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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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immerhin ein Auge auf die Sache. Ich gehe wieder schlafen.«
    Er war noch nicht in seiner Kajüte zurück, als ihm der Erste nachgerannt kam.
    »Kapitän, Sie kommen besser zurück auf die Brücke. Da versuchen zwei Schiffe, den Hafen zu verlassen.«
    »Ohne Auslaufgenehmigung?«
    »Ja.«
    »Vielleicht wechseln sie nur den Ankerplatz.« Der Erste Offizier schüttelte den Kopf. »Sie halten genau Kurs auf den Kanal.«
    Pinon knurrte: »Soll wohl nicht sein, daß ich heute noch etwas Schlaf kriege.«
    Was er dann oben auf der Brücke sah, verwunderte ihn nicht wenig. »Was ist das denn? Keine Flagge, kein Navigationslicht, kein Ausguck auf der Brücke …«
    »Und sie antworten auch auf keinen Funkruf. Sieht aus, als wollten sie ausbüxen.«
    »Offenbar also wieder einmal welche, die nach Amerika hinüberwollen.«
    »Soll ich ihnen befehlen, beizudrehen?«
    »Selbstverständlich. Und wir blockieren ihnen den Weg.« Der Erste Offizier hatte bereits die Alarmsirenen für die Besatzung betätigt.
    Nach zehn Minuten lag das Patrouillenboot in der Mitte des Kanals, und seine 9-Zentimeter-Kanonen waren unmißverständlich auf den ankommenden Geleitzug der Schiffe gerichtet.Pitt sah die blinkende Signallampe auf der Fregatte. Er war kurz in Versuchung, sich tatsächlich über Funk zu melden. Aber es war strikt abgesprochen worden, daß der Geleitzug unter allen Umständen stumm bleiben sollte. Seine Kenntnisse des internationalen Morsecodes waren längst eingerostet, trotzdem verstand er die Aufforderung des Patrouillenbootes,
stoppen Sie unverzüglich, und identifizieren Sie sich.
    Er ließ die
Pisto
nicht aus den Augen. Es war ihm klar, daß jeder etwaige plötzliche Fluchtversuch nur von Jack ausgehen konnte. Er rief in den Maschinenraum hinunter und verständigte Manny von der Patrouillenfregatte, die ihnen den Weg verstellte, änderte aber nichts am Kurs.
    Sie waren jetzt bereits so nahe, daß sie die kubanische Flagge klar und deutlich steif im Wind flattern sahen. Der Signalscheinwerfer blinkte unaufhörlich.
Stoppen Sie unverzüglich, andernfalls wird das Feuer auf Sie eröffnet.
    Auf dem Bug der
Pisto
erschienen zwei Männer und ließen in großer Eile noch mehr Kabel abrollen. Zugleich scherte der Schlepper mit scharfer Wende aus dem Kurs nach Steuerbord weg. Dann kam Jack aus dem Steuerhaus und schrie aufgebracht durch ein Megaphon zum Patrouillenboot hinüber: »Verdammt noch mal, ihr Seekuh-Idioten, fahrt aus dem Weg! Seht ihr nicht, daß ich schleppe?«
    Pinon überhörte die Beleidigung. Von einem Schlepperführer war kein anderer Ton zu erwarten. »Sie fahren ohne Genehmigung. Ich schicke Ihnen ein Prisenkommando.«
    »Das lassen Sie mal schön bleiben. Auf mein Boot kommt mir kein Marinetrottel.«
    »Ich warne Sie, das kann böse Folgen für Sie haben!« antwortete Pinon noch immer ruhig und gutmütig. Er war sich inzwischen nicht mehr ganz so sicher, ob es sich hier tatsächlich um den Versuch einer Massenflucht von Dissidenten handelte. Aber das eigenartige Verhalten des Schleppers und die ohne jede Beleuchtung fahrenden Schiffe erforderten auf jeden Fall eine nähere Inspektion.
    Pinon beugte sich über die Reling und befahl das Aussetzen des Motorbootes mit einer Patrouille. Als er sich wieder dem unidentifizierten Geleitzug zuwandte, erstarrte er schier.
    Es war zu spät. In dem dämmrigen Morgenlicht hatte er zuvor nicht wahrgenommen, daß das Schiff hinter dem Schlepper keineswegs manövrierunfähig war. Jetzt kam es direkt auf ihn zu, offensichtlich, um sein Schiff zu rammen. Mit mindestens acht Knoten. Sekundenlang starrte er wie gelähmt, ehe er einen Entschluß fassen konnte. »Äußerste Kraft voraus!« schrie er.
    »Feuer frei!« Unmittelbar darauf begann ohrenbetäubender Lärm. Granaten pfiffen über die nur noch kurze Entfernung bis zur
Amy Bigalow,
bohrten sich in deren Bug und Aufbauten und explodierten in Flammen und berstendem Stahl. Ein Teil der Kommandobrücke schien wegzuschmelzen. Glasscherben und Splitter aller Art flogen durch die Luft. Pitt duckte sich weg, ließ aber das Steuerrad nicht los. Seine Entschlossenheit war bereits blinder Sturheit gewichen. Er hatte Glück und bekam außer einigen Schnitten und Schrammen nichts ab.
    Die zweite Salve riß den Kartenraum weg und spaltete den Vordermast in der Mitte. Die obere Hälfte fiel über Bord. Das Schiff schleppte sie noch eine ganze Strecke mit sich, ehe die Kabel rissen. Der Schornstein wurde zu Schrott geschossen, und im

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