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Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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reingehen?»
    «Sparen
Sie
sich den Scheiß», brüllte er zu meiner Überraschung,kam sehr aggressiv auf mich zu, schubste mich mit beiden Händen weg und schrie «Nein!», so wie man es in Selbstverteidigungskursen lernt. Während ich nach hinten umkippte, lief er davon. Die Schlappen schlugen wie Flip-Flops auf den Boden, und Echeverria musste seine Knie ziemlich hochziehen, um nicht zu stolpern. Er sah aus wie ein wild gewordener Schwan.
    Ich bin zwar klein, aber schnell. Zwei Grundstücke weiter hatte ich ihn so weit eingeholt, dass ich mich auf seine Beine werfen konnte. Er versuchte sich loszureißen und verlor einen Schuh. Ich hielt ihn so lange fest, bis er stöhnend zu Boden krachte. Er rang nach Luft, und ich kletterte auf seinen Rücken, versuchte, ihn auf den Boden zu drücken und gleichzeitig nach meinen Handschellen zu greifen. Doch er zappelte herum wie ein Fisch an Land, warf mich ab und drehte sich um. Ich schlang meine Arme um seinen Kopf, und wir wälzten uns, bis er mir so fest in die Schulter biss, dass ich loslassen musste. Dann lief er zum Golfplatz und enterte einen der Elektrowagen. Als er über den Rasen davonfuhr, zeigte er mir den Stinkefinger.
    «Scheiße!»
Ich rappelte mich auf und klopfte den Dreck von mir ab.
    Auf einer Veranda wenige Meter entfernt standen eine Frau und zwei kleine Kinder, die mich mit offenen Mündern anstarrten. Kaum tat ich einen Schritt auf sie zu, klammerten sie sich an die Beine der Frau, als wollte ich sie rösten und auffressen.
    «Keine Sorge, wir kennen uns», sagte ich und lächelte. «Wir spielen nur ein bisschen.»
    Die drei starrten mich immer noch an.
    Ich fuhr den Jeep außer Sichtweite, parkte ihn eine Straße weiter und kehrte dann zu Roy Echeverrias Haus zurück. DieTür war nicht abgeschlossen. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, eine Frau niederzuringen und mit einem Golfwagen abzuhauen. Im Bad im ersten Stock fand ich ein Fläschchen Jod, zog den Kragen meines T-Shirts über die Schulter und untersuchte die Bisswunde.
    «Scheißkerl.»
Es sah nicht schön aus, die Haut hatte sich bereits dunkelrot verfärbt, außerdem tat es höllisch weh. Das Jod brannte und trieb mir die Tränen in die Augen. «Jetzt reicht’s», brummte ich und ging ins Schlafzimmer, wo ich nach kurzer Suche in einem Schuhkarton im Schrank eine 9   m m und Munition fand. Ich lud die Pistole und ging nach unten.
    In der Küche stand eine Kanne mit Kaffee, ich schenkte mir einen Becher ein und setzte mich hin. Der Typ trug nur einen Schuh und fuhr einen gestohlenen Golfwagen. Ich glaubte nicht, dass er lange wegbleiben würde, und ich hatte recht. Nach nur einer Stunde ging ganz langsam die Haustür auf. Ich hörte, wie er leise durchs Haus schlich und Schranktüren öffnete und den Duschvorhang zurückriss. Dann spähte er mit großen Augen um die Ecke und sah mich am Küchentisch sitzen. Sein Blick wanderte kurz zur Waffe, dann zum Kaffeebecher, zur Kaffeemaschine und zurück zu mir.
    Ich legte meine Hand auf die 9   m m. «Setzen Sie sich, Mr.   Echeverria.»
    Er fluchte leise, tappte barfuß in die Küche und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. «Warum geht bei mir nur immer alles schief?»
    «Na, super, ein Jammerlappen», sagte ich. «Das hat mir gerade noch gefehlt.»
    Später erzählte er mir, dass er einfach ein normales Leben führen wollte, als er sich das Haus und seinen neuen Namen gekauft hatte. Doch seit seiner Flucht war nichts mehr normalgewesen. Er hatte die ganze Zeit Angst gehabt und sich verfolgt gefühlt. Er fürchtete, dass man ihn eines Tages umbringen würde für das, was er getan hatte.
    Die Tonbänder befanden sich in einem Banksafe. Gleich Montagmorgen, versprach er, wollte er sie holen, meine Vereinbarung unterschreiben und den Scheck über fünfhunderttausend Dollar annehmen. Nur für den Fall, dass er seine Meinung änderte, lud ich mich selbst für das Wochenende ein. Zuerst protestierte er halbherzig, doch als ihm klar war, dass er mich nicht loswurde, gewöhnte er sich schnell an den Gedanken.
    Montagmorgen wusste ich genau, was er getan hatte und wie er seine Tat rechtfertigte. Alles, bis ins kleinste quälende Detail! Ich kannte seine Lebensgeschichte, den Namen seiner Schwester, und ich wusste, dass er mit dreizehn Windpocken gehabt hatte. Ich kannte das Geburtsdatum seiner zweiten Freundin und seine Noten in der Highschool. Der Hurensohn war keine Sekunde still. Hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte ihn selbst

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