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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Mann mit viel Fett um die Körpermitte, und er hat ständige Blähungen von seiner heiligen kohlehydratreichen Diät.
    »Sadhu, ich untersuche einen tödlichen Zwischenfall, in den eine unlizensierte Kaih verwickelt war. Unsere Ermittlungen deuten darauf hin, dass sie von einem Transferpunkt auf diesem Gelände heruntergeladen wurde.«
    »Tatsächlich? Es fällt mir schwer, das zu glauben. Aber Sie sind dazu befugt, unsere Systeme zu überprüfen. Ich glaube, Sie werden feststellen, dass alles den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Wir sind eine Tierschutzorganisation, Mr. Nandha, kein Sundarban.«
    Der Besenjunge geht voraus. Er trägt nur einen sehr kurzen Dhoti, und seine Haut scheint zu leuchten, als hätte man sie mit Öl eingerieben, das mit Goldstaub versetzt wurde. Bei seinen früheren Besuchen waren ähnliche Jungen anwesend gewesen. Alle mit diesem stumpfen Blick und zu viel Haut.
    Im Lagerhaus herrscht derselbe Lärm wie in Mr. Nandhas Erinnerung. Auf dem Betonboden wimmeln Tausende von Cyberhunden, die ständig von einer Aufladestation zur nächsten ihre Kreise ziehen. Von den Metallwänden hallt ihr Knarren, Kläffen, Summen und Singen wider.
    »Über eintausend im vergangenen Monat«, sagt Jashwant. »Ich glaube, es ist die Angst vor einem Krieg. In sündigen Zeiten überdenken die Leute ihre Werte. Vieles wird als sinnlose Belastung verworfen.«
    Mr. Nandha zieht seine Waffe und zielt damit auf einen stämmigen kleinen Schoßhund, der Männchen macht, mit Vorderpfoten, Schwanz und pinkfarbener Plastikzunge wedelnd. Er erschießt den Hund. Jetzt hat Indra der Donnergott den langsam näher kommenden Scoobi ins Visier genommen.
    »Sadhu, haben Sie eine unlizensierte Künstliche Intelligenz der Stufe Eins an Tikka-Pasta in Nawada geliefert?«
    Jashwant verdreht schmerzhaft den Kopf, aber das ist nicht die korrekte Anwort. Die EM-Ladung schleudert den Cartoonhund anderthalb Meter hoch in die Luft. Er landet auf dem Rücken und strampelt kurz mit den Beinen, dann steigt Rauch von ihm auf.
    »Böser, schlechter Mann!«
    Der Feger hat seinen kleinen Besen erhoben, als wollte er damit Mr. Nandha und seine Sünde hinwegfegen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich infizierte Nadeln unter den Borsten befinden. Mr. Nandha lässt den Lustknaben mit einem warnenden Blick innehalten.
    »Sadhu.«
    »Ja!«, sagt Jashwant. »Natürlich habe ich es getan, das wissen Sie doch! Aber sie hat sich nur in unserem Netzwerk ausgeruht.«
    »Woher stammt sie, Sadhu?«, fragt Mr. Nandhu und hebt erneut seine Waffe. Er zielt auf einen watschelnden Dackel mit breitem Lächeln und dicken Pfoten, dann richtet er den Lauf auf einen wunderschönen, hochwertigen Cybercollie, der nicht von einem Tier aus Fleisch und Blut zu unterscheiden ist, bis hin zum lebenden Plastikfell und den uneingeschränkt interaktiven Augen. Jashwant der Jain stößt einen leisen Schrei der spirituellen Qual aus.
    »Sadhu, ich muss darauf bestehen.«
    Jashwants Mund arbeitet.
    Indra erfasst das Ziel und schießt, als sich in Mr. Nandha die entsprechende Absicht rührt. Der Cybercollie stößt ein langes, kreischendes Wehklagen aus, das jedes andere Kläff und Wuff im Lagerhaus zum Verstummen bringt. Er wendet den Kopf zum Schwanz, in einem Bogen, der einem echten Hund das Rückgrat gebrochen hätte, und rotiert auf der Seite liegend auf dem Beton.
    »Nun, Sadhu?«
    »Hören Sie auf, hören Sie auf, Sie werden zur Hölle fahren!«, kreischt Jashwant.
    Mr. Nandha feuert einen Schuss mit seiner Waffe ab und erlöst das Ding von seinem Elend. Dann sucht er sich einen prachtvollen getigerten Viszla.
    »Badrinath!«, schreit Jashwant. Mr. Nandha hört deutlich, wie er voller Furcht furzt. »Der Badrinath-Sundarban!«
    Mr. Nandha schiebt seine Waffe in die Jackentasche.
    »Sie waren mir eine große Hilfe. Ray Power. Hochinteressant. Bitte versuchen Sie nicht, das Gelände zu verlassen. Die Polizei wird in Kürze eintreffen.«
    Als er geht, bemerkt Mr. Nandha, dass der Besenjunge auch mit dem Feuerlöscher recht geschickt umzugehen weiß.
    Ram Sagar Singh, Bharats Cricket-Stimme, plappert aus dem solarbetriebenen Radio die abschließende Schlagreihenfolge herunter. Krishan döst im Schatten des Hibiscusspaliers und lässt sich von Erinnerungen einlullen. Sein ganzes Leben lang hat diese langsame Stimme zu ihm gesprochen, näher und weiser als ein Gott.
    Es war an einem Schultag, aber sein Vater hatte ihn geweckt, bevor es hell geworden war.
    »Naresh Engineer

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