Cut

mit einem Nicken und ließ seinen Blick für einen Moment auf mir ruhen. «Kurze Besprechung vor der Pressekonferenz, Lieutenant», sagte er dann zu Rauser. «Du musst auch dabei sein. Sie wollen uns alle aufgereiht sehen. Das ist wie Scheibenschießen.» Er nickte erneut in den Raum. «In zwei Minuten, Aaron.»
    Rauser schaute sein Team an. «Alle mal herhören. Keye hat eine psychologische Skizze ausgearbeitet. Bitte seid aufmerksam, hört zu, macht euch Notizen und geht dann alle an die Arbeit. Thomas», sagte er zu einer von nur zwei weiblichen Beamten des Ermittlungsteams. «Du gehst noch einmal in Lei Kotos Viertel, redest erneut mit den Nachbarn und bleibst so lange dort, bis irgendetwas einen Sinn ergibt. Die Straße wurde von jemandem in einem Wagen oder auf einem Motorrad oder einem Fahrrad beobachtet. Irgendein Nachbar, ein Kind oder eine neugierige alte Dame muss die Person gesehen haben. Vielleicht wissen sie es nicht einmal. Vielleicht muss man ihnen nur die richtige Frage stellen, um ihr Gedächtnis in Gang zu bringen. Ich möchte von jedem wissen, der in den zwei Wochen vor dem Mord in diesem Viertel rumgelaufen ist. Stevens, kümmere dich darum, dass wir im Fall von Elicia Richardson alle Verhöre und Befragungenaus Cobb County haben. Spür alle auf, Nachbarn, Zeitungsjungen, Zusteller, Ersthelfer, wen auch immer. Der Fall ist fünf Jahre her, du musst also jeden ausfindig machen und erneut befragen. Bevins, du sprichst mit jeder Rechtsbehörde im Südosten und nimmst dir Staat für Staat vor. Vielleicht hat es dort in den vergangenen fünf Jahren weitere Opfer gegeben. Vielleicht gibt es irgendwo einen Tatort, der nicht so sauber ist. Williams, Balaki, und wenn ihr jeden Fahrstuhl in der Stadt besichtigen müsst, bis ihr herausgefunden habt, wo dieser Irre auf Jagd war, dann tut es, denn bisher wissen wir über diesen David nur, dass wir nichts wissen. Überprüft jedes Gebäude, das in Frage kommen könnte, folgt jedem Gefühl, so vage es auch ist, und verlangt in jedem Fall die Herausgabe der Bänder der Überwachungskameras. Wir haben nichts zu verlieren.»
    Er ließ uns stehen und ging hinaus. Von der Ermittlungszentrale aus konnten wir Jeanne Bascom auf einem der harten Stühle in Rausers winzigem Büro sitzen sehen. Chief Connor hatte sich auf Rausers Schreibtischstuhl niedergelassen.
    «Armer Lieutenant», sagte Detective Andy Balaki. Er sprach im schleppenden Südstaaten-Tonfall und trug eine Kappe der Atlanta Braves. «Sieht nicht besonders gut aus.»
    Ich räusperte mich und wandte mich an die Anwesenden. «Familie, Freunde und mögliche Arbeitskollegen werden die Neigung des Täters, hyperkritisch, launisch und vielleicht verbal ausfallend zu sein, schon am eigenen Leib erlebt haben.» Die Beamten schauten nicht einmal auf. Jeder machte mit seiner Arbeit weiter. Ich gehörte nicht zu ihnen, egal was Rauser ihnen gesagt hatte. «Na schön, alle mal herhören», sagte ich lauter und stellte mich an den Konferenztisch. «Ich will diesen Scheißkerl genauso schnappen wie Sie.» Ein paar Leute drehten sich um. «Ich werde Ihnen nicht im Weg stehen. Ichmöchte diese Ermittlung nicht leiten. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, nicht, um Sie zu stören. Ich habe einmal das Gleiche getan wie Sie. Früher war ich Polizeibeamtin. Ich weiß, wie hart Sie arbeiten.» Jetzt schenkten mir ein paar weitere Detectives ihre Aufmerksamkeit. «Die Tatorte und die Briefe erzählen eine Geschichte. Dieser Typ weiß genau, was er tut, und achtet darauf, seine Beherrschung nicht zu verlieren. Jedenfalls nicht öffentlich.»
    «Was ist mit seinem Privatleben?», wollte Detective Thomas wissen. Sie trug Jeans, Sportschuhe und eine armeegrüne Kapuzenjacke. «Ist er verheiratet, geschieden, schwul, hetero?»
    «Er war nie verheiratet», entgegnete ich. «Intime Beziehungen sind zu komplex, das würde ihn behindern. Er hat Affären und ist sexuell aktiv, aber mehr nicht. Er ist heterosexuell, aber seine Orientierung hat nichts zu tun mit der Auswahl der Opfer.»
    Jetzt hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Die zwölf in dieses Ermittlungsteam berufenen Beamten kamen der Reihe nach an den Tisch. Detective Brit Williams, gut gekleidet, gut aussehend und sehr dunkelhäutig, sagte: «Koto und Richardson und die beiden Opfer in Florida wurden tagsüber ermordet. Wir nehmen an, dass er nachts arbeitet.»
    «Die Tage und die Abende braucht er, um seine Opfer auszuspähen, seine Taten zu planen und sich im Geiste vorzustellen,