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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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umgebracht.
    «Auf den Bändern erfahren Sie alles», sagte er zum dreizehnten Mal, beim Kaffee in der Essnische, die mein Auftraggeber bezahlt hatte. «Wie die Chefs dort über Menschen mit einer anderen Hautfarbe oder, Gott behüte, mit einem Akzent denken. Die erzählen sich Witze bei diesen Treffen. Rassistische Witze. Aber es waren nicht nur die Witze, in der ganzen Firma sind Diskriminierungen an der Tagesordnung.» Er sah mich an. «Die würden auch über Sie lachen. Die würden sich weigern, Sie zu befördern und Ihnen einen angemessenen Lohn zu zahlen. Weil Sie keine Weiße sind.»
    Er spielte auf meine Herkunft an, über die ich selbst nichts wusste. Er hoffte, irgendeine versteckte Wut in mir zu entfachen. Aber Fehlanzeige. Mittlerweile war ich ihm und demKlang seiner Stimme gegenüber schon völlig taub. Wenn er mir erzählt hätte, dass er am liebsten in ein riesiges Fass Erdnussbutter wichsen möchte, hätte ich genickt und gesagt, wie nett.
    Ich hörte mir auch die Bänder nicht an, nachdem ich sie in den Händen hatte. Es interessierte mich nicht. Meine Arbeit bestand nicht darin, die Welt vor Arschlöchern zu retten. Ich wollte nur die zweitausend Dollar haben, die mir zustanden, und ohne Kloß im Hals nach Hause gehen. Ich stopfte die Bänder in meinen Koffer, verschloss ihn und nahm ihn als Handgepäck mit ins Flugzeug. Ich hatte meinen Job erledigt, und das war alles, was mich interessierte.
    In der Dämmerung des Montagabends beobachtete ich kurz vor dem Abflug durch das winzige Fenster einer 767, wie die Sonne hinter den westlichen Berghängen versank. Da ich völlig erschöpft davon war, die ganze Zeit auf Echeverrias Sofa nicht einzunicken, schlief ich ein, kaum dass sich die Maschine in den weiten Himmel Colorados erhoben hatte.
    Ich träumte, ich wäre in einem kleinen Restaurant, in dem der Salat mit Cherrytomaten und kleinen Salzpäckchen auf großen weißen Tellern serviert wurde. Neben meinem Teller lag eine in eine Papierserviette gewickelte Pistole, und daneben stand ein Martiniglas, in dem ein Wunschknochen steckte. Im Traum wusste ich genau, dass der Wunschknochen wichtig und eine Warnung war, und plötzlich bekam ich Angst.
    Als mich eine Stewardess fragte, ob ich etwas essen wolle, wachte ich auf. Laut Namensschildchen an ihrem marineblauen Blazer hieß sie Barbra, und Barbra hatte ein bisschen zu viel Lippenstift aufgetragen. Große, furchterregend rote Lippen sind nicht das, was man sehen möchte, wenn einem das Herz rast.
    «Koffeinfreien Kaffee», sagte ich und klappte meinen Laptop auf. Dr.   Shetty stand darauf, Träume zu analysieren. Für meinen letzten – ich war auf einem Schokoriegel in eine Ziegelmauer gerast – hatte sie Tage gebraucht. Ich beschloss, ihr eine E-Mail zu schicken. Sie würde sich bestimmt freuen.
    Und dann sah ich es. In meinem Postfach steckte eine neue Nachricht, wie der Wunschknochen im Glas in meinem Traum. Ich bekam keine Luft mehr. Die Frau neben mir wollte wissen, ob alles in Ordnung sei. Ja, ja, alles bestens, sagte ich.
    Der Stil des Briefes war unverkennbar. Ich merkte sofort, dass der Autor dieselbe Person war, die Rauser geschrieben und Menschen gequält und ermordet hatte.
    Und nun bekam ich wie vorher im Traum tatsächlich Angst. Der Brief war zwar an Rauser adressiert, doch mein Name erschien in der Copyzeile.
     
    Wertester Lieutenant,
    Sie fragen sich, warum es bei David anders war, stimmt’s? Was ich mit ihm getan habe, wo ich es getan habe, wie ich ihn zurückgelassen habe, alles war anders. Auch bei William LaBrecque war es anders. Haben Sie schon verstanden, weshalb? Ich sage Ihnen, was sie gemeinsam hatten: Beide waren eine Plage, die ausgerottet werden musste. Zugegebenermaßen aus sehr unterschiedlichen Gründen, trotzdem waren beide eine Schande. Also wirklich, das alles muss Sie doch quälen. Was haben die Psychologen Ihnen gesagt? Dass sich die Methode ändert, dass sich das Motiv ändert, dass wir lernen und uns entwickeln, dass Menschen vielschichtig sind?
    Ihre Psychologen wissen so wenig über mich wie Sie.
    Dafür habe ich ein paar Dinge erfahren. Beginnen wir mit Ihrer neuen Beraterin. Ich habe ihr LaBrecque gegeben. Wussten Sie das? Und was für ein Kitzel muss das für eine Profilerin gewesen
sein. Sie war ganz allein dort draußen auf dem Land und in dieser Hütte. Ich hätte ohne Probleme zurückkehren können. Aha, jetzt habe ich Ihre Aufmerksamkeit. Was überrascht Sie am meisten? Dass ich weiß, dass sie dort

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