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Cyberspace

Cyberspace

Titel: Cyberspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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verstanden. Vielleicht war es nur mangelnde Phantasie gewesen, ein Defizit visionärer Weitsicht. 6HKW LKU $PLV sagte er für sich, LKU KlWWHW ZLUNOLFK YHUVXFKHQ
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    »Wer möchte schon in so 'nem Ding leben?« fragte Stoiko, klopfte Grischkin auf die Schulter und lachte mit der stillen Kraft der Verzweiflung.
    »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Jefremow. »Wir haben bereits Ärger genug, nicht wahr?«
    »Das ist kein Witz, Jefremow, und so lauten unsre Forderungen.« Die fünf Dissidenten hatten sich in die Saljut gezwängt, die der politische Offizier mit Valentina bewohnte, und drückten ihn nun gegen die rückwärtige Trennwand. Die Trennwand zierte ein sorgsam abgestaubtes Foto des Staatschefs, der von einem Traktor herunterwinkte. Valentina war im Moment, wie Korolew
    wußte, mit Romanenko im Museum, wo sie sich kräftig in die Gurte legten. Korolew fragte sich, wie Romanenko es schaffte, sich so regelmäßig um den Wachdienst im Kanonenboot zu drücken.
    Jefremow zuckte die Achseln. Er überflog die Liste der Forderungen. »Der Klempner muß in
    Gewahrsam bleiben. Es liegen klare Befehle vor. Und was den Rest dieses Dokuments angeht ...«
    »Du hast eigenmächtig psychiatrische Drogen gegeben!« schrie Grischkin.
    »Das war eine ganz und gar persönliche Angelegenheit«, erwiderte Jefremow gelassen.
    »Ein Verbrechen war das«, sagte Tatjana.
    »Pilotin Tatjana, wir wissen beide, daß unser Grischkin hier der aktivste 6DPLVGDWD-Pirat auf dieser Station ist! Wir sind alle Verbrecher, nicht? Das ist ja das Schöne an unserm System, nicht?« Das Grinsen, das er plötzlich aufsetzte, war ungemein zynisch. »Kosmograd ist nicht der 3RWHPNLQ und ihr seid keine Revolutionäre. Und ihr YHUODQJW ein Gespräch mit Marschall
    Gubarew? Er steht in Baikonur unter Gewahrsam. Und ihr YHUODQJW mit dem Technologie—
    Minister zu sprechen? Der Minister leitet die Räumung.« Mit einer entschlossenen Geste zerriß er das ausgedruckte Blatt in Stücke, so daß die gelben Fetzen wie Schmetterlinge in Zeitlupe durch die Schwerelosigkeit segelten.
    Am neunten Tag des Streiks trafen sich Korolew, Grischkin und Stoiko in der Saljut, die
    normalerweise Grischkin und der Klempner bewohnten.
    Seit vierzig Jahren führten die Bewohner von Kosmograd einen antiseptischen Krieg gegen
    Moder und Schimmel. Staub, Fettpartikel und Dampf setzten sich in der Schwerelosigkeit nicht ab, und Sporen lauerten überall - in der Polsterung, in der Kleidung, in den Lüftungsschächten.
    Unter warmfeuchten Kulturbedingungen breiteten sie sich aus wie Ölpfützen. Im Moment roch es nach Trockenfäule; daneben stank es verdächtig nach durchgeschmorten Kabeln.
    Korolews Schlaf war gestört worden vom hohlen Getöse einer abfliegenden Sojus. Gluschko und seine Frau, vermutete er. In den vergangenen 48 Stunden hatte Jefremow die Evakuierung der Besatzungsmitglieder überwacht, die am Streik nicht teilnehmen wollten. Die Schützen blieben im Kanonenboot und Quartierring, wo sie nach wie vor Nikita den Klempner festhielten.
    Grischkins Saljut war zur Streik-Zentrale geworden. Keiner der männlichen Streikenden rasierte sich, und Stoiko hatte sich eine Staphylokokken-Infektion zugezogen, die in Striemen auf seinen Unterarmen wütete. Umringt von düsteren Pin-ups aus dem amerikanischen TV, wirkten sie wie ein verkommenes Trio von Porno-Betrachtern. Die Lichter waren gedämpft; Kosmograd lief mit halber Energie. »Wenn die ändern weg sind«, sagte Stoika, »ist unsere Position stärker.«
    Grischkin stöhnte. Seine Nasenlöcher waren mit weißem Mullverband zugestopft. Er war
    überzeugt, daß Jefremow versuchen würde, den Streik mit Beta-Carbolin-Begasung zu beenden.
    Die Mullpfropfe waren nur ein Symptom für die allgemein gespannte, paranoide Stimmung.
    Bevor der Evakuierungsbefehl von Baikonur kam, hatte einer der Techniker stundenlang
    Tschaikowskis Ouvertüre »1812« mit ohrenbetäubender Lautstärke gespielt. Und Gluschko hatte seine Frau, die nackt war und blaue Flecken hatte und kreischte, durch ganz Kosmograd gejagt.
    Stoiko hatte die Akten des KGB-Manns und Bychkows psychiatrische Aufzeichnungen gesichtet; viele Meter von gelbem Endlospapier schlängelten sich träge durch die Korridore und flatterten leise im Luftzug der Ventilatoren.
    »Stellt euch vor, was auf ihre Aussagen hin mit uns passieren wird auf der Erde«, meinte
    Grischkin leise.
    »Wir kriegen nicht mal

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