Cut
war, oder dass mir ihre Vergangenheit beim FBI bekannt ist? Ich habe gesehen, wie Sie gemeinsam eintrafen, um den armen David zu finden. Was hat eine Privatdetektivin an einem Tatort zu suchen, habe ich mich gefragt. Das musste ich herausfinden. Spüren Ihre Kollegen die erotische Spannung zwischen Ihnen? Oder der Polizeichef oder der Bürgermeister? Ich spüre sie. Erregt es Sie, wenn die Kleine meine Taten für Sie rekonstruiert? Sprechen Sie im Bett über mich? Arbeit und Vergnügen muss man auseinanderhalten, Lieutenant, das sollten Sie doch wissen.
Sie denken, ich hätte Fehler gemacht bei David, nicht wahr? Weil ich ihn an einen öffentlichen Ort gebracht und auf diese Weise benutzt habe. Trotzdem konnten Sie in dem Hotelzimmer nichts finden. Verzweifeln Sie nicht, Lieutenant. Es hätte Ihnen nämlich auch nicht geholfen. Ich bin in keiner Datenbank. Meine DNA würde Ihnen nur eines bringen: einen Hinweis beim nächsten Mal.
Übrigens, dieser Name, Wunschknochen, ist lächerlich, finden Sie nicht auch? Die Medien reißen immer alles aus dem Zusammenhang, anstatt die ganze Geschichte zu erzählen. Worauf werden sie sich wohl als Nächstes stürzen? W.
Ich lehnte mich zurück und holte bebend Luft. Die Frau neben mir war verschwunden. Ob mit meiner Unruhe und Anspannung auch mein Körpergeruch stärker geworden war? Ich versuchte, möglichst unauffällig unter den Achseln zu riechen. Vielleicht hatte die Frau irgendwo einen freien Platz gefunden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich schaute wieder auf die Worte auf meinem Laptop, dieWorte eines Psychopathen. Er machte sich über den Namen lustig, den ihm die Medien gegeben hatten, unterzeichnete aber mit W. Er begann, seine neue Identität zu akzeptieren.
Was sollte diese E-Mail ? Die Absicht war, so nahm ich an, zwei Drohungen auszusprechen. Mit der ersten kündigte er einen weiteren Mord an.
Meine DNA würde Ihnen nur eines bringen: einen Hinweis beim nächsten Mal.
Die zweite war etwas kryptischer.
Worauf werden sie sich wohl als Nächstes stürzen?
Betraf das Rauser? Oder Rauser und mich?
Ich versuchte, mehr über die Urheberschaft der E-Mail zu erfahren. Sie war an Rauser und an mich geschickt worden, weitere Adressen waren nicht sichtbar, und zwar von einer kostenlosen E-Mail -Adresse, die bestimmt nur für diesen Fall eingerichtet worden war und zunächst nichts über den Verfasser sagte. Doch das Internet zu benutzen war mutig, denn Neil und andere Experten konnten den Weg zurückverfolgen und herausfinden, von welchem Computer die E-Mail stammte. Offenbar begann Wunschknochen sich zu langweilen.
Ich musste daran denken, wie ich mich in der Nacht des Mordes an Brooks zu der größer werdenden Menge hinter der Absperrung umgesehen und mich gefragt hatte, ob der Mörder uns beobachtete. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, irgendwas hatte in der Luft gelegen. Sicher hatte die Polizei die Aufnahmen von den Schaulustigen an den einzelnen Tatorten bereits ausgewertet und verglichen und die Leute überprüft. Doch vielleicht sollte ich noch einmal genauer hinschauen. Ich musste daran denken, wie ich im Regen auf dem Feldweg zu der Hütte gefahren war, in der ich LaBrecque gefunden hatte. Ich versuchte, mich genau zu erinnern. Auf der Hauptstraße hatte Verkehr geherrscht, aber ich hatte nicht damit gerechnet, an den Ort eines Mordes zu kommen. Ich sollte einenflüchtigen Verdächtigen finden, einen Frauenschläger, und hatte nur nach seinem blauen Pick-up Ausschau gehalten. Warum LaBrecque? Wie passte er ins Bild? Woher wusste der Täter, dass ich ihn suchte?
Ich habe ihr LaBrecque gegeben. Wussten Sie das? Und was für ein Kitzel muss das für eine Profilerin gewesen sein. Sie war ganz allein dort draußen auf dem Land und in dieser Hütte. Ich hätte ohne Probleme zurückkehren können.
Hast du mir tatsächlich LaBrecque
gegeben
? Oder hast du einfach Polizeiberichte in die Hände gekriegt und beschlossen, ihn dir selbst zu schnappen? Ein weiteres kleines Drama nur zum Spaß? Oder um die Profilerin zu erschrecken? Warum stört es dich so, dass ich mit diesem Fall zu tun habe? Und warum bist du nicht zurückgekehrt?
Ich trank den Kaffee, den mir Barbra mit den großen roten Lippen gebracht hatte, und spülte ein paar Schmerztabletten runter. Die Schulter tat mir nach Roy Echeverrias Biss noch immer weh, und mein Schädel dröhnte. Der Traum, der Brief, dieser Täter, alles an diesem Fall faszinierte mich und stieß mich zugleich ab, es war, als
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