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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Krankenhaus«, sagt Shiv. »Dem hat es die Sprache verschlagen.«
    Yogendra kichert. Das Ziffernfeld versinkt wieder in der Fläche aus intelligentem Kunststoff (Shiv findet das cool, würde es aber niemals vor einem Chuutya wie Ramanandacharya zugeben), und mit einem völlig undramatischen Klicken öffnet sich die Tür.
    Das Dechiffriersystem ist eine Garbhagriha aus leuchtendem Plastik, klein genug, um Shiv juckende Klaustrophobie zu bereiten.
    »Wo ist der Computer?«, fragt Shiv.
    »Das ganze Ding ist der Computer«, sagt Ramanandacharya, und mit einem Wink macht er die Wände durchsichtig. Sie sind mit Proteinschaltungen vollgepackt, eng verwoben wie Varanasi-Seide, wie Nervenfasern. Flüssigkeit umströmt das Netz aus künstlichen Neuronen. Shiv wird sich bewusst, dass er in seiner nassen Cargohose zittert.
    »Warum ist es hier drinnen so scheißkalt?«
    »Mein Hauptquantenprozessor benötigt eine konstant niedrige Temperatur.«
    »Dein was?«
    Ramanandacharya streicht mit den Händen über einen geschlitzten Zylinderkopf aus Titan, der aus der ansonsten glatten Plastikwand ragt.
    »Er träumt in Kodes«, sagt er. Shiv beugt sich vor, um die Inschrift auf der Metallscheibe zu lesen. Sir William Gates.
    »Was ist das?«
    »Eine unsterbliche Seele. Zumindest glaubte sie das von sich. Hochgeladene Erinnerungen, ein Bodhisoft. Die Amerikaner glauben, dass sie so den Tod besiegen können. Eines der größten Genies seiner Generation – ihm haben wir es zu verdanken, dass es all das hier gibt. Jetzt arbeitet er für mich.«
    »Geben Sie mir einfach diese Datei und überspielen Sie sie hierauf.« Shiv schlägt Ramanandacharya mit seinem Palmer gegen den Kopf.
    »Oh, nicht den Tabernakel-Schlüssel, dann wäre ich ein toter Mann, die CIA würde mich umbringen«, fleht Ramanandacharya. Doch dann schließt er den idiotisch plappernden Mund, lässt ein weiteres Tastenfeld im Plastik entstehen und gibt eine kurze Zeichenfolge ein. Shiv denkt über die gefrorene Seele nach. Er hat davon gelesen, wie sie in Armreifen aus supraleitender Keramik zirkulieren. Ein ganzes Leben: alle sexuellen Erlebnisse, die Bücher, die Musik und die Zeitschriften, die Freunde und Abendessen und Kaffeepausen, die Geliebten und Feinde, die Augenblicke, in denen man die Fäuste in die Luft reckt und Jai! ruft, und die, wenn man jeden töten möchte, alles reduziert auf etwas, das man einer Frau in einer Bar schenkt, damit sie es am Handgelenk trägt.
    »Eine Frage noch«, sagt Ramanandacharya, als er Shiv den Palmer mit der kopierten Datei zurückgibt. »Wozu brauchen Sie das?«
    »N. K. Jivanjee will mit den Leuten aus dem Weltraum sprechen«, sagt Shiv und steckt den Palmer in eine seiner vielen Hosentaschen. »Jetzt raus hier.«
    Der Trick mit dem Fingerring lässt die Roboter wieder zurückweichen. Shiv erkennt in Ramanandacharyas Gesicht, dass er glaubt, dass sie ihn freilassen werden, doch dann ändert sich sein Ausdruck, als Yogendra ihn mit der Waffe anstupst, damit er weitergeht. Es ist kein hübscher oder erbaulicher Anblick, einen fetten Kerl zu beobachten, der sich vor Angst nassmacht. Shiv verpasst dem Datenraja einen weiteren Schlag.
    »Könnten Sie bitte damit aufhören? Das nervt!«, regt sich Ramanandacharya auf.
    Yogendra zwingt ihn, sie durch das Touristentor zum ehemaligen Lager der indischen Armee zurückzubringen. Sie zwängen sich durch die Lücke im Wellblechzaun. Shiv steigt auf sein Bike und startet den guten, zuverlässigen kleinen japanischen Motor. Er schaut sich nach Yogendra um und sieht, dass er über dem knienden Datenraja steht. Er hat Ramanandacharya den Lauf der Stechkin in den Mund gesteckt. Der Mann leckt daran. Er fährt mit der Zunge über die Mündung, leckt und schleckt liebevoll. Yogendra grinst.
    »Lass ihn in Ruhe!«
    Yogendra runzelt die Stirn, zutiefst und aufrichtig verärgert. »Warum? Wir sind mit ihm fertig.«
    »Lass ihn. Wir müssen verschwinden.«
    »Er könnte Leute anrufen, die uns verfolgen.«
    »Lass ihn!«
    Yogendra rührt sich nicht von der Stelle.
    »Scheiße!« Shiv steigt ab, zieht eine Kette aus Taserminen aus der Tasche und ordnet sie im Kreis um Ramanandacharya an. »Jetzt lass ihn in Ruhe.«
    Yogendra zuckt mit den Schultern und schiebt die Waffe in eine Hosentasche. Shiv drückt auf den Knopf, der die Minen scharf macht.
    »Danke danke vielen vielen Dank«, wimmert Ramanandacharya.
    »Lassen Sie das, ich hasse es, wenn jemand bettelt«, sagt Shiv. »Bewahren Sie sich einen Rest

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