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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Narvekar. »Nach der Ansprache.«
    Das Personal im Nebenraum entwirft hastig eine überarbeitete Rede. Ashok Rana überfliegt den Ausdruck und fügt einige Randbemerkungen in blauer Tinte hinzu. Regierung der Nationalen Rettung. Die Hand der Freundschaft ausstrecken. Stärke durch Einigkeit. Während dieser schwierigen Zeit als geeinte Nation. Eine geeinte Nation lässt sich niemals besiegen.
    »Premierminister, es wird Zeit«, deutet Trivul Narvekar an. Er führt Ashok Rana in das Studio im vorderen Teil von Vayu Sena One. Es ist kaum größer als eine Flugzeugtoilette: eine Kamera, ein Mikrofongalgen, ein Schreibtisch, ein Stuhl, eine Fahne von Bharat an einer Stange, ein Bildregisseur und ein Toningenieur hinter der Glasscheibe mit dem Spiegelbild der Kabine. Der Toningenieur zeigt Ashok Rana, wie man den Tisch hochklappt, damit er sich dahinter auf den Stuhl zwängen kann. Ein Sitzgurt wird angelegt, falls es zu Turbulenzen oder einer unplanmäßigen Landung kommt. Ashok Rana bemerkt den süßlichen Geruch duftender Möbelpolitur. Eine junge Frau aus dem Pressekorps, die er noch nie zuvor gesehen hat, bindet ihm eine neue Krawatte um, steckt ihm eine Nadel mit dem Spinnrad von Bharat an und versucht etwas mit seinem Haar und seinem verschwitzten Gesicht zu machen.
    »Noch vierzig Sekunden, Premierminister«, sagt Trivul Narvekar. »Die Rede wird auf dem Teleprompter vor der Kamera ablaufen.« Ashok Rana gerät in Panik, weil er nicht weiß, was er mit seinen Händen machen soll. Verschränken? Zusammenlegen? Als halbes Namaste? Gestikulieren?
    Der Bildregisseur übernimmt. »Die Satellitenverbindung steht, und der Countdown beginnt, zwanzig, neunzehn, achtzehn, das rote Licht bedeutet, dass die Kamera aufzeichnet, Premierminister ... Teleprompter startet ... Aufzeichnung läuft ... sechs, fünf, vier, drei, zwei ... und los.«
    Ashok Rana entscheidet, was er mit seinen Händen macht. Er legt sie entspannt auf den Schreibtisch.
    »Meine Mitbürger von Bharat«, liest er ab, »an diesem Morgen wende ich mich mit schwerem Herzen an Sie ...«
    Im Garten, vom Regen völlig durchnässt. Der Regen lässt die schweren Blätter der kletternden und windenden Nicotianas, Clematis und Kiwireben pendeln. Regen strömt aus Abflusslöchern in den erhöhten Beeten, schäumend und von der Erde geschwärzt, Regen klatscht auf die gravierten Gehwegplatten aus Beton, gurgelt in den Rillen und Rinnen, tanzt in den Dränagen und Sickerschächten, springt in die übervollen Abflüsse und Regengossen. Regen stürzt in Wasserfällen aus den durchhängenden Traufen hinunter auf die Straße. Regen lässt den Seidensari an Parvati Nandhas flachem Bauch, ihren runden Schenkeln, ihren kleinen Brüsten mit den flachen Brustwarzen kleben. Regen pappt ihr das lange Haar an den Schädel. Regen läuft an den Konturen ihres Halses herab, ihres Rückgrats, ihrer Brüste und Arme und Handgelenke, die anständig und symmetrisch auf ihren Schenkeln liegen. Regen umströmt ihre nackten Füße und die silbernen Zehenringe. Parvati Nandha in ihrer Gartenlaube. Die Tüte steht zu ihren Füßen, halb geleert, die Öffnung eingeschlagen, um den Regen vom weißen Pulver fernzuhalten.
    Gedämpfter Donner rollt aus dem Westen heran. Als er verhallt ist, horcht sie auf Geräusche von der Straße. Die Schüsse scheinen jetzt weiter entfernt zu sein, seltener und zufälliger. Die Sirenen bewegen sich von links nach rechts, dann hinter sie.
    Es gibt noch ein anderes Geräusch, auf das sie horcht.
    Da. Seit ihrem Anruf hat sie sich darauf getrimmt, es von den seltsamen neuen Geräuschen in der abendlichen Stadt zu unterscheiden. Das Rasseln des Riegels an der Vordertür. Sie wusste, dass er kommen würde. Sie zählt im Kopf mit, und genau zum berechneten Zeitpunkt erscheint er als schwarze Silhouette in der Tür zum Dachgarten. Krishan kann sie in der dunklen Laube nicht sehen.
    »Hallo?«, ruft er.
    Parvati beobachtet, wie er nach ihr sucht.
    »Parvati? Bist du hier? Hallo?«
    »Hier bin ich«, flüstert sie. Dann sieht sie, wie sich sein Körper aufrichtet und anspannt.
    »Ich hätte es fast nicht geschafft. Da draußen herrscht der Wahnsinn. Alles bricht zusammen. Die Leute schießen, überall brennt es ...«
    »Du hast es geschafft. Du bist jetzt hier.« Parvati erhebt sich von ihrem Stuhl und umarmt ihn.
    »Du bist klitschnass, Frau. Was hast du gemacht?«
    »Mich um meinen Garten gekümmert«, sagt Parvati und löst sich von ihm. Sie hebt eine Faust und lässt

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