CyberCrime
jedoch lockte die Site einige bedeutende Gestalten von anderen Carding-Foren an. Am energischsten war JiLsi, der Hacker aus Sri Lanka, der bereits die Site »The Vouched« gegründet hatte und in der kleinen, aber einflussreichen englischsprachigen Abteilung von mazafaka den Rang eines Moderators bekleidete.
Wenig später hatte man JiLsi zum globalen Moderator von DarkMarket ernannt, womit er nur eine Stufe unterhalb der Spitzenstellung eines Administrators stand. Er machte sich daran, das Profil von DarkMarket zu stärken. JiLsi verfolgte das gleiche Ziel wie Iceman mit CardersMarket: Er wollte DarkMarket zur anerkannt besten kriminellen Webseite der englischsprachigen Welt machen. Unermüdlich arbeitete er im Java Bean Internetcafé im Norden Londons, und bis Mai 2006 war es ihm gelungen, einige hundert neue Mitglieder anzulocken. Die meisten von ihnen sprachen Englisch, aber auch eine Reihe Russen kam und ging.
Gerade als die Site unter den Cardern auf der ganzen Welt an Beliebtheit gewann, entschlossen sich ihre ursprünglichen Gründer, DarkMarket zu schließen; sie fürchteten die Unterwanderung durch die Sicherheitsbehörden. Einer von ihnen machte sich sogar Sorgen, sie könne zu erfolgreich werden. JiLsi und seine Freunde dagegen wollten auf der wachsenden Bekanntheit aufbauen und registrierten die Site einfach neu als darkmarket.ws (der Länderdomain für Westsamoa).
Jetzt konnten sie ernsthaft an die Arbeit gehen. DarkMarket konnte sich rühmen, neben JiLsi einen angesehenen russischen Hacker als Sponsor gewonnen zu haben. Er war unter dem Namen Shtirlitz bekannt und ein Veteran von CarderPlanet; jetzt arbeitete er als Verbindungsmann zwischen den russischen Carding-Sites und DarkMarket.
Es gab noch andere. Auch Matrix 001 sah sich auf DM um. Sein Ruf als Spezialist für Grafikdesign war gewachsen, seit er der International Association for the Advancement of Criminal Activity beigetreten war. Was er sah, beeindruckte ihn nicht: Das Forum war schwerfällig, die Sicherheitsvorkehrungen waren schlecht. Er schickte eine unverblümte Nachricht an den Administrator JiLsi und wies darauf hin, dass Feinde wie Iceman die Website aufgrund ihrer unzureichenden Software jeden Tag hackten. Matrix bot an, ein besseres System zu installieren, was JiLsi dankbar annahm. Damit begann Matrix’ Aufstieg in der Hierarchie.
Es war noch mehr Hilfe unterwegs. JiLsi beeilte sich, einen gewissen Master Splyntr zu fördern, damit dieser in dem Forum den Posten eines Moderators annahm. Master Splyntr war der Nickname eines berüchtigten polnischen Spammers namens Pavel Kaminski. Der Aliasname war eine typische Anspielung von Halbwüchsigen: Er erinnerte an die Ratte, die in dem berühmten Kindercomic die Teenage Mutant Ninja Turtles im Kampfsport ausbildet. In Anerkennung seines Helden und seiner Fähigkeiten war Master Splyntr in der Gemeinde der Spammer und Hacker auch als »Sensei« bekannt.
Die wahre Identität von Master Splyntr wurde von der geheimnisumwitterten britischen Anti-Spam-Organisation spamhaus.org offengelegt. Die Geschäftsleute, Technikfreaks, früheren Spione und Gott-weiß-wer-noch-alles, die dieses Team bildeten, führten einen wirksamen Kreuzzug mit dem Ziel, die führenden Gestalten aus den Welten von Spam, Carding und Kinderpornografie auf schwarze Listen zu setzen. Sie suchen in der digitalen Welt nach »bösartigen« Internerprovidern, die gegenüber den kriminellen Tätigkeiten ihrer Kunden ein Auge zudrücken. Kaminski, so berichtete Spamhaus auf seiner Website, sei einer der fünf größten Spammer der Welt und verschicke ungeheure Mengen unerwünschter Werbung für Penisvergrößerung, Paracetamol und vieles andere.
Nachdem Spamhaus sich für Master Splyntr interessierte, war er gebrandmarkt. Während fünf Polizeibehörden aus verschiedenen Ländern der Welt Ermittlungen gegen ihn aufnahmen, wechselte er in die Domäne der Carder. Außerdem war Kaminski in den Vertrieb von Malware, Viren und Trojanern verwickelt. Er war ein anerkannter Bösewicht, und JiLsi empfand klammheimliche Freude, dass er einen derart großen Fisch in die Gewässer von DarkMarket gelockt hatte. Sowohl zu Splyntr als auch zu Matrix001 pflegte er sorgfältig die Beziehungen. Daraus entwickelte sich ein richtiges Team, und als noch Cha 0 hinzukam, der führende kriminelle Kopf aus der Türkei, war DarkMarket schließlich von einer unbezweifelbaren Aura des Erfolges umgeben.
Auf den ersten Blick hatte DarkMarket nichts
Weitere Kostenlose Bücher