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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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einfach verschwinden und alles hinter mir lassen. Ich könnte nach Cyboria gehen und für immer dort bleiben, weg von allem, weg von meinem Vater.
    Cyboria! Aber wenn die Neue Stadt doch nur eine Illusion war? Wenn es doch nur eine große Show, eine Schatzsuche für Milliardäre war, wie er selbst zuvor gespottet hatte? Was würde er seinem Vater erzählen? Wie sollte er mit seinem Zorn fertigwerden?
    Jago lief in seiner wütenden Verzweiflung einfach weiter, ohne wahrzunehmen, was um ihn herum geschah. Er hörte nicht, wie die Stimme aus dem Lautsprecher verkündete, dass die Passagiere nach Cyboria sich auf dem Bahnsteig zur Abfahrt einfinden sollten. Für ihn waren die Straßenbahn, der Zug und dieser menschenleere Bahnhof nichts anderes als die Kulisse eines bizarren Schauspiels. Dann stieß er schließlich doch noch auf Galeno, der auf den Schienen saß und seine seltsamen Klopfzeichen machte.
    Wen rief er jetzt? Und warum?
    Jedes Mal, wenn er die stereotypen Bewegungen des Roboters betrachtete, überkam Jago ein beklemmendes Gefühl: Angst.
    Die Angst, entdeckt zu werden.
    Und dann … Galeno sah diesem anderen Roboter irgendwie ähnlich, diesem riesenhaften mechanischen Ungeheuer, das ihn seit seiner Kindheit tyrannisiert hatte.
    Galeno und Calibano hatten offenbar den gleichen Erfinder.
    Galeno hörte ihn nicht kommen und klopfte weiter auf die Schienen. Jago blieb stehen und überlegte, wie er sich verhalten sollte. Dann fiel sein Blick zufällig auf eine auf dem Boden liegende Eisenstange. Er griff danach und umklammerte sie fest. Ein abstruser Wunsch machte sich in ihm breit, die Wut war noch nicht verschwunden, im Gegenteil, sie kochte wieder in ihm hoch.
    Mit der Eisenstange in der Hand ging Jago an der Straßenbahn entlang und kletterte dann auf das Gleis. Sofort drehte sich der Roboter zu ihm um. Spürte er die Gefahr?
    »Ach, Sie sind es, Herr Jago …«, schnarrte er mit seiner grässlichen Grammofonstimme, »Galeno hat Sie nicht kommen hören.«
    Absurd! Warum sprach er immer in der dritten Person von sich!
    »Was machst du da?«
    Galeno blieb auf den Schienen hocken. »Galeno sucht … Freunde.«
    »Was für Freunde?«
    »Andere Führer. Galeno … versteht nicht, warum das Tor geschlossen ist. Er versteht das nicht. Galeno hatte andere Anweisungen.«
    »Was heißt ›andere Anweisungen‹?«
    »Galeno fragt die Gleise, um eine Lösung zu finden.«
    »Und was sagen die Gleise?«
    »Bis jetzt geben sie keine Antwort.«
    »Also? Von welchen Anweisungen sprichst du?«
    »In Galenos Arbeitsspeicher sind andere Anweisungen programmiert. Erste Anweisung: Den Zug des Südens rufen. Und das hat Galeno getan. Zweite Anweisung: Den Zug des Südens bis in die Stadt mit dem Eisenturm fahren. Auch das hat er getan. Dritte Anweisung: der ZANG - TUMB - TUMB -Linie folgen. Und das klappt nicht. Deshalb fragt Galeno die Gleise nach einer Lösung.«
    »Gibt es noch eine vierte Anweisung?«, fragte Jago ahnungsvoll und umklammerte die Stange noch fester.
    »Aber natürlich, Herr Jago. Vierte Anweisung: Den Riesen zähmen.«
    In Jagos Hals bildete sich ein dicker Klumpen, der einfach nicht mehr verschwinden wollte. Er lockerte den Griff um die Eisenstange etwas.
    »Den Riesen zähmen?«
    »Ganz genau, Herr Jago. Aber natürlich erst dann, wenn wir ihn gefunden haben, noch weiß Galeno nicht, wie er … Oh, Achtung bitte!«
    »Was ist los?«
    Der Roboter blickte in den Tunnel und legte beide Hände auf die Gleise. »Wären Sie so freundlich und würden bitte leise sein? Ich bekomme eine Antwort.«
    Der Klumpen in Jagos Hals wurde größer.

-8
Der Ausweis für die Neue Stadt
    D ie Schnur und das Wachssiegel lösten ein ähnlich prickelndes Gefühl aus wie damals, als er die Schachtel seines Großvaters Primo geöffnet hatte. Das Päckchen, das Otto in Händen hielt, beinhaltete noch geheimnisvollere Dinge: eine schwarz lackierte Spieluhr, eine gelochte Ausweiskarte aus Plastik und einige gerollte Dokumente, die mit einem orangefarbenen Bastfaden zusammengehalten wurden. Die Spieluhr war mit einer Insel im Meer bemalt, über der eine schneeweiße Wolke schwebte. Darunter stand geschrieben:
KURZE EINWEISUNG IN DIE SITTEN UND GEBRÄUCHE CYBORIAS
    Doch als Otto die Uhr aufklappte, war nichts zu sehen und zu hören.
    »Sie ist kaputt«, meinte Medea.
    Otto drehte sie hin und her. »Oder …« Er fand ein Röhrchen, in dem sich ein winziger Metallzylinder befand. Er hielt ihn gegen das Licht und entdeckte die Aufschrift

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