Cute & Winter: Eiskaltes Verlangen (German Edition)
ins Erdgeschoss. Da sich Dennis’ Augen mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blinzelte er mehrmals, als sie in den hellerleuchteten Flur traten.
Mit einem schnellen Blick hatte René die nüchterne Einrichtung erfasst und orientierte sich kurz. Dann wandte er sich zielstrebig nach links und betrat nach wenigen Metern ein beleuchtetes Büro. Dennis schlotterten schon wieder die Knie. Doch glücklicherweise befand sich niemand in diesem Raum, der ein Durchgangszimmer war. Die Tür zum angrenzenden Zimmer stand einen Spalt weit offen. Deutlich konnten sie die Stimmen vernehmen – dies war der Raum, unter dessen Fenster sie vorhin gehockt hatten.
René schlich sich noch ein Stück näher heran.
„Warum glaubst du eigentlich, dass Miriam meinen Vater umgebracht hat?“, wisperte Dennis. In seinen Augen blitzte ein Hauch von Panik auf. Warum zum Teufel hatte er René begleiten wollen?
„Damit ich nicht dich verdächtigen muss“, grollte René und bedeutete ihm, still zu sein.
„... die Kurse stehen sehr gut. Wenn wir jetzt verkaufen, machen wir einen beachtlichen Gewinn.“
„Wir sollten noch warten.“
„Aber nach den Berechnungen von Dr. Tirgau ist jetzt die ideale Zeit für Geldgeschäfte.“
Allgemeines Gemurmel.
„Was meinen Sie, Miriam?“
„Ich habe erst jetzt das nötige Kapital, um voll mit einzusteigen. Aber ich bin davon überzeugt, dass Dr. Tirgau in seinen Berechnungen und Prognosen niemals irrt.“
„Er hat auch den Tod Ihres Mannes erahnt, nicht wahr?“, meinte eine mitfühlende Stimme.
„Ja, das hat er.“ Pause. „Ich hätte auf ihn hören sollen! Er ist ein so starkes Medium ... ich ... ich mache mir Vorwürfe! Ich hätte Alfons Sohn aus dem Haus werfen sollen! Oder ihn zumindest mehr beobachten. Dr. Tirgau gab mir schon lange vor der Tat entscheidende Hinweise.“
„Machen Sie sich keine Vorwürfe. Der Täter wird seine Strafe erhalten, auch wenn es der Sohn Ihres Mannes ...“
„Er war es!“, beharrte Miriam Albrecht-Siebenlist eigensinnig. „Und er wagt es auch noch, mich der Tat zu bezichtigen!“
René hörte, wie jemand ein Feuerzeug aufschnappen ließ. Dennis hatte ihm berichtet, dass seine Stiefmutter extrem viel rauchte in der letzten Zeit.
„Und jetzt terrorisiert er mich auch noch! Er verfolgt mich! Ich weiß gar nicht, was ich machen soll. Zum Glück hat Dr. Tirgau mir einen seiner Leibwächter überlassen.“
Erstauntes Gemurmel.
„Ralph ist schon mit ganz anderen Dingen fertig geworden“, fügte sie noch hinzu.
„Ich erinnere mich. Ralph war damals schon einer von Tirgaus Männern, als diese beiden Sonderlinge, Meyer und ... wie hieß der andere noch gleich?“
„Halberstedt“, kam ihm jemand zu Hilfe.
„Richtig – als Meyer und Halberstedt mit diesen falschen Anschuldigungen zur Polizei gehen wollten. Sie wollten Tirgau nur erpressen, damit er ihnen eine stattliche Summe auszahlt.“
„Es zahlt sich eben nicht aus, wenn man den Rachen zu weit aufreißt“, meinte eine der anwesenden Frauen. „Ralph ist jedenfalls ein Profi. Wenn er in Ihrer Nähe ist, sollte sich Ihr Stiefsohn von Ihnen fernhalten.“
„Vielleicht sollte er einmal Bekanntschaft mit Ralphs Spezialbehandlung machen.“
Die Gruppe lachte verhalten, aber eindeutig amüsiert.
„Zumindest bei Halberstedt und Meyer hat das sehr gut geholfen. Die beiden waren danach zahm wie die Lämmer.“
„Ich wünsche ihm jedenfalls, dass er Ralph in die Finger fällt“, zischte Miriam ungehalten. „Das wäre ihm sicher eine Lehre. Einmal hat Ralph ihn schon fast erwischt, als er hinter mir her war.“
„Wir sollten eine Pause machen.“
René hörte, wie Stühle zurückgeschoben wurden, und reagierte sofort. Er stieß Dennis zu Boden und hechtete selbst hinter einen der drei großen Schreibtische. Im selben Moment öffnete sich die Tür und mehrere Leute betraten das Büro. Wenn Dennis bereits vorher nervös gewesen war, so hatte er nun das Gefühl, als müssten alle Anwesenden das laute Schlagen seines Herzens hören. Doch niemand sah zu ihm herüber.
Die beiden Männer und auch die zwei Frauen, soviel konnte René erkennen, verließen das Büro wieder. René atmete auf, doch seine Anspannung blieb. Auch sein Herz raste unangenehm.
Es dauerte einige Minuten, bis die Vier wieder auftauchten. Im Raum selbst hörten sie Miriam mit einem Mann über Geldanlagen diskutieren. Dennis’ Oberschenkelmuskeln protestierten zitternd,
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