CyberCrime
Kelly heiratete in eine echte Fürstenfamilie ein und wurde die Frau des Kronprinzen Rainier, des Anwärters auf den monegassischen Thron.
Jetzt, genau fünfzig Jahre nach der Jahrhunderthochzeit von Monaco, bereitete eine Gruppe von DarkMarket-Mitgliedern mit einem Schatz aus seltener Plastikbeute einen kurzen Überfall auf den Tempel der Dekadenz vor. Kurz nachdem sie die Grenze von Frankreich nach Monaco überschritten hatten, kamen die ersten Spielcasinos in Sicht. Diese Bargeldfabriken sorgen seit den 1860er Jahren für den Staatshaushalt des Fürstentums. Die Einheimischen bezeichnen sie als »Brieftasche von Monaco«, und sie sind der Grund, warum die Monegassen keine Steuern bezahlen. Warum sollten sie auch? Ein Einzelzimmer im Monte Carlo Bay Hotel kostet beispielsweise ab 550 Euro pro Nacht, und wenn die Gäste sich das leisten können, können sie natürlich auch ihr Geld in die Casinosäle tragen. Die Folge sind überall satte Gewinne.
Deshalb schwimmt die einheimische Bevölkerung bequem in einem See von Geld, das die Superreichen an den Blackjack- und Roulettetischen wegwerfen. Ausländischen Bewohnern sitzt das Geld häufig deshalb so locker, weil sie es unter anderen Umständen an die Finanzämter jener Staaten zahlen würden, in denen sie oder ihre Firmen die meiste Zeit tätig sind. Da Monaco eine Steueroase ist – und nach Angaben der angesehenen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( OECD ) auch ein Zentrum der Geldwäsche –, sind die Behörden in dieser Felsbastion der fiskalischen Freiheit daran gewöhnt, keine Fragen nach den Besuchern ihres winzigen Landes oder der Herkunft ihres Geldes zu stellen.
Es war also der ideale Ort für eine Gruppe von DarkMarket-Mitgliedern, die mit zwölf American Express Centurions ausgestattet waren, jenen sagenumwobenen schwarzen Amex-Karten, den olympischen Göttern des Plastikzeitalters, die sich ihre Anhängerschaft durch besondere Einladung ausschließlich unter den Multimillionären aus dem Westen, Japan, Hongkong und dem Nahen Osten sichern. In den Vereinigten Staaten muss ein Centurion-Benutzer 5000 Dollar Aufnahmegebühr und eine Jahresgebühr von 2500 Dollar zahlen. Dafür erhält er kostenlose Flugtickets, einen besonderen Concierge-Service, spezielle Einkaufsmöglichkeiten und die Mitgliedschaft in Elite Clubs, die sich diskret über eine Welt verteilen, von der wir, die Bewohner des Malocherplaneten, keine Ahnung haben.
Haben wir schon über Geld geredet? Leg deine Centurion vor und schwelge in den Dollars, Euros, Pfund Sterling, Schweizer Franken oder Yen, die der Bankkassierer dir mit jenem diskreten Lächeln aushändigt, das jemandem von deinem Wert und Status vorbehalten ist. Mit einer einzigen Centurion kann man nahezu das Lösegeld für eine Geisel bezahlen, die von somalischen Piraten entführt wurde.
Dass eine Gruppe junger Leute mit mehr Geld, als für sie gut ist, in Monte Carlo einfällt und mit ihren Centurions herumprasst, ist nichts Ungewöhnliches – in diesem Umfeld sind verzogene Halbwüchsige die Norm. Sie waren entschlossen, ihre zwölf magischen Gutscheine bis zum Gehtnichtmehr auszunutzen. Zuerst ein Luxushotel, dann Cocktails und ein üppiges Abendessen, dann fielen sie im Casino ein. »Es war eine irre Party«, erinnert einer von ihnen sich träumerisch. »2006, das war die Zeit, als DarkMarket in den Himmel gewachsen ist.« Als die jungen Carder zwei Tage später abreisten, hatten sie die schwarzen Amex-Karten mit 400.000 Dollar belastet. Selbst sie mussten einräumen, sie seien erschrocken darüber gewesen, wie einfach es war. »Die haben nicht mit der Wimper gezuckt. Niemand hat uns auch nur ein einziges Mal gefragt, und man hatte den Eindruck, dass die Leute ständig so etwas machen.«
Die Skandinavier waren nicht die Einzigen, die den Jackpot geknackt hatten. Der berüchtigte ukrainische Carder Maksik verdiente Hunderttausende von Dollars mit dem Weiterverkauf von »Dumps and Fulls«, Kreditkartennummern mit zugehöriger PIN und dem dreistelligen Sicherheitscode auf der Rückseite der Karte. In der Türkei gründete Cha 0 eine ansehnliche Fabrik der kriminellen Aktivitäten: Er beschaffte Bargeld mit geklonten Kreditkarten und verkaufte »Skimmer« auf der ganzen Welt an andere Diebe, damit diese selbst Kartendaten stehlen konnten.
Darkmarket.com wurde im Mai 2005 gegründet, aber in den ersten Monaten seines Daseins war es eine recht müde Angelegenheit. Im Herbst des gleichen Jahres
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