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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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offenen verbalen Schlagabtausch. Darin liegt übrigens eine der Trumpfkarten für Polizisten, die wegen Cyberkriminalität ermitteln: In einer Gemeinschaft, die durch alle möglichen Formen von Misstrauen gespalten ist, kann ein geschickter Leser die Diskussionen zu seinem eigenen Vorteil manipulieren.
    Das Administratorenteam entschied natürlich auch über die Stellung der Mitglieder in der DM -Hierarchie. Die vier zogen sich in ein privates Konklave zurück – in ein Forum, zu dem nur sie Zugang hatten – und diskutierten beispielsweise darüber, ob ein Verkäufer gestohlener Kreditkarten sich als ausreichend zuverlässig erwiesen hatte und den begehrten Titel eines geprüften Verkäufers (Reviewed Vendor) erhalten solle. Dann konnte er Karten verkaufen, ohne den Einschränkungen durch DarkMarket zu unterliegen.
    Natürlich suchten die Administratoren auch ständig nach Cyberpolizisten, ganz zu schweigen von »Scumbags« und »Rippers« – Verbrechern, die sich weigerten, sich an die Regeln der Unterwelt zu halten.
    »Ripper« ausfindig zu machen war auch ein entscheidender Teil der dritten und wichtigsten Administratorentätigkeit: dem Betrieb des Treuhanddienstes, der im Bereich des Unfairen die Fairness gewährleisten sollte. Wie bei der ursprünglichen Carder-Website CarderPlanet war auch hier die erfolgreiche Verwaltung des Treuhandservice ein entscheidender Faktor, der dazu beitrug, DarkMarket zur beherrschenden kriminellen Website ihrer Zeit zu machen. Betrieben wurde der Treuhanddienst durch JiLsi; der wichtigste Schiedsmann in diesem Bereich war jedoch Cha 0 .
    Und schließlich mussten die Administratoren mit scharfem Blick nach Personen Ausschau halten, die über die Website Kinderpornografie verbreiten oder Drogen und Waffen kaufen oder verkaufen wollten. Diese Vorsicht war nicht aus moralischer Empörung geboren, sondern aus der Überzeugung, dass die Polizei weniger energisch gegen die Site vorgehen würde, wenn sie sich auf Carding und Identitätsdelikte beschränkte.
    Die erste Hälfte des Jahres 2006 war für Renu eine Zeit der Höhen und Tiefen. Das Pech hatte im Februar begonnen. Er hatte nach einem harten Arbeitstag das Java Bean Café verlassen und freute sich auf eine Nacht mit Martell und der Crack-Pfeife. Als er am nächsten Morgen aufwachte, befand sich sein unbezahlbarer Speicherstick nicht an seinem üblichen Platz unmittelbar vor seiner Brust. Er hatte das blöde Ding im Café vergessen!
    Panik ergriff ihn. Als er in das Java Bean kam, ging er sofort zum Geschäftsführer und erkundigte sich, ob jemand den Stick abgegeben hatte. Der Manager schüttelte den Kopf. »Du hast mich um eine Viertelmillion Pfund erleichtert!«, schrie Renu, wobei er vorübergehend vergaß, dass er ganz allein für die Katastrophe verantwortlich war. Sorgen machte er sich weniger um seine eigenen begrenzten Mittel als um das Geld und die Daten, die man ihm als Treuhänder anvertraut hatte.
    Während der nachfolgenden Wochen war JiLsi mit Schadensbegrenzung beschäftigt. Er musste DarkMarket-Mitglieder beruhigen, die ihr Vertrauen in ihn gesetzt hatten und davon ausgegangen waren, dass ihre Sicherheit dabei nicht gefährdet sei. In der realen Welt bemühte sich Renu zur gleichen Zeit darum, die Zahlungen für die Hypothekenkredite zu leisten, die er auf schäbige Anwesen überall im Norden Londons aufgenommen hatte. DarkMarket florierte, aber JiLsi selbst bereicherte sich nicht. Im Gegenteil: Er versank in Schulden und wandte sich mit der Bitte um Kredite an einige »Freunde«. Im Cyberspace auf der Flucht zu sein war keine gute Voraussetzung, wenn man mit dieser eher traditionellen »Unterwelt« zurechtkommen wollte.
    Auch nach dem Verlust des Speichersticks engagierte sich Renu selbstlos für DarkMarket und seinen Fortschritt. Aber der Stress beim Betrieb der Website wuchs ihm allmählich über den Kopf. Vor allem erkannte er, dass DarkMarket und CardersMarket jetzt einen Kampf auf Leben und Tod führten. Die Website war angreifbar, aber noch stärker angreifbar war JiLsi selbst, und manchmal war er der ganzen Sache höchst überdrüssig.
    Iceman verstärkte seine Angriffe, bombardierte die Website mit DDoS-Attacken und schoss auch mit jeder anderen digitalen Waffe, die er in die Hände bekam. Die Carder der ganzen Welt sammelten sich hinter der einen oder anderen Website und vertraten die Ansicht, der Gegner solle aufgeben und einer großen Site die Alleinherrschaft überlassen. Das war auch Icemans

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