ich musste an Rauser denken und wie er mich in den Arm genommen hatte. Andem Abend hatte ich zum ersten Mal seit langem gespürt, dass körperliches Begehren Liebe und Vertrauen nicht ausschließen muss.
    Sie nippte an ihrem Cognac, ohne mich aus den Augen zu lassen und ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken. «Es ist wirklich erstaunlich. Mit Ihrer Ausbildung hätten Sie alles werden können. Und Sie gehen ausgerechnet zum FBI? Sie wollten auf der guten Seite stehen, nicht wahr? Zu sehen, wie Ihre Großeltern vor Ihren Augen getötet werden, das muss hart gewesen sein. Jagen Sie den bösen Buben immer noch hinterher?»
    Ich machte das Club Soda auf und schenkte mir ein, stellte die Flasche auf den Tisch neben meinen Stuhl und trank gelassen einen Schluck. Ich wollte ihr zeigen, dass meine Hände ruhig waren und ihre Bemerkungen mich nicht verunsichert hatten. Ich bluffte; in meinem Inneren brodelte es. Doch als Süchtiger lernt man schnell zu bluffen. Über die Jahre war ich richtig gut darin geworden.
    «Wie geht’s Lieutenant Rauser?», fragte sie, und da wäre ich fast explodiert. Ich wollte seinen Namen nicht aus ihrem Mund hören. «Man sollte wirklich dafür sorgen, dass Waffen von der Straße kommen.» Sie schüttelte in gespieltem Bedauern den Kopf.
    «Ich werde dafür sorgen, dass
Sie
von der Straße kommen, Margaret. Egal was es kostet.»
    Das schien sie zu amüsieren. «Tatsächlich? Was wollen Sie tun, Keye? Mich erschießen? Mich erstechen? Das glaube ich nicht. Ihr Problem ist, dass Sie moralische Grenzen haben. Deswegen sind Sie für die wirkliche Verbrechensbekämpfung auch nicht gerüstet, oder?»
    Sie war so arrogant, dass ich ihr am liebsten eine geknallt hätte, damit ihr dieses dämliche Grinsen verging. Sie hatte geschicktund vor allem bewusst das Vorurteil von Polizei und Justiz über Frauen und Gewalt benutzt. In einem Kriminalfall wird immer zuerst ein
Täter
, nicht eine
Täterin
gesucht, und bei Morden und Sexualverbrechen denkt man zuletzt an Frauen. Auch ich hatte Margaret die ganze Zeit übersehen.
    «Die Vorstellung, unfehlbar zu sein, ist Teil Ihrer Krankheit, Margaret. Sie hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Man wird Sie für das, was Sie getan haben, bestrafen. Der Blog war ein Fehler. Man wird ihn bis zu Ihnen zurückverfolgen. Die Katze ist aus dem Sack, Margaret. Die Polizei hat Sie im Visier.»
    «Wissen Sie eigentlich, wie viel Geld unsere Kanzlei in die Lokalpolitik steckt? Nein, wahrscheinlich nicht. Der Bürgermeister und der Staatsanwalt und der Polizeichef, die wollen alle ihren Job behalten. Die Polizei hat mich nicht im Visier, Keye. Und wenn Sie versuchen, mir mit diesen beiden Polizisten da draußen Angst zu machen, tja, ich werde deswegen keine schlaflose Nacht haben.»
    Ich lachte sie an. «Ich musste gerade daran denken, wie es Ihnen wohl gefallen wird, Ihr Helmut-Lang-Kostüm gegen einen hübschen Gefängnisoverall einzutauschen. In Georgia sind sie blau, glaube ich. Passt gut zu Ihrer Haut.» Ich sah ihr in die Augen. «Ich möchte sehen, wie Ihr Leben in die Brüche geht.»
    «Dann sind wir ja gar

Weitere Kostenlose Bücher