Cyberabad: Roman (German Edition)
Rückweg zum Hotel findet.
Helft mir.
Die Skyline wimmelt von chaotischen Moirémustern, in denen Götter verschmelzen, verwischen, zerfließen und zu seltsamen neuen Konfigurationen heranwachsen.
»Was willst du in diesem Haus?« Sie stößt einen Schrei aus und drückt die Hände auf die Ohren, als die erinnerten Stimmen wieder in ihrem Schädel sprechen. Die Gesichter der Frauen im Schein der Öllampe, eins alt, eins jünger, eins am jüngsten. Die alte Frau stößt einen Klagelaut aus, als würde etwas Langes und Empfindliches in ihr zerreißen.
»Was machst du hier? Du gehörst nicht hierher!« Eine Hand, erhoben in der Mudra gegen den bösen Blick. Die Augen der Jüngsten ängstlich und tränenfeucht aufgerissen. »Verlasse dieses Haus, hier ist kein Platz für dich. Lasst euch nicht täuschen. Seht ihr, seht ihr sie? Seht ihr, was sie getan haben? Oh, das ist ein böses Wesen, ein Djinn, ein Dämon!« Die alte Frau schaukelte vor und zurück, mit geschlossenen Augen, stöhnend. »Fort von hier! Dies ist nicht dein Heim, du bist nicht unsere Schwester!«
Ungeäußerte Bitten. Unausgesprochene Antworten. Ungestellte Fragen. Und die alte Frau, die alte Frau, ihre Mutter, die Hand vor den Augen, als würde Kij sie blenden, als würde sie mit einem Feuer brennen, in das man nicht blicken kann. Auf der Straße, unter dem Monsunregen schreit sie auf, ein langes, helles Wehklagen, das sich ihrem Herzen entreißt. Jetzt versteht sie.
Furcht: Sie ist weiß, ohne Oberfläche oder Textur oder sonst etwas, worauf man die Hand legen könnte, um sie zu bewegen oder zu bearbeiten, und sie fühlt sich wie etwas Verwesendes tief in einem Menschen an, und man möchte es zusammenrollen und bitten zu verschwinden, wie eine Regenwolke vorbeizuziehen, aber das wird sie nie tun.
Der Verlust beißt und zerrt. Wie Haken, die in jedem Teil des Körpers stecken, Teile, von denen man sich nicht vorstellen kann, dass sie Verlust spüren können, wie Daumen und Lippen, und die Haken sind an Schnüren und Erinnerungen befestigt, so dass die leiseste Bewegung, der leiseste Hauch von Vergangenheit an diesen dünnen Fäden reißt. Rot ist die Farbe des Verlusts, und er riecht wie verbrannte Rosen.
Verlassenheit, die wie Übelkeit in der Kehle schmeckt, die jeden Moment hochkommen kann. Sie fühlt sich wie Schwindel an, als würde man am Rand einer hohen Kaimauer über einem Meer laufen, das so tief unter einem flimmert und sich bewegt, dass man gar nicht genau weiß, wo es ist. Aber sie ist braun, braun, die Verlassenheit ist ein fades stumpfes Braun.
Verzweiflung: ein universelles Hintergrundrauschen, zwischen Summen, Dröhnen und Zischen, ein erstickendes, verwaschenes, schmutziges Blassgrau. Universeller Regen. Universelle Nachgiebigkeit, in die man hineinstoßen kann, so weit die Gliedmaßen reichen, ohne etwas zu berühren. Universelle Isolation. Das ist Verzweiflung.
Gelb ist die Farbe der Unsicherheit, kränkliches Gelb, Gelb wie Galle, Gelb wie Wahnsinn, Gelb wie Blüten, die sich um einen herum öffnen und sich im Kreis drehen, so dass man nicht entscheiden kann, welche die Beste ist, welche die Vollkommenste ist, welche den herrlichsten, süßesten Duft hat, Gelb wie Säure, die alles zersetzt, was man denkt und weiß, bis man auf einem verrotteten Skelett aus Rost steht und man gleichzeitig kleiner als das winzigste gelbe Pollenkorn und unermesslich groß, größer als die größten Städte ist.
Der Schock ist ein dumpfer Druck, der versucht, einem das Gehirn im Schädel zu zerquetschen.
Das Gefühl, verraten worden zu sein, ist leuchtend blau und unendlich kalt.
Das Unverständnis fühlt sich wie ein Haar auf der Zunge an.
Und der Zorn ist schwer wie ein Hammer, aber so leicht, dass er mit seinen Flügeln fliegen kann, und er ist der dunkelste Rost.
Das bedeutet es, ein Mensch zu sein.
»Warum habt ihr es mir nicht gesagt?«, schreit sie die Götter an, während die Straße um sie herum aufbricht und Regen auf ihr emporgerecktes Gesicht fällt.
Und die Götter antworten: Wir wussten es nicht. Das hätten wir nie gedacht. Und erneut: Jetzt verstehen wir. Dann erlöschen sie einer nach dem anderen wie Diyas im Regen.
Shiv kann den Geruch nicht einordnen. Er ist süßlich, er ist moschusartig, er erinnert ihn an Dinge, die tief in seinem Gedächtnis vergraben sind, und er kommt vom Datenraja Ramanandacharya. Er ist ein fettes Arschloch, aber das sind sie alle. Fett und zitternd. Jetzt sieht er in seinen wallenden
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