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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Khadar vor den Bharati-Jawans floh, starteten die Artillerieeinheiten auf einer Achtzig-Kilometer-Front etwa zwei- bis dreihundert autonome Roboter aus den kurzen zylindrischen Silos. Jeder trägt eine Ladung aus zehn Kilogramm Hochleistungssprengstoff und hat die Größe und Form einer kleinen, muskulösen Katze. Tagsüber schlafen sie in Bodensenken oder Stapeln aus trocknenden halbmondförmigen Dung-Ladhus. Wenn die Nacht anbricht, fahren sie ihre Antennen aus und richten sie auf den Mond, entfalten ihre Metallbeine und schleichen sich über Felder und durch ausgetrocknete Gräben, mit katzenhafter Verstohlenheit, vom Licht des Mondes und dem leisen Zirpen ihres GPS gesteuert. Lastwagenscheinwerfer lassen sie erschrecken und erstarren – sie verlassen sich auf ihre rudimentäre Tarnexistenz. Niemand sieht oder hört sie, auch wenn sie sich nur Zentimeter entfernt an dem Traktor-Mechaniker vorbeistehlen, der auf seinem Charpoy schläft. Wenn der erste Brahmane an den Ufern des heiligen Ganges die Sonne begrüßt, haben sie sich in den Sand eingegraben oder sich im Rauch und Schatten an die Dachsparren eines Tempels geklammert oder sich auf den Boden des Wassertanks eines Dorfes sinken lassen. Es sind Kaihs der Stufe 1 ,4, aber ihre Brennstoffzellen arbeiten mit einer Methanreaktion auf Wolfram-Basis. Sie ziehen quer durch Bharat und navigieren sich von einem Kuhfurz zum nächsten.
    In den späten Abendstunden eines Juli-Tages erreichen die langsamen Drohnen ihr Ziel. Während der vergangenen zwei Nächte haben sie sich durch Stadtstraßen bewegt, an den Mauern von Vorstadtgärten entlang, wo sie jagende Katzen erschreckten, sind von Dach zu Dach über die schmalen Gassen der Innenstadt gesprungen, von Balkon zu Balkon, lautlos und dunkel durch die Stadt huschend, um sich schließlich in Zweier- oder Dreiergruppen zusammenzufinden, dann in Zehner- und Hunderterscharen, eine Armee aus Plastikpfoten und Schnurrhaarantennen, die von den Pariahunden wütend angebellt werden. Aber keine der Katzen lässt sich vom Bellen der Hunde stören.
    Um zehn Uhr dreißig infiltrieren zweihundertzwanzig langsame Drohnen sämtliche Hauptsysteme der Elektrizitätsverteilerstation von Ray Power in Allahabad und detonieren gleichzeitig. Im westlichen Bharat von Allahabad bis zur Grenze fällt der Strom aus. Komverbindungen verstummen. Kontrollzentren werden von der Umwelt abgeschnitten und mühen sich ab, ihre Notfallsysteme hochzufahren. Bodenstationen für Satelliten sind blind. Die Luftabwehr schaltet auf Reserve um. Es dauert drei Minuten, bis die Notstromaggregate laufen. Die Wiederherstellung der Kommunikationsverbindungen und Befehlsketten beansprucht weitere zwei Minuten. Und es vergehen noch einmal drei, bis in Bharat wieder volle Verteidigungsbereitschaft erreicht ist.
    In diesen acht Minuten morphen einhundertfünfzig Awadhi-Truppentransporthubschrauber aus der Tarnung, unterstützt von Kaih-Bodenkampffahrzeugen, und entladen Infanterie und leicht mechanisierte Einheiten fünf Kilometer innerhalb der Bharati-Grenze. Während sich Truppentransporter durch Grenzdörfer wühlen und Mörserstellungen errichtet werden, rücken schwer bewaffnete Einheiten mit Luftunterstützung vor und nähern sich dem nördlichen Ende des Damms. Gleichzeitig überqueren zwei Panzerdivisionen die nur leicht geschützte Grenze bei Rewa und stoßen über die Straße nach Jabalpur in Richtung Allahabad vor.
    Als die Reservesysteme hochgefahren und die Befehlsstruktur und die Geheimdienstkommunikation wiederhergestellt sind, starren die Artilleriestellungen im Westen von Bharat in die Läufe von Franks-Kampfpanzern, während Scharen von Rattenrobotern die defensiven Minenfelder ausschalten und die erste Mörsersalve mit unheimlichem Pfeifen auf den Kunda-Khadar-Damm niedergeht. Umzingelt, abgeschnitten von der Befehlskette und schutzlos vor der Luftübermacht, während alle Verstärkungskräfte in Allahabad gebunden sind, kapituliert General Jha. Fünftausend Soldaten legen ihre Waffen nieder. Es sind die ruhmreichsten acht Minuten in der Militärgeschichte von Awadh. Und die schmachvollsten für Bharat.
    Um zehn Uhr vierzig funktionieren die Mobilfunknetze wieder. Nach zehn Minuten klingeln überall im regengeplagten Varanasi die Palmer.

40 V ishram
    Unter Anleitung des alten Ram Das trägt das Außenpersonal die Gartenmöbel unter den Schutz der weiträumigen Veranden des Shanker Mahal. Vishram geht an einer Reihe aus weiß gestrichenem Gußeisen

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