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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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nennenswertes Risiko ein, vorausgesetzt, sie hielten sich von Ländern fern, in denen amerikanische Ordnungsbehörden tätig werden konnten.
    Deshalb richteten die russischen Hacker eine Reihe von Foren ein, in denen ausschließlich oder vorwiegend Russisch gesprochen wurde, und eines davon war mazafaka.ru . Sie zu unterwandern erwies sich für die US -Polizeibehörden als wesentlich schwieriger, und gleichzeitig war die Zusammenarbeit mit der russischen Polizei oder dem einflussreicheren KGB äußerst schwierig. Die erste Abwehrlinie für kriminelle Hacker in Russland oder der Ukraine ist immer der sich ständig ändernde lokale Slang. Manche westlichen Polizeibeamten konnten sich zwar auf Russisch unterhalten, viel schwieriger war es jedoch, sich über den dynamischen Sprachwandel auf dem Laufenden zu halten, der mit der Pop-Kultur verbunden war. Dies gelang in Washington oder London nur den wenigsten.
    Während also die russischen Sites fröhlich weiterliefen, hatte Iceman im Sommer 2006 nahezu alle englischsprachigen Gegner vernichtet. Und wenn er merkte, dass einer von ihnen wiederaufzuerstehen versuchte, setzte er eine verheerende DDoS-Attacke in Gang.
    Solche Attacken hatten sich zur am weitesten verbreiteten Waffe des Cyberspace entwickelt. Sie sind das Werk sogenannter Botnets, im Internet die Entsprechung zu dem Hollywoodklassiker Invasion of the Body Snatchers (dt. Die Dämonischen ) aus den 1950er Jahren. Ein Virus »übernimmt« einen Computer, der damit unter dem Einfluss eines sogenannten Command-and-Control-Servers steht. Das Virus infiziert Tausende von Computern auf diese Weise. Solche Rechner werden dann als Zombies bezeichnet und haben die Stellung von Drohnen, die unter dem Kommando des mächtigen C-and-C-Servers stehen. Unter fast allen praktischen Gesichtspunkten funktionieren sie weiterhin als ganz gewöhnliche Computer. Der normale Nutzer bemerkt nicht, dass sein Rechner nun ein Soldat in einer riesigen Armee der Digitalen Toten ist. Wenn es sich um einen besonders aktiven Zombie handelt, fällt dem arglosen Opfer vielleicht auf, dass sein Computer ein wenig langsamer wird, was in der Regel daran liegt, dass er unbemerkt mit der Verteilung von Milliarden Spam-E-Mails beschäftigt ist; in diesen wird entweder Werbung für Penisvergrößerung und Paracetamol gemacht, oder sie enthalten eine neue Kopie des Virus, das damit weitere Computer infizieren kann.
    Häufig erhalten Botnets jedoch die Anweisung, DDoS-Angriffe durchzuführen. Dazu wird allen Zombies befohlen, gleichzeitig eine bestimmte Website aufzurufen. Eine solche Website oder ein Server, der Ziel eines DDoS-Angriffs ist, bricht unter der Belastung, die durch den verstärkten Informationsverkehr entsteht, einfach zusammen. Die Seite friert ein. Ist der Angriff stark genug, stürzen ganze Systeme ab.
    Mit seinen erbarmungslosen DDoS-Angriffen sorgte Iceman dafür, dass er in der Gemeinschaft der kriminellen Hacker wegen seiner Arroganz allgemein gehasst wurde. Seine Taktik weckte aber auch den Verdacht, dass er für die Polizei arbeitete – immerhin handelte es sich bei seinen Opfern häufig um Hacker und Kriminelle.
    Seine Zahlen und sein Umsatz sprachen allerdings nicht gegen ihn: CardersMarket hatte jetzt mehrere tausend Mitglieder; sie alle waren aktiv, kauften und verkauften Kreditkarten, Bankkonten, Viren, Identitäten und anderes. Im August 2006 war er der Hahn im Cyberkorb.
    Nur ein Stachel steckte noch in seinem Fleisch. Eine kriminelle Website wollte einfach nicht sterben. Jedes Mal, wenn er zuschlug, ganz gleich, ob er die Datenbank leerte und alle Dateien löschte oder seiner Armee von Zombies befahl, sie aus dem Web zu werfen – sie kam wie ein Stehaufmännchen immer wieder zurück.
    Der Kampf mit DarkMarket hatte begonnen.

16 DarkMarket
    Cyberspace, 2005–2008
    Als der aufgemotzte Wagen am Westrand der Alpen abwärts rollte, spiegelte sich die Sonne im blauen Mittelmeer und verstärkte die Vorfreude auf ein großartiges Wochenende. Die Gruppe von etwas mehr als zwanzig skandinavischen Kumpels unter Führung von Recka, dem schwedischen Carderkönig, bog von der A8 ab auf die Route Grande Corniche und fuhr dann die Serpentinen hinunter nach Monaco.
    Das Fürstentum, einer der kleinsten und am dichtesten besiedelten Staaten der Welt, verbreitete fast während des gesamten vorigen Jahrhunderts reichlich Glamour. Im Jahr 1956 setzte es den Maßstab für die Promi-Hysterie der Nachkriegszeit: Hollywood-Prinzessin Grace

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