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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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»Sierra Leone«: das Projekt, an dem er arbeitete.
    Damit hätte er auch Darryl getäuscht, wenn das VNC nicht ein unregistriertes Laufwerk F gezeigt hätte. Es ließ darauf schließen, dass der Ingenieur irgendeinen Wechseldatenträger verwendete. Darryl schickte das VNC in das rätselhafte Laufwerk und erteilte ihm den Befehl, die Zehntausende von Dokumenten, die es dort vorfand, zu kopieren.
    Darryl wusste immer noch nicht genau, wie er weiter vorgehen sollte und was um alles in der Welt dort eigentlich los war. Deshalb befahl er seinem treuen VNC , die Innereien des verdächtigen Computers noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Er programmierte die Software so, dass sie alle 30 Sekunden einen Screenshot vom Computer des Ingenieurs anfertigte. Dem Computer in Echtzeit zuzusehen, war verblüffend. Man konnte unmöglich herausfinden, um was für Daten es sich eigentlich handelte. Als er aber die Screenshots sah – eingefrorene Bilder von der Tätigkeit des Ingenieurs –, erhielt er einen recht guten Eindruck davon, was hier eigentlich los war: Es waren Hunderte und Aberhunderte von Kreditkartennummern, Bankkonten, persönlichen Daten, Geheimzahlen und E-Mail-Adressen. Mit der Entwicklung von Ölraffineriekapazitäten in Sierra Leone hatten sie absolut nichts zu tun.
    Nun druckte Darryl eine besonders eng beschriebene Seite von Bank of America Online aus und ging damit zu Mike Smith, seinem Verwaltungsdirektor. Wenige Minuten später griff Smith zum Telefon und rief die Polizei in Scunthorpe an.
    Als DS Dawson bei Grimley Smith eintraf, legte ihm der Verwaltungsdirektor die Ausdrucke vor. Sie enthielten eine schwindelerregende Fülle von Daten: Informationen über Banken, Immobilienmakler, Versicherungsunternehmen, Themenparks, Kinos, gemeinnützige Organisationen und vieles andere, darunter auch Daten, die aussahen, als stammten sie vom US -Militär. Er hatte sofort den Verdacht, dass sie es hier mit einer Form des Betruges zu tun hatten, aber was das Material im Einzelnen bedeutete oder wo er ansetzen sollte, um seinen Verdacht zu bestätigen, wusste er nicht. Es waren schwierige Fragen. »Na gut«, sagte Dawson. »Dann lassen wir ihn mal zu einer kleinen Unterhaltung ins Büro kommen, oder?«
    Die Manager von Grimley Smith tauschten nervöse Blicke aus.
    »Was ist los?«, fragte Dawson.
    »Der ist eine große Nummer«, kam die Antwort, »und ich bin sicher, er findet eine Ausrede.«
    »Nun ja, damit werden wir uns beschäftigen, wenn es so weit ist«, sagte Dawson und bemühte sich, möglichst viel Autorität auszustrahlen.
    Als der hochgewachsene, hünenhafte Mann ins Büro kam, wirkte er nicht verärgert, sondern eher schockiert. Mit einem Anflug von Geringschätzung fragte er den Polizisten, wer er sei und was er hier wolle. Dawson erklärte, warum man ihn zu GSA gerufen hatte, und fragte den Mann dann direkt ins Gesicht, was die Dokumente zu bedeuten hätten. Mit unerwarteter Lässigkeit erwiderte der Mitarbeiter, sie gehörten zu einem Bericht, den er für einen der Manager hier im Raum zusammenstellte. Einen Augenblick lang trat Schweigen ein, dann gab der Manager aufgebracht zurück: »Nein, das stimmt nicht!«
    »Gut«, sagte Dawson, »strecken Sie bitte die Hände aus, Sir.« Dann nickte er seinem Kollegen zu: »Leg ihm die Handschellen an!«
    Im Gegensatz zu den Befürchtungen der Manager fand der Mann keine Ausrede, sondern er war die ganze Zeit völlig ruhig und ein wenig verblüfft. Zwei Stunden nachdem Dawson den »Command and Control«-Report gelesen hatte, saß in seiner Polizeizelle bereits ein Verdächtiger. Aber jetzt musste er schnell ermitteln. Wenn er nicht innerhalb von drei Tagen einen Anfangsverdacht auf Verschwörung oder Betrug begründen konnte, musste er den Mann gehen lassen, und damit wäre die Sache zu Ende.
    Das nächste Mal kam Dawson mit einem Beamten der Abteilung für Hightech-Wiederherstellung zu Grimley Smith. Gemeinsam mit Darryl Leaning gingen die beiden an die Arbeit. Wie Darryl prophezeit hatte, waren die externen Festplatten mit Hunderttausenden von Dokumenten vollgepackt; die meisten enthielten eine Fülle von Einzelheiten über gehackte Kreditkarten und Bankkonten. Es gab aber auch E-Mail-Korrespondenzen. Eine davon hatte mit einer Yahoo!-Newsgroup zu tun, die den prosaischen Namen [email protected] trug. Die Postings und Nachrichten aus dieser Gruppe waren ausreichend für ein Universitätsdiplom in der Wissenschaft des Internetbetrugs.
    Danach fuhr Dawson

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