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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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US-Dollar gezahlt, per Banküberweisung vom Konto der Odeco Corporation. Ich kann Ihnen weitere Details geben, wenn Sie möchten. Fast die Hälfte des Budgets ist in Wetware-Anwendungen geflossen. Wir mussten eine Methode finden, um Erinnerungen zu programmieren. Emotika-Designer sind nicht billig, obwohl ich glaube, dass wir hier in unserer Zone einige der besten von ganz Hindustan haben.«
    »Budget«, sagt Thomas Lull verächtlich. »Wie bei einer beschissenen Fernsehserie ...«
    Jetzt muss sich Lisa Durnau zu Wort melden. »Ihre Adoptiveltern in Bangalore, existieren sie wirklich?«
    »Oh, alles gefälscht, Madam. Wir haben viel Geld ausgegeben, um eine glaubwürdige Lebensgeschichte aufzubauen. Um den überzeugenden Eindruck zu vermitteln, dass sie ein Mensch ist, mit einer Kindheit und Eltern und einer Vergangenheit.«
    »Warum? Ist sie ...?«, fragt Lisa Durnau und fürchtet sich gleichzeitig vor der Antwort.
    »Eine Kaih in einem menschlichen Körper«, sagt Thomas Lull, und nun hört Lisa das Eis in seiner Stimme, das gefährlicher ist als jede erhitzte Leidenschaft.
    Nanak schaukelt auf sys Stuhl vor und zurück. »Korrekt. Verzeihen Sie mir, wenn es jetzt unappetitlich wird. Der Badrinath-Sundarban war der Host für eine Künstliche Intelligenz der Generation Drei. Wie Ihre Kollegen mir erzählten, sah der Plan vor, eine Kopie in die höheren kognitiven Ebenen eines menschlichen Gehirns herunterzuladen. Die Tilaka war das Interface. Eine höchst komplizierte chirurgische Arbeit. Wir haben drei Versuche gebraucht, bis alles stimmte.«
    »Die Kaihs haben Angst, nicht wahr?«, sagt Thomas Lull. »Sie erkennen, dass das Ende naht. Wie viele sind noch übrig?«
    »Nur drei, glaube ich.«
    »Sie wollen wissen, ob sie mit uns Frieden schließen können oder ob sie zum Aussterben verurteilt sind, aber zunächst einmal müssen sie uns verstehen. Unsere Menschlichkeit verwirrt sie, unser Verhalten ist ein Wunder, in dem sie keinen Sinn erkennen, aber das ist der Grund für die gefälschte Kindheit. Wie alt ist Kij wirklich?«
    »Es ist acht Monate her, seit sie hier von Ihren Kollegen abgeholt wurde – von denen sie glaubte, sie seien ihre wahren Eltern. Es liegt ein knappes Jahr zurück, als ich von der Badrinath-Kaih kontaktiert wurde. Sie hätten sie an dem Tag sehen sollen, als sie ging, sie war so strahlend, so fröhlich, als wäre alles wunderbar neu für sie. Das europäische Paar sollte sie nach Bangalore bringen – ihnen blieb nur wenig Zeit, während sich Erinnerungsebenen dekomprimierten. Wenn sie zu lange gewartet hätten, wären sie überschrieben worden, was katastrophale Folgen gehabt hätte.«
    »Sie haben sie allein gelassen?«, fragt Lisa Durnau fassungslos. Sie versucht sich damit zu beruhigen, dass in Indien vieles anders ist, Leben und Individualität haben einen anderen Stellenwert als in Kansas und Santa Barbara. Trotzdem ist sie schockiert über das, was man mit einem jungen Mädchen angestellt hat.
    »So war es geplant. Wir hatten uns die Geschichte zurechtgelegt, dass sie ein Jahr lang ihre Ausbildung unterbrochen hat und auf dem Subkontinent herumgereist ist.«
    »Ist Ihnen während Ihrer Planungen und falschen Geschichten und Erinnerungsdekomprimierungen und chinesischen Präzisionschirurgie auch nur ein einziges Mal die Idee gekommen, dass eine menschliche Persönlichkeit sterben musste, damit diese Kaih überleben kann?« Thomas Lull ist der Kragen geplatzt. Lisa Durnau legt ihm eine Hand aufs Bein. Ganz ruhig. Entspann dich. Bleib friedlich.
    Nanak lächelt wie ein seliger Weiser. »Nein, Sir. Das Kind war schwachsinnig. Keine Individualität, keinerlei Ich-Bewusstsein. Kein eigenes Leben. Nur so war es möglich, wir hätten gar keine normale Person benutzen können. Ihre Eltern waren froh, als Ihre Kollegen kamen und ihnen das Kind abkauften. Endlich hatte ihr Kind vielleicht doch eine Chance, mithilfe einer experimentellen neuen Technologie. Sie dankten Lord Vishnu ...«
    Mit einem wortlosen Schrei springt Thomas Lull auf, die Fäuste geballt. Nanak flüchtet kriechend vor dem wütenden Mann. Lisa Durnau fängt Lulls Fäuste mit beiden Händen ein.
    »Hör auf, lass es sein«, flüstert sie. »Setz dich, Lull, setz dich wieder.«
    »Drecksack!«, brüllt Thomas Lull den Neut-Macher an. »Ich verfluche Sie und Kalki und Jean-Yves und Anjali!«
    Lisa Durnau drückt ihn auf den Stuhl. Nanak rappelt sich wieder auf, klopft sich den Staub von der Kleidung, wagt es aber nicht, näher

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