Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
wuchs. Der Spott verflog, als sie langsam den Kopf schüttelte. Sie beugte sich zu ihm vor und sah ihn ernst an. „Ich zweifle ja nicht daran, dass du dieser gloriose Krieger bist. Aber ich bin bestimmt nicht die Wächterin irgendeiner orkischen Blutlinie.“
„Das Schwert des Chambarock lebt in deinen Händen.“
„Das ist nicht Chambarocks Schwert, sondern meins.“ Ihre Züge wurden hart.
„Genau das ist es, was ich sagen wollte“, erklärte Loric mit offenem Blick.
Cvon lehnte sich entspannter zurück, beobachtete ihn aber dennoch wachsam.
„Ich habe nichts übrig für Prophezeiungen“, meinte sie kategorisch.
„Aber siehst du nicht die Zeichen? Deine Gesichtsbemalung, deine Verbindung mit dem Schwert ...“ Lorics Stimme war beinahe beschwörend. „Jeder aus meinem Stamm würde bedenkenlos sein Leben für dich geben!“
„... Und jeder aus deinem Stamm hat auch die Andere, für die ihr einmal im Jahr Festessen gebt, für die Wächterin gehalten. Oder irre ich mich?“
Loric senkte beschämt den Blick.
„Ja, mein Stamm hat sich schwer gegen das Schwert versündigt“, gab er mit belegter Stimme zu. Cvon schüttelte nur den Kopf.
„Unsinn.“
„Das ist kein Unsinn. Aber es hat dich dennoch gefunden und das ist das Wichtigste.“
Wieder sah sie ihn an, als zweifle sie an seinem Verstand. „Na schön. Und was willst du jetzt von mir?“
„Der Feind ist aufgetaucht und tötet unsere Leute. Ich bin ausgeschickt worden, die Wächterin zu suchen und um Hilfe zu bitten.“
Sie schien nichts anderes erwartet zu haben. Seine Antwort schien jedoch ihren Zweifel an seinem Verstand noch zu vertiefen.
„Wie hast du mich gefunden?“
„Wir waren in Suth und haben das Orakel befragt.“
„Aha.“ Unglauben mischte sich in ihren abschätzenden Blick. Nach einer kurzen Pause beugte sie sich vor. „Na schön, Loric. Du hast mir deine Geschichte erzählt und es tut mir wirklich leid um deine Leute. Aber ich werde bestimmt nicht in die verbotenen Wälder ziehen, um Kindermädchen für einen Orkstamm zu spielen.“
Bei dem respektlosen Ausdruck „Kindermädchen“ wurden Lorics Augen groß. Doch der Ork kontrollierte seinen Ärger meisterhaft.
„Du hast überhaupt keine Wahl“, erklärte er beinahe gelassen. Sofort wurden ihre Augen schmal. „Was habe ich nicht?“
Es schien mehrere Grade kühler im Schankraum geworden zu sein. Duice und Naginar stellten beunruhigt das Essen ein, doch Loric hob besänftigend die Hände.
„Niemand entgeht seiner Bestimmung. Das ist alles, was ich sagen wollte.“
„Das ist religiöses Gewäsch für Priester und alte Weiber. Du verschwendest meine Zeit.“ Wütend stand sie auf.
„Das hat nichts mit Priestertum zu tun. Selbst die Götter müssen sich ihrem Schicksal unterwerfen.“ Cvon wollte sich wütend umdrehen, doch Loric stand nun ebenfalls auf und griff nach ihr. Im letzten Moment besann er sich jedoch und ließ seine Hand nur wenige Zentimeter von ihrem Arm entfernt in der Luft verharren. Er spürte einfach, dass der Versuch, sie festzuhalten, ja selbst eine einfache Berührung, bei dieser Frau mehr als gefährlich war.
Sie bemerkte seinen Versuch und sein Zögern im letzten Moment. Demonstrativ bewegte sie den Arm keinen Zentimeter und sah ihn kalt an. Loric hatte Mühe, ihrem Blick standzuhalten, doch er weigerte sich einfach, aufzugeben.
„Ich verschwende deine Zeit nicht, Cvon. Ich habe dich zu einem fürstlichen Frühstück eingeladen und du würdest dem Koch dieser herrlichen Speisen eine unverdiente Geringschätzung angedeihen lassen, wenn du es nicht genießt.“
Cvon sah ihn verblüfft an, entspannte sich aber langsam wieder. „Du redest nicht wie ein orkischer Krieger“, meinte sie.
„Was soll ich machen? Mein Lehrer war ein Traman-Priester.“ Loric zuckte mit den Schultern und wagte ein vorsichtiges Lächeln.
„Und du benimmst dich auch nicht wie einer.“ Forschend sah sie ihn an.
Doch er grinste nur breit. „Oh, wenn du nicht die wärest, die du bist, hätte ich dir spätestens für das ‚Kindermädchen‘ den Hosenboden strammgezogen.“ Cvon hob die linke Augenbraue.
„Oder es zumindest versucht“, schränkte er mit einem weiteren Schulterzucken ein. Sie schenkte ihm einen weiteren skeptischen Blick und setzte sich langsam wieder. Loric tat es ihr nach. Scheinbar gedankenverloren betrachtete sie Duice und Naginar, die wie gebannt dort saßen und gespannt der Entwicklung folgten. Schließlich wandte sie sich
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