CyberCrime
abgelehnt.
Das alles änderte sich während der dramatischen Ereignisse im Dezember 2004 und Januar 2005, als Juschtschenko und Timoschenko an die Macht kamen. Crabb erkannte, dass die Orangefarbene Revolution eine Gelegenheit darstellte, die er sich nicht entgehen lassen konnte. Kurz nach den turbulenten Ereignissen erhielt er einen Anruf von der US -Botschaft in Kiew. Man teilte ihm mit, das ukrainische Innenministerium sei bereits von den alten Hardlinern gesäubert worden, und stattdessen habe eine neue Mannschaft, die stärker zur Zusammenarbeit mit dem Westen neigte, ihre Arbeit aufgenommen. »Kommen Sie schnell her!«, sagte ihm die Botschaft. Diese Einladung brauchte der Mann vom Post-Inspektionsdienst nicht zweimal zu hören.
Im Juni 2005 reiste er nach Kiew und legte den Beamten des Innenministeriums seine Indizien im Fall Golubow vor. Zwei Wochen später war Inspektor Popow von der Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens auf dem Weg nach Odessa. Er hatte Anweisung, den schwer greifbaren Script ausfindig zu machen und festzunehmen.
Popow wusste, dass er vor einer schwierigen Aufgabe stand. Vor allem machte er sich Sorgen um undichte Stellen: Wenn die Nachricht über die bevorstehende Razzia schneller nach Odessa gelangte als er, wäre die ganze Operation zu Ende, bevor sie begonnen hatte. Als begabter Carder, der in diesem Stadium bereits den Status eines vielfachen Dollarmillionärs erlangt hatte, hätte Golubow sich den Schutz der örtlichen Polizeibehörden erkaufen können. Unter seinesgleichen war er unbesiegbar.
Gut drei Kilometer südlich des Stadtzentrums von Odessa liegt die Dowtschenko-Straße. Die Straßen sind hier von Bäumen gesäumt, und die Gegend gehört zu den begehrten Adressen der Stadt. Golubow wohnte in der Wohnung seiner Großmutter; deshalb waren Popow und sein Team überrascht, als ihnen bei ihrer Ankunft eine dicke Stahltür den Zugang verwehrte. Nachdem sie in Position gegangen waren, gab Popow seinen Kollegen ein Signal. »Aufmachen! Polizei!«, riefen sie, während sie gegen die undurchdringliche Tür hämmerten. Als ihnen nur Schweigen entgegenschlug, bemühten sie sich, hinter der stählernen Barriere etwas zu hören – einer glaubte, er habe schlurfende Schritte vernommen, aber trotz aller Anstrengungen blieb die Tür fest verschlossen.
Während Popow noch überlegte, ob er schweres Gerät anfordern solle, stieg ihnen der stechende Geruch von brennendem Papier in die Nase. »Du lieber Gott!«, dachte er, »er fängt an, Beweise zu vernichten!« Ohne noch weiter zu zögern, wählte Popow die Notrufnummer, und wenig später war die Feuerwehr unterwegs. Während die Hitze stärker wurde, stemmten die Feuerwehrleute ein Loch in die Wand der Wohnung und spritzten Schaum hinein. Als es aussah, als würde die Wohnung seiner Oma von Chemikalien überschwemmt, gelangte Golubow endlich zu dem Schluss, dass das Spiel vorüber war. Er öffnete die Tür.
Es war eine bizarre Szene. Wie Popow feststellte, standen nicht nur Golubows Aufzeichnungen in Flammen, sondern der Hacker zerstörte die Computer-Festplatten mithilfe einer Raskat-Fernbedienung. Hätte er die Dateien nur von seinen verschiedenen Computern gelöscht, hätte dies für jeden, der nur über grundlegende Kenntnisse in Computerkriminalistik verfügte und sie rekonstruieren wollte, kaum eine Schwierigkeit bedeutet. Papier kann man verbrennen – aber Computerdateien zu vernichten, ist viel schwieriger. Der in Russland gebaute Raskat gibt starke elektromagnetische Wellen ab und löscht Daten damit vollständig. Man hatte Golubow in flagranti erwischt, und Popow begleitete ihn nach Kiew, wo er ins Gefängnis wanderte.
Jetzt saßen Vega und Golubow – und auch mehrere andere wichtige Mitglieder aus der Familie von CarderPlanet – hinter Schloss und Riegel. Beide leugneten standhaft, Boa und Script zu sein. Keiner von beiden wurde seither eines Verbrechens überführt. Vega verbrachte sogar sieben Jahre in amerikanischen Gefängnissen, ohne dass ein Verfahren gegen ihn eröffnet worden wäre, was ernsthafte Fragen nach der Leistungsfähigkeit der US -amerikanischen Strafjustiz aufwirft.
Welche Gründe es im Einzelnen auch hatte, jedenfalls war CarderPlanet damit am Ende. Die visionäre Website für Hacker und Cracker verschwand von der Bildfläche, aber sie hinterließ ein gewaltiges Erbe: Für die Internetkriminalität hatte sie eine Revolution bedeutet.
Außerdem hatte die Cyberkriminalität großen
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