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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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bei denjenigen zu bedanken, über deren Absichten sie sich einigermaßen im Klaren war. Also nickte sie nur.
    „Ich werde mich jetzt waschen gehen. Wenn ihr vorhabt noch länger an meinen Fersen zu kleben, sollten wir uns danach unterhalten.“
    Der Ork nickte erleichtert. „Ich werde dich zu dem besten Frühstück einladen, das in diesem Haus zubereitet wird“, versprach er.
    Cvon sah schräg hinter ihm Herncocks Augen aufleuchten.
    „Na schön. Ich werde aber etwas Zeit brauchen“, meinte sie mit einem Blick auf ihre Kleidung und sah dann Herncock an. Die Aussicht auf Profit hatte seine Laune erheblich gebessert.
    „Das Essen wird serviert werden, sobald du fertig bist“, meinte er in seiner geschäftigen Art. „Kann ich den Herren so lange etwas zu trinken anbieten?“
    Die Antwort bekam Cvon schon nicht mehr mit. Sie schritt den Flur hinunter und erreichte nach wenigen Augenblicken den Waschraum. Doch kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, wich eine Anspannung von ihr, von der sie erst jetzt etwas bemerkte – sie hatte etwas unterdrückt.
    Mit einem Schlag überfielen sie wieder die schrecklichen Bilder ihrer toten Mutter. Ihr Gesicht und ihr entsetztes Geschrei, die beide nichts Menschliches mehr an sich gehabt hatten. Die Bilder vermischten sich mit denen von Mynoras Leiche, und plötzlich war Cvon wieder das kleine hilflose Mädchen, das auf alle Grausamkeiten der Welt nur mit Tränen reagieren konnte.
    Sie hätte sich beinahe von der puren Gewalt ihrer Gefühle mitreißen lassen, hätte sich zurückgelehnt, um schluchzend an der Tür herunterzurutschen. Doch dann fing das Schwert sie mit seiner Kälte auf und ließ ihr Herz zu Eis erstarren. Cvon riss sich zusammen und wurde beinahe wütend über ihre Schwäche. Niemand konnte mit Gejammer etwas ändern. Trauer tat nur weh. Und sie verstand nicht, warum ihre Gefühle nicht endlich verkümmerten und sie in der sicheren Umarmung der Kälte zurückließen.
    Sie beschloss, nicht noch mehr Zeit zu verschwenden, und widmete sich konzentriert dem Wasser, der Seife und der Sauberkeit.
     

     
    „Sie hat kalte Augen.“ Duice hatte zu niemand im Besonderen gesprochen, sondern nur gedankenverloren in seinen Becher mit vergorener Ziegenmilch geblickt. Er unterbrach damit ein belangloses Gespräch über menschliche Gepflogenheiten, mit dem seine Gefährten seit mehr als einer Stunde ihre Nervosität zu überspielen versuchten. Der Riese sagte so selten unaufgefordert seine Meinung, dass seine Freunde ihn leicht überrascht ansahen.
    „Ja“, meinte Naginar nachdenklich und wandte sich an Loric. „Wenn ich sie ansehe, richten sich meine Nackenhaare auf.“ Als eine Reaktion ausblieb, fügte er vorsichtig hinzu: „Ich habe kein gutes Gefühl bei ihr.“
    Doch Loric brauste nicht auf. Er machte sich selbst genug Sorgen. Er hatte seinen Freunden nicht erzählt, mit welcher beängstigenden Leichtigkeit sie über zwanzig Krieger abgeschlachtet hatte. Und er hatte auch nichts von der Aura aus Kälte, Bösartigkeit und Genugtuung erwähnt, die nach der Tat von ihr ausging. Verdammt, er hatte nicht einmal gewagt, seinen Freunden zu berichten, dass sie kein Interesse an dem weiteren Verbleib der sterblichen Überreste ihrer Freundin gezeigt hatte. Sie hatte gesagt, dass eine Leiche nichts als totes Fleisch sei, und war weiteren Fragen nicht zugänglich gewesen. So hatte er selbst in der vergangenen Nacht Mynoras Leiche begraben, um der Toten wenigstens ein Mindestmaß von Würde zu lassen. Er wusste selbst nicht genau, warum er diese Tatsache auf keinen Fall seinen Freunden anvertrauen wollte.
    „Sie ist offensichtlich die Wächterin“, erklärte er schwach.
    „Das haben wir auch von der Elfin gedacht“, meinte Naginar mit einem vorsichtigen Seitenblick.
    Doch Loric hing nur weiter seinen eigenen Zweifeln nach. Nicht Zweifeln darüber, dass sie die Wächterin war. Im Gegenteil, Loric fühlte sogar eine unbegreifliche Sympathie für die drahtige Frau mit den kalten Augen. Seine nagenden Zweifel betrafen das Schwert, das so eng mit seinem Schicksal verbunden war. Er fragte sich, wie sein Volk eine derartig bösartige Waffe erschaffen konnte. Nachdenklich sah er den Freund an.
    „Das ist Unsinn, Naginar“, meinte er beinahe sanft. „Du hast das Schwert gesehen. Es lebt in ihren Händen.“
    Naginar sah nun ebenfalls in seinen Becher. Natürlich hatte er es auch gesehen und es konnte nicht wirklich einen Zweifel geben.
    Loric war sehr froh, dieses unangenehme

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