CyberCrime
Rahmen einer Geldwäscheaktion gekauft wurden.
Im Laufe der letzten 15 Jahre hat der USPIS eine Sonderkommission für die Untersuchung von Hightech-Verbrechen aufgebaut, und Greg Crabb war so erfolgreich, dass er irgendwann von San Francisco wegzog und nun im Federal Center in Washington, einem großen, gesichtslosen Gebäude, die Leitung der Global Cyber Investigation Unit übernahm. (Wenn man die US -Hauptstadt besucht, sollte man nicht vergessen, das Federal Center von der Liste der Dinge, die man gesehen haben muss, zu streichen.)
Crabbs grimmiges Aussehen und seine etwas raue Redeweise sind attraktiv und furchteinflößend zugleich. Er ist vereidigter Bücherrevisor, und man wird das Gefühl nicht los, dass man ihm bloß einen kurzen Einblick in die eigenen Finanzen gestatten muss, damit er Belege für schwere Missetaten findet, selbst wenn man eine blitzsaubere Weste hat. Diese Ausstrahlung bedeutet für Crabb einen echten beruflichen Vorteil; ebenso vorteilhaft ist für ihn auch seine Fähigkeit, lange Listen von Zahlen, Kurznachrichten und scheinbar unverständlichen Daten zu studieren – eine unabdingbare Voraussetzung für einen guten Cyberpolizisten. Es mag sich nach einer spannenden Tätigkeit anhören, aber wie so vieles, was mit Computern zu tun hat, ist sie meist zermürbend und langwierig.
Einmal in den Autodesk-Fall eingeweiht, kam Crabb dem Betrug auf die Spur, indem er überprüfte, wohin die Empfänger der gefälschten Software ihr Geld überwiesen. Wie sich herausstellte, zahlten sie es auf die Konten von 15 »Maultieren« ein, US -Bürgern, die über das ganze Land verteilt waren. Geldwäsche und Betrügereien funktionieren nur durch die Mithilfe solcher (meist) ahnungsloser Personen: Sie melden sich auf Anzeigen, in denen guter Verdienst durch Arbeit am heimischen Computer versprochen wird. Erfolgreiche Kandidaten müssen dann dem neuen Arbeitgeber ihr Bankkonto zur Verfügung stellen. Im Autodesk-Fall nahmen die Maultiere 200 Dollar ein und mussten 180 weiterleiten, die Kommission betrug also 20 Dollar. Sie überwiesen das Geld an eine Bank in Lettland, einem der drei baltischen Staaten, deren Bedeutung für Cyberkriminalität und den umfassenderen Bereich der Cybersicherheit in keinem Verhältnis zu ihrer Bevölkerung von insgesamt sieben Millionen Menschen steht.
Mithilfe der lettischen Polizei ermittelte Crabb den endgültigen Bestimmungsort der Zahlungen: eine Reihe von Bankkonten in Ternopil im Westen der Ukraine. Alle Konten gehörten einem gewissen Maxim Kowaltschuk oder seiner Ehefrau.
Crabb erkannte, dass Kowaltschuk allein die US -Wirtschaft nicht in den Zusammenbruch treiben würde. Nach den Maßstäben der großen organisierten Verbrechergruppen verdiente er mit seiner Betrügerei nur ein Trinkgeld, so ärgerlich sie für Autodesk auch war. Crabb bemühte sich aber darum, Kowaltschuks E-Mail-Account zu knacken: Er wollte wissen, ob es dort noch weitere Geheimnisse gab. Irgendwann gelang es ihm, Kowaltschuks Kommunikation zu überwachen. Praktisch sofort nachdem Crabb die ersten E-Mails gelesen hatte, wurde ihm klar, dass Kowaltschuk nicht nur in den Betrug von Autodesk verwickelt war, sondern sich auch an einem viel größeren Projekt beteiligte: der Entwicklung einer Website namens CarderPlanet.
Das Schwergewicht seiner Ermittlungen lag zwar weiterhin auf Kowaltschuk und seiner Verwicklung in den Betrug, gewissermaßen nebenbei skizzierte Crabb aber auch den Stammbaum von CarderPlanet. Kowaltschuk hatte keine Ahnung, dass er von einer US -Behörde überwacht wurde, und entsprechend unbefangen führte er seine Korrespondenz. Crabb hatte sich mit Glück und kluger Ermittlungsarbeit in eine beneidenswerte Position gebracht. Er war nicht nur Kowaltschuk selbst immer einen Schritt voraus, sondern auch den westlichen Geheimdiensten. Er war ein Stück weit in die dynamischste Gruppe von Cyberkriminellen der Welt eingedrungen, und damit war ihm etwas gelungen, woran alle westlichen Spione bisher gescheitert waren.
Aber auch wenn Crabb auf diese Weise viel darüber erfuhr, was in der ukrainischen Hackergemeinde los war, konnte er kaum etwas unternehmen. Nicht einmal Kowaltschuk konnte er auffliegen lassen. Dazu fehlte nicht nur ein Auslieferungsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der Ukraine, sondern in dem riesigen osteuropäischen Land herrschten auch ganz allgemein unglückliche politische Verhältnisse. Präsident Leonid Kutschma stand einem Staat vor, der vor allem
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