Cyberabad: Roman (German Edition)
zu hören, die nach der jahrelangen Vertrautheit mit Shaheen Badoor Khan so fremd klangen, während er von unmöglichen Dingen sprach, ohne das Kreischen des Senkrechtstarters zu hören, dessen Triebwerkssausstoß die Äste der Niembäume hin und her peitschen ließ, während seine Familie sich ankleidete und im Dunkeln ein paar Sachen packte, aus Angst, zu hell erleuchteten Zielscheiben für das zu werden, was das Haus Rana ins Verderben stürzen wollte. Das Licht wird sich ihm für immer als Klang einprägen. Am schlimmsten findet er, dass sie auch den Mond besudelt haben.
»Vikram, ich muss wissen, ob wir imstande sind, den Awadhis Widerstand zu leisen.«
Chowdhury wackelt mit dem Kopf. »Die Air Force ist hundertprozentig einsatzbereit.«
»Man kann einen Krieg nicht mit Luftstreitkräften gewinnen. Wie steht es um die Armee?«
»Wenn wir die Verschwörung zu weit verfolgen, gehen wir das Risiko ein, die gesamte Kommandostruktur zu zerreißen. Ashok, wenn die Awadhis Allahabad besetzen wollen, können wir nur sehr wenig dagegen tun.«
»Sind unsere nuklearen und chemischen Abschreckungswaffen verfügbar?«
»Premierminister, Sie denken doch nicht ernsthaft über einen Erstschlag nach!«, wirft Sekretär Narvekar ein.
Doch Ashok Rana lässt nicht locker. »Unser Land erlebt eine Invasion, unsere Städte sind völlig ungeschützt, und meine Schwester wurde von ihren eigenen Soldaten einem ... einem Mob hingeworfen. Wissen Sie, was sie mit dem Trishul gemacht haben? Wissen Sie es? Was soll ich tun, um uns zu verteidigen? Was kann ich für unsere Sicherheit tun?«
Die Gesichter nehmen eine vorsichtige, höfliche Ausdruckslosigkeit an, reagieren leidenschaftslos auf Ashok Ranas laute Stimme. Er hört selbst, dass er kurz vor einem hysterischen Ausbruch steht. Er lässt die Worte verklingen. Die Wand zwischen dem Konferenzraum und dem Medienzentrum ist mit einer modernen Interpretation des Tandava Nataraja dekoriert, des kosmischen Tanzes von Shiva – der Gott in eine Chakra aus Flammen gehüllt, einen Fuß erhoben. Ashok Rana hat all seine vierundvierzig Jahre im Schatten des herabsinkenden Fußes gelebt, der das Universum vernichten und neu erschaffen wird.
»Verzeihen Sie mir«, sagt er knapp. »Es sind schwierige Zeiten.«
Die Politiker murmeln zustimmend.
»Unsere nukleare und chemische Abschreckung ist verfügbar«, sagt Chowdhury.
»Mehr muss ich nicht wissen«, sagt Ashok Rana. »Nun zu dieser Rede ...«
Ein untergeordneter Assistent, der zwei Finger an die Schläfe gelegt hat, unterbricht ihn. »Premierminister, ein Anruf für Sie.«
»Ich hatte unmissverständlich klargestellt, dass ich keine Anrufe entgegennehme.« Ashok Rana würzt seinen Tonfall mit etwas Eisen.
»Sahb, es handelt sich um N. K. Jivanjee.«
Rund um den ovalen Tisch werden Blicke ausgetauscht. Ashok Rana nickt seinem Assistenten zu.
»Hierher.« Er tippt auf den Bildschirm in seiner Armlehne. In der Presseabteilung haben sich seine Frau und seine Kinder beruhigt und aneinandergelehnt und scheinen sogar Schlaf gefunden zu haben. Der Kopf und die Schultern des Shivaji-Anführers nehmen ihre Stelle ein. Er sitzt im sanften Licht einer Lampe auf seinem Schreibtisch. Hinter ihm deuten geometrische Muster ein Bücherregal an.
»Jivanjee. Sie trauen sich was.«
N. K. Jivanjee verneigt den Kopf. »Ich verstehe, warum Sie auf eine solche Idee kommen, Premierminister.« Die Anrede lässt Ashok Rana leicht zusammenzucken. »Zuallererst möchte ich Ihrer Familie mein aufrichtiges Beileid wegen Ihres tragischen Verlusts aussprechen, gleichermaßen dem Ehemann und den Kindern Ihrer verstorbenen Schwester. Es gibt niemanden in Bharat, der von den Ereignissen am Sarkhand Roundabout nicht tief erschüttert wurde. Ich bin empört über diesen brutalen Mord – dabei bezeichnen wir uns selbst als die Mutter aller Zivilisationen. Ich verurteile uneingeschänkt den Verrat, den die Leibwache der Premierministerin und die gesetzlosen Elemente des Mobs begangen haben. Ich bitte Sie, meine Versicherung anzunehmen, dass kein Teil der Shivaji diese grausame Tat gutheißt. Es war ein rasender Mob, der durch Verräter und Abtrünnige aufgewiegelt wurde.«
»Ich könnte Sie verhaften lassen«, sagt Ashok Rana. Seine Minister und Berater blicken ihn an. N. K. Jivanjee befeuchtet sich nervös mit einer winzigen Zungenspitze die Lippen.
»Und wie wäre Bharat damit gedient? Nein, nein, ich möchte Ihnen einen anderen Vorschlag unterbreiten. Unser Feind
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