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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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den Rikscha-Wallah durch den Verkehr. Es war ein langer, schwerer Weg. Mehrere Male stieg Kumarmangalam ab und schob. Der Junge half ihm. Lisa Durnau klammerte sich an ihre Handtasche, geplagt vom schlechten Gewissen ihrer presbyterianischen Arbeitsethik. Schließlich rollten sie hügelabwärts und durch einen mit Filmi-Flyern wildplakatierten Torbogen in einen Hof, der von Holzbalkonen und Säulengängen im keralesischen Stil gesäumt wurde. Eine Kuh kaute durchnässtes Stroh. Männer blickten von einer Batterie Nähmaschinen auf. Der Junge führte sie eine Treppe hinauf an einem Versicherungsbüro und einem ayurvedischen Großhändler vorbei zu einem offenen Büro unter dem abblätternden Schriftzug Gunaratna Lotusschiff-Vermietung . Ein ergrauter Malayali und ein jüngerer Westler in Surfer-T-Shirt blickten auf.
    »Sie kommen wegen des Herrn auf dem Foto?«, fragte der Einheimische namens Gunaratna. Lisa Durnau nickte. Mr. Gunaratna verscheuchte die Straßenjungs mit einem Wink aus seinem Büro. Sie hockten sich auf die Galerie und lauschten angestrengt.
    »Wegen dieses Mannes.« Sie schob die Lade wie ein Pokerspieler über den Tresen. Gunaratna zeigte seinem Mitarbeiter das Bild. Der nickte.
    »Es ist schon eine Weile her.« Er war Ozeanier – vielleicht aus Oz, vielleicht aus Enzed. Lisa hatte sie noch nie auseinanderhalten können, aber schließlich gab es sogar Leute, die Kanadier nicht von US-Amerikanern unterscheiden konnten.
    »Mehrere Jahre«, bestätigte Gunaratna. Dann wurde Lisa klar, dass sie auf das Bakschisch warteten. Sie blätterte dreitausend Rupien auf den Tisch.
    »Für die Informationsbeschaffung«, sagte sie. Gunaratna steckte es zufrieden ein.
    »Wir erinnern uns nur, weil er von uns ein Boot gekauft hat«, sagte Oz-Boy.
    »Wir betreiben einen Charterservice für maßgeschneiderte Wasserfahrzeuge auf den Backwaters«, warf Gunaratna ein. »Es ist höchst ungewöhnlich, dass jemand mit Kaufabsichten zu uns kommt, aber ein solches Angebot ...«
    »In bar.« Oz-Boy hockte nun auf der Kante des Tresens.
    »In bar, was eine Ablehnung für uns unmöglich machte. Es war ein sehr gutes Schiff. Es hatte nicht nur ein, sondern zwei Zertifikate für Seetauglichkeit von der staatlichen Aufsichtsbehörde für Schifffahrt.«
    »Haben Sie Unterlagen über die Transaktion?«
    »Madam, wir sind ein anständiges Unternehmen von tadellosem Ruf, und alle unsere Rechnungen werden nach den Vorschriften der Finanzbehörde in dreifacher Ausführung archiviert.«
    Oz-Boy schaltete einen Rollbildschirm ein und rief eine Datenbank auf.
    »Da ist Ihr Bursche.«
    22. Juli 2043. Kettuvalam/Hausboot, Länge 10 Meter, umgebaut mit festem Inventar und Zubehör, Alkoholtreibstoff-Motoren, Leistung 10 PS, zuletzt gewartet 18/08/42, Liegeplatz Alumkadavu. Verkauft an J. Noble Boyd, US-Bürger, Reisepass-Nummer ... Typisch Lull, auf seinem gefälschten Ausweis den Namen des Pastors aus Kansas zu benutzen, der es als seine religiöse Pflicht betrachtet hatte, gegen die evolutionistische Häresie von Alterre zu wettern. Lisa Durnau notierte sich die Daten des Hausboots auf ihrer Lade.
    »Vielen Dank, Sie waren mir eine große Hilfe.«
    Oz-Boy schob eintausend Rupien über den Tresen zurück. »Wenn Sie Dr. Lull finden, könnten Sie ihn überreden, eine weitere Serie wie Lebendes Universum zu machen? Die beste Wissenschaftssendung, die ich seit Jahren gesehen habe. Hat einen zum Nachdenken gebracht. Heute läuft außer Soaps gar nichts anderes mehr.«
    Auf dem Weg nach draußen gab sie dem Jungen seine vierhundert Rupien. Während Kumarmangalam die Rikscha mit ihr auf dem Rücksitz den langen und langsamen Weg hügelaufwärts in die Stadt zurückschob, nutzte Lisa Durnau zum ersten Mal die volle Kapazität der Lade. Als Kumarmangalam sich wieder auf den Sattel setzte, hatte sie ihre Antwort. Das Büro von Ray Power Electric im Distrikt Palakkad hatte einen Stromanschluss für das Kettuvallam Salve Vagina registriert, unter der Nummer 187336BG in Thekkady, Liegeplatz St. Thomas Road. Angemeldet auf den Namen J. Noble Boyd, Reverend.
    Salve Vagina.
    Das Tragflügelboot fuhr während der Monsun-Monate nicht, so dass Lisa Durnau vier Stunden damit verbrachte, sich gegen das Fenster eines Expressbusses mit Klimaanlage zu lehnen und die Büffel in den Dorfteichen und die unter ihrer Bürde schwankenden Frauen auf den erhöhten Pfaden zwischen den überfluteten Feldern zu beobachten. Sie versuchte, das Dsch-dsch-dsch aus den Kopfhörern

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