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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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seit damals keine aktuellen Nachrichten mehr.«
    »Es muss sehr lange her sein, dass zum letzten Mal jemand hier war …«
    Jago lachte. »Ich habe ernste Zweifel, ob überhaupt schon jemand hier gewesen ist.«
    »Hast du die Nummer der Straßenbahn vergessen? Diese 85000 und ein paar Zerquetschte, die Zahl, die eins nach vorne gesprungen ist, als Galeno die Bahn gestartet hat? Wenn das die Anzahl der Fahrten ist …«
    »… auf der nicht existierenden ZANG - TUMB - TUMB -Linie.«
    »Was heißt da nicht existierend? Die Gleise und die Brücke sind doch Realität!«
    »Möchtest du, dass ich einige Informationen einhole?«, witzelte Jago und ging auf die Roboterdame zu. »Hallo, schöne Frau! Kannst du mir sagen, wie viele Exemplare dieser Zeitung du verteilt hast?«
    »Hier ist Ihr persönliches Exemplar, mein Herr! Um die Wartezeit zu verkürzen! Brandaktuelle Nachrichten aus der Neuen Stadt!«
    »Ich habe deine Zeitung schon!«, entgegnete Jago leicht genervt.
    »Zum Zeitvertreib! Nehmen Sie am Excelsior-Ball im Theater des Bahnhofs teil!«, fuhr der Roboter ungerührt fort. »Die allerneusten Neuigkeiten! Ihr persönliches Exemplar, mein Herr!«
    Jago schüttelte den Kopf.
    Medea sah den Roboter mit einer Mischung aus Mitleid und Spott an. »Ich beneide sie ein wenig. Immer gute Laune, auch wenn die Zeitung, die sie verschenkt, fast hundert Jahre alt ist …«
    Jago faltete sein Exemplar zusammen und steckte es in die Hosentasche. »Ich habe jedenfalls überhaupt keine gute Laune.«
    »Otto … überleg doch mal … wenige Monate nach dem Erscheinen dieser Zeitung«, fuhr Medea fort, »marschierte Hitler in Polen ein und der Zweite Weltkrieg begann.«
    »Stimmt.«
    Ihre Schritte hallten auf dem Fußboden wider.
    »Meinst du, das hat etwas zu bedeuten?«
    »Vielleicht. Vielleicht war es ein unglücklicher Zufall, dass die Professoren gerade zu diesem Zeitpunkt damit begonnen haben, Cyboria zu besiedeln, so kurz vor dem Krieg.«
    »Vielleicht haben die ausgewählten Bürger auch gekämpft.«
    »Ich möchte daran erinnern, dass wir von drei mittlerweile etwa achtzigjährigen Professoren sprechen, dazu eine Handvoll ›junge Leute‹ um die fünfzig.«
    »Oder vielleicht wurden die anderen Roboter von Panzern und bei Fliegerangriffen zerstört.«
    »Oder sie wurden eingeschmolzen, um Munition herzustellen.«
    »Und so hat man das ganze Projekt vergessen.«
    »Vielleicht wurde sogar die Neue Stadt bombardiert und zerstört.«
    »Alles Blödsinn.« Jago schrie fast. »Das ist doch kompletter Blödsinn! Seid ihr euch darüber im Klaren, was ihr da sagt?« Medea und Otto sahen ihn an. »Es gibt keine Neue Stadt! Und niemand ist jemals dorthin geschickt worden!«
    »Ach nein?« Otto wirkte beleidigt. »Und wie erklärst du dir … das alles?«
    »Das ist einfach Show, ein Hype, eine Schatzsuche für Milliardäre!«
    »Ist dir eigentlich bewusst, was du da redest?«, explodierte Medea. »Hat dir die Reise mit dem Zug des Südens nicht genügt? Die Brücke, die aus dem Nichts aufgetaucht ist? Oder Galeno?«
    »Gut, gut! Ich gebe ja zu, dass wir es mit einer Reihe unglaublich genialer Erfindungen zu tun haben, mit Spitzenleistungen im Roboterbau … und in der Architektur. Aber mehr auch nicht!«
    »Dort draußen steht eine Straßenbahn, die darauf wartet, uns in die Neue Stadt zu bringen!«
    »Ich möchte dich daran erinnern, dass wir uns in Paris befinden, meine Liebe«, entgegnete Jago süffisant, »in der Stadt des Eisenturms! Und nicht in irgendeiner Geisterstadt! Wir befinden uns in einem verlassenen Bahnhof mitten in Paris! Schaut her!« Er zog Medea und Otto zu einem der großen Fenster, durch die man nach draußen blicken konnte. Obwohl die Scheiben mit einer Staubschicht überzogen waren, erkannte man dunkle Dächer und ein gewölbtes Glasdach. »Seht ihr das? Erkennt ihr es? Das ist der Gare d’Orsay. Der alte Pariser Bahnhof, der heute ein Museum ist.«
    »Ja und?«
    »Zuerst waren wir in Italien, in Pisa, also in der … nun … in der Stadt des Schiefen Turms.«
    »Ja und?«
    »Lasst uns Schluss machen mit diesen Hirngespinsten und Absurditäten und nicht mehr auf diese Marionette aus Stahl und Glas hören, die spricht wie vor hundert Jahren! Versuchen wir lieber hier rauszukommen … und fahren nach Hause.«
    Otto wedelte verärgert mit seinem Exemplar der Zeitung aus dem Jahre 1939. »Ich bleibe«, sagte er sehr leise, aber bestimmt, »aber wenn ihr wollt, könnt ihr gerne gehen.«

-9
Die Unbezähmbaren
    O

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