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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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tto war richtig sauer.
    Er ging am Zeitungskiosk vorbei zu einer großen Glastür, deren Scheiben das Logo von Cyboria zierte. Schweigend betrat er einen großen Raum.
    Das Auskunftsbüro.
    Darin standen etwa zehn runde Tische, die wie überdimensionale Pilze aussahen. Spiralförmige Kupferrohre verschwanden in einer Wand, um gleich daneben wieder herauszukommen. Auf dem Fußboden darunter waren etwa hundert zylinderförmige Behälter aufgereiht. Sie erinnerten an Mini-Waschmaschinen, mit einem schießschartenähnlichen Fenster wie beim Zug des Südens. Jeder Behälter hatte eine gravierte Messingplakette und ein quadratisches Schloss.
    Die Behälter waren in alphabetischer Reihenfolge aufgestellt, auf den Plaketten standen verschiedene Namen. Otto suchte nach dem Buchstaben »F«.
    »Hier ist meine!«, rief er.
    Jago und Medea waren ihm gefolgt.
    »Was meinst du damit?«
    »Hier steht ›Folgore‹. Das ist mein Nachname. Und … natürlich auch der meines Großvaters und meines Ururgroßvaters, aber wie dem auch sei … Hier ist es.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    Otto strahlte: »Das bedeutet, dass sie auf uns warten.«
    »Das ist logisch …«, nickte Medea, »sie haben Roboterführer dorthin geschickt, wo sie Menschen vermuteten, die das Abenteuer wagen würden.«
    Jago blickte sich suchend um: »Apropos Führer, wo ist denn unserer?«
    »Er ist bei den Straßenbahnschienen geblieben.«
    »Ich sehe mal nach, was er macht«, bot sich Jago widerwillig an.
    »Jago …«
    »Du musst nichts sagen. Ich werde mich nicht mit ihm schlagen und mir nicht noch mal die Haare anrösten lassen. Aber ihr rührt euch nicht von der Stelle, ist das klar?«
    Otto antwortete nicht einmal, so fasziniert war er. Er strich mit dem Zeigefinger über den mysteriösen Zylinder am Fußende der Wand und fragte sich, was er jetzt machen sollte. Während Medea und Jago noch über Galeno sprachen, entschloss er sich, das Naheliegendste zu tun. Er nahm das Ikosaeder aus der Tasche und steckte es in das Schloss des Behälters, als wäre es ein Schlüssel.
    Ein blauer Blitz zuckte und das Ikosaeder war verschwunden.
    »Otto! Was machst du da?«
    »Nichts, glaube ich jedenfalls …«
    Was natürlich nicht stimmte.
    Durch das Rohrsystem wurde ein Schwall Druckluft gepresst, der alles ächzen und knirschen ließ. Dann erkannte man einen Gegenstand, der durch die spiralförmigen Windungen raste, bis er direkt vor dem Behälter der Folgores zum Halten kam. Das Schießschartenfenster öffnete sich zischend.
    »Wow! Das sind Briefkästen für Rohrpost!«, jubelte Otto.
    Das Päckchen war etwa so groß wie ein Schuhkarton. Medea lächelte und schüttelte dann verblüfft den Kopf. »Unglaublich …«
    »Das kannst du schon glauben, Tante Medea«, antwortete Otto, nahm das Paket und ging zu einem der Tische, »denn es ist direkt an uns adressiert.«
    Jago war verwirrt.
    Während er durch den menschenleeren Bahnhof lief, kochte langsam Wut in ihm hoch. Und je länger er lief, desto größer wurde seine Verwirrung. Als er den Springbrunnen erreichte, bemerkte er, dass die Türen zum Theater Excelsior offen standen. Er spähte kurz hinein. Im Hintergrund war leise Musik zu hören, eine Stimme vom Band sagte: »Hereinspaziert, meine Damen und Herren! Während Sie auf die Abfahrt Ihres Zuges warten, genießen Sie die Excelsior-Show! Eine Choreografie in sechs Teilen und elf Bildern! Zum ersten Mal auf der Bühne sehen Sie ein Dampfschiff, ein Morsegerät, eine Glühbirne, den Fréjus-Tunnel und den Suezkanal!«
    Die Musik wurde lauter und der Vorhang öffnete sich: Zwölf Robotertänzerinnen auf Rollschuhen erschienen auf der Bühne, offenbar das Ballett.
    Das war zu viel.
    Jagos Verwirrung verwandelte sich in unbändigen Zorn. Er verließ das Theater und versuchte den Drang zu unterdrücken, alles kurz und klein zu schlagen.
    In seinem Kopf tobten widerstreitende Gefühle. Außer Wut spürte er Gewissensbisse, Verblüffung, Angst und Hilflosigkeit. Er kam sich vor wie einer der Roboter auf der Bühne, wie einer, der nach der Pfeife eines Puppenspielers tanzen musste. Allein der Gedanke, nicht mehr Herr seiner Entscheidungen zu sein, war unerträglich. Er hatte seine Freiheit eingebüßt. Und sein Geheimnis war von Stunde zu Stunde schwerer zu verbergen. Galeno hatte Calibano wiedererkannt und ihn »Freund« genannt …
    Ein großes Problem.
    Das er früher oder später lösen musste.
    Ich könnte einfach verschwinden , sagte er sich beim Gehen, ich könnte

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