Cyclop
Sechsundsechzig Stunden. Der Präsident war über seine Fortschritte informiert und hatte ihn noch einmal darauf hingewiesen, daß die Zeit knapp wurde. Neun Männer gehörten offenbar zum
Harten Kern,
einer davon, LeBaron, fiel aus. Von Fisher, Booth, Mitchell und Busche hatte er die genauen Adressen ermittelt. Blieben noch ein gewisser Dean Beagle in Philadelphia und Daniel Klein in Washington; bei diesen beiden kannte er die wahre Identität nicht. Und dann waren da noch Leonard Hudson und Gunnar Eriksen, bei denen er nicht wußte, wo sie sich genau aufhielten.
Der Präsident stellte bereits heimlich ein Team von Spezialisten zusammen, das den
Harten Kern
einsammeln und an einen vom Präsidenten bestimmten Ort bringen sollte. Aber die letzten vier waren eine harte Nuß. Hagen verließ sich wieder einmal mehr auf seine Intuition.
Er flog nach Philadelphia und bestellte schon vom Jet aus einen Wagen. Zwei Stunden später saß er im historischen Restaurant des Horse and Artellery Inn, in dem schon George Washington abgestiegen war. Zum Abendessen war es noch zu früh, und eine freundliche junge Bedienung führte ihn an einen Tisch in einer stillen Ecke des fast leeren Restaurants. »Ist Dean da?« fragte er beiläufig.
»Ja, Sir«, antwortete das Mädchen bereitwillig. »Der Senator steht in der Küche. Möchten Sie ihn sprechen?«
»Ich wäre dankbar, wenn er mir ein paar Minuten widmen könnte.«
»Wollen Sie solange schon einmal die Karte sehen?«
»Ja, bitte.«
Hagen studierte das Menü und fand das Angebot an Speisen der alten Gründerväter-Küche sehr verlockend. Aber seine Gedanken waren nicht bei einem möglichen Essen. War es möglich, überlegte er, daß Dean Beagle Senator Dean Porter war, der einmal dem einflußreichen Komitee für Auslandsfragen vorgesessen hatte und nur knapp bei den Vorwahlen McGovern unterlag? Bis er sich vor zwei Jahren zurückgezogen hatte, galt Porter als einer der einflußreichsten Senatoren des Landes.
Ein kahlköpfiger Mann, etwa Ende Siebzig, erschien in der Schwingtür zur Küche und wischte sich die Hände an einer Schürze ab. Er wirkte wenig beeindruckend, eher wie ein gemütlicher Großvater. Vor Hagens Tisch blieb er stehen und sah ihn ausdruckslos an. »Sie wollten mich sprechen?«
Hagen stand auf. »Senator Porter?«
»Ja.«
»Mein Name ist Ira Hagen. Ich bin selbst Restaurantbesitzer und habe mich auf amerikanische Küche spezialisiert, aber was die Rezepte angeht, habe ich keine vergleichbare Kreativität entwickelt.«
»Leo hat mir schon gesagt, daß Sie mal vorbeischaun würden«, meinte Porter ruhig.
»Wollen Sie sich nicht setzen?«
»Bleiben Sie zum Dinner, Mr. Hagen?«
»Das hatte ich vor.«
»Dann erlauben Sie mir, Ihnen eine Flasche Wein des Hauses anzubieten.«
»Vielen Dank.«’3
Porter gab der Bedienung eine Anweisung. Dann wandte;? er sich wieder Hagen zu und sah ihm gerade in die Augen »Wie viele von uns haben Sie schon aufgespürt?« ;
»Sie sind der sechste«, erklärte Hagen.
»Sie haben Glück gehabt, daß Sie es nicht in Houston versucht haben. Leo hat schon ein Empfangskomitee für Sie bereitgestellt gehabt.«
»Waren Sie von Anfang an ein Mitglied des
Harten Kerns,
Senator?«
»Ich bin 1964 an Bord gegangen und habe die ganze verdeckte Finanzierung organisiert.«
»Mein Kompliment, das war erstklassige Arbeit.«
»Ich nehme an, Sie arbeiten für den Präsidenten?«
»Korrekt.«
»Was hat er mit uns vor?«
Hagen zuckte mit den Schultern. »Irgendwann wird er Ihnen wohl die Ehre zuteil werden lassen, die Sie schon so lange verdienen. Aber vorher will er Ihre Leute wohl daran hindern, auf dem Mond einen Krieg anzufangen.«
Porter schwieg eine Weile, während die Bedienung eine Flasche gekühlten Weißwein servierte. Mit Expertengriff entkorkte er den Wein und goß ein Glas voll. Er nahm einen kräftigen Schluck und ließ den Wein genießerisch im Mund verweilen, bevor er schluckte.
»Sehr schön.« Dann füllte er Hagens Glas.
»Vor fünfzehn Jahren, Mr. Hagen, hat unsere Regierung einen dummen Fehler gemacht. Sie hat unseren Vorsprung im Weltraum für eine Propagandaaktion, die man den Handschlag im Raum nannte, aufgegeben. Die Russen waren immer zwanzig Jahre hinter uns zurück, und nachdem wir ihnen die Chance zur sogenannten Kooperation gegeben haben, konnten sie hemmungslos bei uns abkupfern. Ihre Technologie hätte ihnen keine Chance gegeben, etwas Vergleichbares auf die Beine zu stellen. Aber wir haben eben
Weitere Kostenlose Bücher