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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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Stils längst ihre ukrainischen Ursprünge hinter sich gelassen. In den letzten beiden Jahren von CarderPlanet hatten die Administratoren die Entwicklung eines englischsprachigen Forums vorangetrieben, das parallel zu den russischen Diskussionsplattformen lief. Dieses Forum verbreitete den Geist von Odessa unter den Hackern und Cardern auf der ganzen Welt. Zwei seiner Mitglieder waren Neulinge, aber die neue Welt des professionellen Kartenbetruges faszinierte sie. Einer hatte einen fröhlichen Piraten als Avatar gewählt, der andere ein Bild aus dem Lieblingsfilm vieler Computerfreaks. Darf ich vorstellen: JiLsi und Matrix 001 .

Teil III

9 Tiger, Tiger
    Colombo, Sri Lanka, 1988
    Bumm! Bumm! Bumm!
    »Aufmachen! Aufmachen!«
    Wenn Soldaten in einer solchen Stimmung sind, warten sie meist nicht auf eine Antwort, erst recht nicht morgens um halb sechs. Sie zertrümmerten mit ihren Gewehrkolben die Tür, strömten ins Haus und durchsuchten ein Zimmer nach dem anderen. Die Familie musste sich auf den Boden legen, dann wurde geplündert.
    Drei Kinder wachten verängstigt auf, als das Haus von Lärm und Licht erfüllt war. »Aus dem Bett! Aus dem Bett!« Die Kleinen trugen nur Unterwäsche und schwitzten in der tropischen Hitze, aber jetzt klapperten ihre Zähne vor Angst. Die Soldaten zerrten den Ältesten – er war gerade elf – aus dem Haus und zeigten auf einen weißen, handtellergroßen Hautfleck auf seinem Bauch. »Was ist das? Was ist das?«, schrien sie fast triumphierend. »Er hat mit Sprengstoff hantiert!«
    »Das ist ein Muttermal«, erwiderte er. »Nur ein Muttermal.«
    Sie zerrten den Jungen von den anderen weg, setzten ihn im Wohnzimmer auf einen Stuhl und begannen mit dem Verhör. Seine Eltern und seine Großmutter flehten den Soldaten an, der das Kommando zu haben schien, und schließlich waren sie sich einig, dass der zarte Junge, der noch nicht einmal in der Pubertät war, vermutlich als Bombenbauer der Tamilentiger nicht infrage kam.
    Der kleine Renu war an solche Wirren gewöhnt. Sie hatten in seinem Leben von Anfang an immer wieder Akzente gesetzt. Fünf Jahre zuvor, im Juli 1983, hatte man ihn im Alter von nur sechs Jahren aus Colombo evakuiert. Militante Tamilen hatten 13 Soldaten der Armee von Sri Lanka ermordet. Aus Rache metzelte ein singhalesischer Mob in der Hauptstadt Colombo Hunderte von unschuldigen Tamilen nieder. Es war der Beginn eines Bürgerkrieges, der erst 26 Jahre später zu Ende gehen sollte.
    In Colombo abzuwarten, während singhalesische Banden plündernd und mordend durch die Stadt zogen, kam nicht mehr infrage. Renus Eltern packten ihre Sachen und brachten ihre drei Kinder nach Jaffna, das Zentrum der tamilischen Bevölkerungsgruppe in Sri Lanka. Die Stadt liegt an der Nordspitze des Landes und ist nur 80 Kilometer von der Südostküste Indiens entfernt. Sie war auch die Bastion der militanten Tamilen-Guerilla. Der Widerstand gegen die von Singhalesen beherrschte Regierung in Colombo wuchs.
    Nicht lange nach Renus Umzug kam die unberechenbare Gewalt von Bürgerkrieg und Aufstand auch seiner neuen Heimat immer näher. Ab 1987 wurde Jaffna von Regierungstruppen belagert, die mit verschiedenen bewaffneten Gruppen kämpften, insbesondere mit der LTTE , den berüchtigten Tamilentigern. Die Zahl der Flüchtlinge, die aus der Stadt über die Palk-Straße nach Südindien strömten, erreichte eine kritische Größe, so dass die Regierung in Neu-Delhi sich zum Handeln gezwungen sah. Nachdem sie einen Vertrag mit der Regierung Sri Lankas geschlossen hatte, schickte Indien eine große Friedenstruppe nach Jaffna, die das Friedensabkommen beaufsichtigen sollte.
    Aber es dauerte nicht lange, dann wurden die Beziehungen zwischen den Tamilentigern und der Friedenstruppe abgebrochen, und Jaffna wurde wieder einmal zu einer der gefährlichsten Städte der Welt. Im Oktober 1987 richteten indische Soldaten im größten Krankenhaus der Stadt unter mehreren Dutzend unschuldigen Zivilisten ein Blutbad an; es war in dem ganzen 25-jährigen Bürgerkrieg der einzige Zwischenfall, der die Regierung in Colombo und die Tamilentiger in ihrer Empörung vereinte. Für Renu und seine Familie war es nun zu riskant, in Jaffna zu bleiben, also machten sie sich wieder auf den Weg nach Süden in die Hauptstadt.
    Eines Nachmittags trug Renus Vater dem Jungen auf, ein paar Lebensmittel zu kaufen. Renu hatte noch nie so viele Rupien gesehen und stopfte sich das Geld zusammen mit dem Einkaufszettel in die Hosentasche.

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