Cyberspace
Flasche dann mit aller Wucht durch die Kugel. Sie prallte an der andern Seite mit einem hellen Peng ab, ohne Schaden anzurichten. Er holte sie zurück und schleuderte sie ein zweites Mal.
Nun traf er den Dekompressionsalarm.
Staub wirbelte aus den Lautsprechern, als die Sirene zu heulen anfing. Durch den Alarm
ausgelöst, schoben sich die Schotten der Kugel mit hydraulischem Zischen zu. Korolew bekam Überdruck in den Ohren. Er nieste und fing dann die Flasche wieder ein.
Die Beleuchtung ging voll an und verlosch flackernd. Er lächelte und tastete im Dunkeln nach der Stahlflasche. Stoika hatte einen Systemzusammenbruch provoziert, was nicht schwer war.
Die Datenspeicher waren bereits bis zur Grenze des Zusammenbruchs gestört durch schwarz
eingeschmuggelte Fernsehsendungen. »Knallhartes Zeug«, murmelte er, während er die Flasche gegen die Wand knallte. Die Lichter schalteten auf Notbeleuchtung, als die Notstromversorgung einsetzte.
Seine Schulter schmerzte. Unerschütterlich hämmerte er weiter und dachte dabei an das
Klappern, das ein echter Platzer verursacht. Es mußte ordentlich scheppern, wollte er Jefremow und die Schützen täuschen.
Quietschend begann das Handrad an einer der Luken sich zu drehen. Mit einem dumpfen Laut
ging sie schließlich auf; Tatjana erschien mit einem zaghaften Lächeln.
»Ist der Klempner frei?« fragte er und ließ die Flasche los.
»Stoiko und Umansky verhandeln mit dem Bewacher.« Sie schlug mit der Faust in die offene
Hand. »Grischkin macht die Landefähren bereit.«
Er folgte ihr hinauf ins nächste Kugeldock. Stoiko half dem Klempner durch die Luke, die zum Quartierring führte. Der Klempner war barfuß, sein Gesicht fahl unter dem spärlich sprießenden Bart. Der Meteorologe Umansky, der einen leblosen Soldaten hinter sich herschleppte, folgte ihnen.
»Wie geht's, Klempner?« erkundigte sich Korolew.
»Bin noch'n bißchen schwach auf der Brust. Sie haben mich auf )XUFKW gesetzt. Keine großen Dosen, aber immerhin. War schlimmer als'n echter Platzer, du.«
Grischkin glitt aus der Sojus-Fähre neben Korolew und zog ein Bündel mit Werkzeug und
Meßgerät an einer Nylonleine hinter sich her. »Alles gecheckt. Durch den Systemzusammenbruch ist jeweils die Bordautomatik in Betrieb. An der Fernsteuerung war ich mit dem Schraubenzieher zugange, damit sie die Lenkung nicht vom Boden aus beeinflussen können. Wie geht's, Nikita?« fragte er den Klempner. »Ab nach Zentralchina mit dir.«
Der Klempner erschrak, schüttelte sich und schauderte. »Ich kann kein Wort Chinesisch.«
Stoiko reichte ihm einen Ausdruck. »Phonetisches Mandarin. ICH MÖCHTE
ÜBERWECHSELN UND BITTE, ZUR NÄCHSTEN JAPANISCHEN BOTSCHAFT
GEBRACHT ZU WERDEN.«
Der Klempner grinste und fuhr sich durch seinen fettigen, verschwitzten Haarschopf. »Wie
steht's mit euch übrigen?« fragte er.
»Glaubst du, wir tun das alles nur deinetwegen?« Tatjana zog eine Grimasse. »Sieh zu, daß der chinesische Nachrichten-dienst die beigefügte Erklärung kriegt, Klempner! Jeder von uns hat 'ne Kopie davon. Wir wollen dafür sorgen, daß die Welt erfährt, was die Sowjetunion Juri
Wasilewitsch Korolew, dem ersten Menschen auf dem Mars, antut!« Sie warf dem Klempner
eine Kußhand zu.
»Wie steht's mit Filipschenko hier?« fragte Umansky. Einige dunkle Kügelchen aus geronnenem Blut kreisten schwabbelig um die Backe des bewußtlosen Soldaten.
»Warum nimmst du den armen Kerl nicht einfach mit?« meinte Korolew.
»Also komm, du Arsch!« sagte der Klempner, der Filipschenko am Gürtel packte und durch die Luke in die Sojus bugsierte. »Ich, Nikita der Klempner, tu dir den Gefallen deines Lebens.«
Korolew sah zu, wie Stoiko und Grischkin die Luke dicht-machten.
»Wo sind Romanenko und Valentina?« fragte Korolew, der wieder auf seine Uhr blickte.
»Hier, mein Lieber«, sagte Valentina, die das vom blonden Haar umschwebte Gesicht aus der Luke einer weiteren Sojus steckte. »Wir haben die hier ausprobiert.« Sie kicherte.
»Dafür habt ihr in Tokio Zeit genug«, schimpfte Korolew. »Es werden binnen Minuten in
Wladiwostock und Hanoi Abwehr-jäger losbrausen.«
Romanenkos bloßer, muskulöser Arm erschien in der Öffnung und zog Valentina in die Sojus
zurück. Stoika und Grischkin machten die Luke dicht.
»Bauern im All.« Tatjana gab einen verächtlichen Spucklaut von sich.
Kosmograd dröhnte hohl, als der Klempner mit dem bewußtlosen Filipschenko startete. Ein
zweites Dröhnen, und das
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