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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Reichen Hütten oder Cottages genannt werden, die für uns Normalsterbliche aber wie ein richtiges Haus aussehen. In den Fenstern war kein Licht zu erkennen, obwohl es dunkel geworden war. LaBrecques Pick-up parkte davor. Eine Steintreppe führte den Hang hinunter zum See. Jeder, der in den heißen Monaten angelt, weiß, dass man am frühen Morgen, am späten Abend und nach dem Regen, wenn es kühler geworden ist, das meiste Glück hat. Am Ufer, nah bei einem Holzsteg, lagen zwei umgedrehte Ruderboote. LaBrecque war bestimmt im Haus, einen Anglerhut auf dem Kopf, und packte seine Angelsachen und ein paar Dosen billiges Bier zusammen.
    Als ich mich auf dem Kiesweg der Hütte näherte, erkannte ich, dass die Eingangstür aufgebrochen war.
Scheiße
. Mein Puls beschleunigte sich. Ich suchte halb gebeugt an der Hauswand Schutz und entsicherte meine Waffe. Der Regen tropfte mir von der Kapuze ins Gesicht und störte meinen Blick. Ich wartete. Nichts geschah. Ich hörte nur den Wind und den Regen, der aufs Dach prasselte und von dort auf mich hinabtropfte.Konnte der Tag noch beschissener werden? Ich würde es herausfinden.
    Ich schlich weiter, presste mich an die Wand, schob mit dem Fuß vorsichtig die Tür auf, wartete ein paar Sekunden, steckte dann den Kopf um die Ecke und spähte in die dunkle Hütte. Rechts ein kalter Kamin, ein Sofa, ein Sessel und ein Panoramafenster, das hinaus auf den See zeigte und die einzige Lichtquelle darstellte. Links ein Buffet, eine Küche und eine Menge Cowboy-Kunst an den Wänden. Von Billy LaBrecque keine Spur.
    Normalerweise gebe ich mich in solchen Momenten durch Rufe als Kautionsdetektivin zu erkennen, doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Ich schlich mit der Glock in beiden Händen durch die Küche in einen großen, offenen Raum. In der Mitte führte eine mit einem Geländer eingefasste Treppe nach unten, links und rechts befanden sich vier Türen, alle zu. Ich beschloss, zuerst die Treppe zu sichern, die anders als der Dielenboden oben mit einem Teppich ausgelegt war und in ein riesiges Spielzimmer führte. Es war mit rustikalen Holzpaneelen getäfelt und enthielt eine gut ausgestattete Bar, einen Billardtisch, einen Fernseher, einen alten Flipperautomaten und ein paar Möbel. Auch hier kein LaBrecque.
    Vorsichtig stieg ich die Stufen wieder hinauf, blieb oben stehen und kontrollierte mit einem Blick schnell den Hauptraum. Nichts hatte sich verändert, er war leer und düster, nur durch das große Fenster fiel graues Licht.
    Ich ging zur ersten Tür auf der linken Seite, stellte mich daneben, schob sie, als sich die Klinke ohne Widerstand runterdrücken ließ, leise auf und trat schnell mit schussbereiter Glock hinein. Schweißperlen tropften mir von der Stirn. Die Regenjacke klebte auf der Haut. Mein Herz raste, jede Faserwar angespannt. Angreifen oder abhauen? Ich war mir noch nicht sicher.
    Ich überprüfte den Schrank und das Bad. Leer. Ich zog mir die Jacke aus, ließ sie liegen und durchsuchte dann die nächsten beiden Zimmer. Jedes Mal, wenn der Boden knarrte oder eine Tür quietschte, zuckte ich zusammen.
    Als ich die letzte Tür öffnete und LaBrecque direkt vor mir sah, hatte ich das Gefühl, einen Schlag vor den Kopf zu bekommen. Sein Gesicht war abgewandt, aber ich erkannte ihn sofort an seiner Statur, dem Stiernacken und dem braunen Haar. Doch das war nicht mehr der bedrohliche Schläger, den ich in der Kirche getroffen hatte, der Mann, der seine Frau und sein Kind misshandelt und mich jähzornig und herrisch am Handgelenk gepackt hatte. Dieser William LaBrecque lag völlig entblößt auf dem Boden. Seine Beine waren gespreizt, Steißbereich, Gesäß und Oberschenkel waren blutverschmiert und mit Bissen, Stichen und scheußlichen Schwellungen bedeckt.
    Alle Zeichen des Wunschknochen-Mörders.
    Mein Herz raste, als ich ins Zimmer trat. Ich wirbelte schnell herum, bereit, meine Glock abzufeuern, sollte jemand hinter der Tür stehen. Aber dort war niemand. Ich überprüfte den Schrank und das Bad und ging wieder zurück zu LaBrecque, berührte seinen Hals mit zwei Fingern und hielt einen Moment sein Handgelenk. Kein Puls, aber er war noch warm. Ich überlegte. Er war ein großer Kerl, in dem Haus war es heiß, selbst nackt und leblos würde er eine Weile warm bleiben. Ich musste an die Furchen denken, die ich auf dem Weg gesehen hatte.
    Ich beugte mich zu seinem Gesicht, wobei ich darauf achtete, so wenig Spuren wie möglich zu zerstören. Außerdem

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