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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Sie?«
    Wieder strahlt der Bangla. »Ach, nur ein bescheidener Diener. Mein Name, wenn Sie darauf bestehen, ist Chakraborty.«
    »Ich muss Ihnen sagen, dass ich eigentlich gar nicht in Stimmung für Geheimnistuerei bin«, sagt Vishram.
    »Verzeihung, Verzeihung. Zur Sache. Ich bin Anwalt und wurde von einer gewissen Firma beauftragt, Ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Diese Botschaft lautet: Wir unterstützen uneingeschränkt Ihre Ankündigung einer möglichst bald erfolgenden Leistungsdemonstration.«
    »Wer ist wir?«
    »Eher was als wer, Mr. Ray.«
    Der Glaslift steigt immer höher in den bernsteinfarben leuchtenden heiligen Smog von Varanasi hinauf.
    »Also was?«
    »Odeco ist ein Unternehmen, das einige wenige, sorgfältig ausgewählte und sehr spezifische Investitionen tätigt.«
    »Und wenn Sie wissen, dass ich soeben ein Angebot von einer Gesellschaft abgelehnt habe, von der ich wenigstens schon einmal gehört habe, was glauben Sie dann, was Odeco mir bieten könnte?«
    »Genau das, was wir auch schon Ihrem Vater geboten haben.«
    In diesem Moment wünscht sich Vishram, dieser gläserne Kokon hätte den imaginären Halteknopf, der zur vorgeschriebenen Ausstattung von Hollywood-Aufzügen gehört. Aber er hat keinen, so dass sie weiter am Fassadenrelief von Ray Power hinaufsteigen.
    »Mein Vater hat keine Partner in die Firma aufgenommen.«
    »Mit allem Respekt, Mr. Ray, aber da muss ich Ihnen widersprechen. Was glauben Sie, wer das Geld für den Teilchenbeschleuniger investiert hat? Das Budget für das Nullpunktprojekt hätte selbst Ranjit Ray in den Bankrott getrieben.«
    »Was versprechen Sie sich davon?«, fragt Vishram. Seine Held-des-Volkes-Aura ist verpufft. Spiele innerhalb von Spielen, Ebenen der Zugangsberechtigung und Geheimhaltung, Namen und Fakten und Masken. Gesichter, die sich Zutritt zu seinem Lift verschaffen und mit ihm über die geheimsten Transaktionen plaudern.
    »Nur Erfolg, Mr. Ray. Nur Erfolg. Um die Botschaft meiner Auftraggeber zu wiederholen und vielleicht zu verstärken: Odeco ist sehr daran interessiert, dass Sie Ihre Absicht in die Tat umsetzen, eine vollmaßstäbliche Demonstration des Nullpunktprojekts durchzuführen. Die Gesellschaft möchte, dass Sie wissen, dass man Sie unterstützen wird, um den Erfolg des Projekts zu gewährleisten. Was auch immer dazu nötig ist, Mr. Ray. Ah. Das hier scheint mein Stockwerk zu sein. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Mr. Ray.«
    Chakraborty schlüpft zwischen den Türhälften hindurch, bevor sie sich vollständig geöffnet haben. Vishram fährt ein ganzes Stockwerk weiter, bis ihm einfällt, noch einmal zurückzukehren und dort anzuhalten, wo der seltsame kleine Mann ausgestiegen ist. Er blickt in den gekrümmten Korridor. Nichts, niemand zu sehen. Er könnte in irgendein Büro gegangen sein. Genauso gut könnte er in ein anderes, ein Nullpunkt-Universum übergewechselt sein. Die sinkende Sonne knallt in die Liftkabine, aber Vishram erschaudert fröstelnd. Er muss heute Abend irgendwohin ausgehen, fort von alldem hier, wenn auch nur für ein paar Stunden. Aber welche Frau wird er fragen?

21 Parvati
    Die Aprikose fliegt in hohem Bogen hinaus über die Brüstung, dreht sich langsam und hinterlässt eine Blutspur aus Saft. Sie verschwindet zwischen den Gebäuden, fällt der weit unter ihnen liegenden Straße entgegen.
    »Die hat also die Boundary in der Luft überschritten. Und was ergibt das?«
    »Eine Sechs!«, ruft Parvati und klatscht in die Hände.
    Die Linie ist ein Strich aus Gärtnerkreide, das Wicket ein Sperrholzkasten für Sämlinge, von dem drei Seiten abgeschlagen wurden und das sie senkrecht aufgestellt haben. Krishan stützt sich auf seinen Schläger – einen Spaten.
    »Eine Sechs ist technisch gesehen ein schwacher Wurf«, sagt er. »Der Schlagmann muss sich darunter positionieren, und er kann nicht richtig einschätzen, wohin der Ball fliegt. Es ist zu einfach für die Feldspieler, die Chance zu nutzen und ihn zu fangen. Der wahre Enthusiast wird einer Vier stets mehr Beifall zollen als einer Sechs. Es ist ein stärker kontrollierter Wurf.«
    »Ja, aber es sieht wesentlich kühner aus«, sagt Parvati. Dann fliegen ihre Hände hoch, und sie legt sie auf den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken. »Verzeihung, aber ich habe gerade daran gedacht, dass jemand dort unten ... jemand, der sich keiner Schuld bewusst ist und urplötzlich mit Aprikose bekleckert wird ... und er denkt sich: Was ist hier los? Aprikosen fallen

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