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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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eingehend nach. Wenn man Websites für alle möglichen Formen des Handels hat, warum sollte man dann nicht auch eine für den gerade einsetzenden Handel mit gestohlenen Kreditkartennummern, Bankkonten und anderen wertvollen Daten entwickeln? Für den Wunsch, im Web eine solche Präsenz einzurichten, hatte er ein überzeugendes Motiv. Script selbst hatte nämlich bereits angefangen, entsprechende Daten in großen Mengen zu sammeln, er hatte aber weder die Zeit noch die Ressourcen, um sie zu nutzen. Deshalb wollte er alle seine Zahlen zu Geld machen. Er wollte verkaufen.
    Es war genau der richtige Zeitpunkt. In den vorangegangenen fünf Jahren war das Internet zum Schauplatz eines wilden Wachstums von Handelsaktivitäten geworden. Das hatte niemand so ganz vorausgesehen; die Erfinder des Web hatten sich vor allem ein Hilfsmittel zur Verbesserung und Beschleunigung der Kommunikation versprochen, eine Arena, in der Gedanken und Tratsch ausgetauscht werden konnten.
    Amazon, lastminute.com , eBay und die anderen Pioniere der Internetwirtschaft kamen aus heiterem Himmel. Ihr Erfolg blieb aber nicht unbemerkt. Tausende und Abertausende von Menschen versuchten sich an der Einrichtung von Websites. Es war einer jener historischen Augenblicke, die sich nur einmal in jeder Generation ergeben: Wo Habgier und Fantasie der Menschen zusammentreffen, dauert es nicht lange, bis auch Banken und Risikokapitalisten sich davon überzeugt haben, dass der e-Commerce die Garantie für schnellen Reichtum bietet. Sie pumpten Geld in die neuen Unternehmen, die in ihrer großen Mehrzahl von vornherein wertlos waren, obwohl sich ihre Kapitalisierung in der Größenordnung von Millionen oder sogar Zigmillionen Dollar bewegte. Die erste große Blase des globalisierten Zeitalters hatte sich gebildet, und da war es nur passend, dass von dieser Blase die Hightech-Aktien betroffen waren.
    Aber während die meisten dot.com-Unternehmen tatsächlich kommerzielle Potemkinsche Dörfer waren, stellten andere, bereits in der Realität verwurzelte Unternehmen fest, dass es tatsächlich eindeutige Vorteile hatte, wenn man einen Teil der Geschäftstätigkeit ins Web verlagerte.
    Besonders schnell kamen in dieser Hinsicht die Banken in die Gänge. Der Grund wurde bereits erwähnt: Wie ihnen klar wurde, mussten sie ihre Kunden nur dazu bringen, Zahlungen und Kontoverwaltung online abzuwickeln; dann brauchten sie selbst keine Angestellten mehr für solche Tätigkeiten zu bezahlen. Kunden, die bereits im Web zu Hause waren, würden es sicher bevorzugen, durch das Internetbanking eine genaue Kontrolle über ihre Finanzen zu haben.
    Zur gleichen Zeit streiften die Herren des Universums, die neue Klasse der Finanzkapitalisten, die Zügel ab, die ihre Spekulationstätigkeit auf den Derivatmärkten in der Vergangenheit eingeschränkt hatten. Eigentlich hatten die Politiker in Washington und London ihnen eine Lizenz zum Glücksspiel erteilt (ein gutes Beispiel war der dot.com-Boom), und als der Preis nahezu wertloser Unternehmen in ungeahnte Höhen schoss, wurde auf den vermeintlichen Wert dieser Vermögen Geld verliehen. Über ein Jahrzehnt wurde die westliche Welt mit billigen Krediten überschüttet. Das Zeitalter von Herrschaft und Kapital verwandelte sich ins Plastikzeitalter.
    In den vier Staaten, in denen das Plastikgeld im größten Umfang genutzt wurde – den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Japan und Kanada – stiegen die persönlichen Kreditkartenschulden seit Mitte der 1990er Jahre in ungeheure Höhen. Seit 1997 stieg die Zahl der im Umlauf befindlichen Karten in nur zehn Jahren von 1,5 Milliarden auf 3 Milliarden an, und der durchschnittliche individuelle Sollbetrag verdoppelte sich bei den am stärksten süchtigen Benutzern, den Amerikanern, von 5000 auf 10.000 Dollar. Die Banken waren begeistert von der neu erwachten Zuneigung zu Kreditkarten, denn in einer Zeit, in der die Zinssätze praktisch bei null lagen, berechneten sie nach wie vor fröhlich zwischen 5 und 30 Prozent. In Großbritannien räumte der Leiter des Unternehmens Barclaycard vor dem Finanzausschuss des Parlaments ein, er selbst kaufe nicht mit Kreditkarten, »weil es zu teuer ist«.
    Andere Regionen der Erde neigten weniger dazu, sich vom Plastik vereinnahmen zu lassen. In Westeuropa war man der Piratenwirtschaft, von der die Vereinigten Staaten und Großbritannien so bezaubert waren, traditionell aus dem Weg gegangen. Deshalb war der Anteil der Kreditkartenbesitzer dort ebenso

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