Cyclop
seufzte und stand langsam auf. Er reckte sich.
Die Haut spannte sich so um seine Muskeln, daß jede Ader deutlich sichtbar hervortrat. Wenn er stand, befand sich sein glattrasierter Schädel ein wenig unterhalb von Pitts Kinn.
»Ich würde unser Gespräch über alte Erinnerungen gerne fortsetzen, Mr. Pitt, aber ich brauche die Antworten auf einige Fragen und Ihre Unterschrift unter diesem Geständnis.«
»Ich werde mit Ihnen gern alles besprechen, was Sie interessiert, wenn man mir versichert, daß den LeBarons und meinen Freunden nichts geschieht.«
Gly antwortete nicht, er starrte nur gelangweilt gerade aus.
Pitt spürte den kommenden Schlag und spannte seinen Körper, um ihn abgleiten zu lassen.
Aber Gly ging nicht darauf ein. Statt dessen packte er Pitt mit einer Hand dicht am Nacken und krallte sich in das weiche Muskelfleisch der Schulter. Zunächst war der Druck nur leicht, dann wurde er stärker, bis der Schmerz wie Feuer explodierte.
Pitt packte Glys Handgelenk mit beiden Händen und versuchte die eiserne Klaue loszuzerren, aber er hätte genausogut versuchen können, eine Eiche mit bloßen Händen aus dem Boden zu reißen.
Verzweifelt knirschte er mit den Zähnen, bis er befürchtete, sie würden abbrechen. Durch die Schmerzwolken in seinem Hirn hörte er Glys Stimme.
»Okay, Pitt, Sie brauchen sich das nicht anzutun. Erzählen Sie mir einfach, wer sich diese Operation ausgedacht hat und warum. Sie haben keinen Grund, zu leiden, es sei denn, Sie sind ein überzeugter Masochist. Glauben Sie mir, es wird Ihnen nicht gefallen, was ich mit Ihnen tun muß. Erzählen Sie dem General, was er wissen will. Was Sie geheimhalten wollen, wird den Lauf der Geschichte auch nicht groß ändern. Es hängen mit Sicherheit nicht Tausende von Menschenleben davon ab. Warum wollen Sie Tag für Tag Ihren Körper zusammenschlagen lassen, bis Sie sich wie Kartoffelbrei fühlen. Denn genau das wird Ihnen passieren, wenn Sie nicht mitspielen. Verstehen wir uns?«
Der grauenvolle Schmerz ließ langsam nach, als Gly den Griff lockerte. Pitt schwankte, starrte seinen Peiniger aus zusammengekniffenen Augen an und versuchte sich die Schulter zu massieren. Er begriff, daß dieser Mann keine Geschichte akzeptieren würde, die er ihm erzählte, ob sie nun wahr oder erfunden wäre. Die Folter würde so lange weiter-gehen, bis seine Belastungsgrenze überschritten war und er ein körperliches und psychisches Wrack sein würde.
Er fragte höflich: »Bekommen Sie für jedes Geständnis einen Bonus?«
»Ich arbeite nicht auf Kommissionsbasis«, meinte Gly humorvoll.
»Sie haben gewonnen«, sagte Pitt ruhig. »Ich habe eine niedrige Schmerzgrenze. Was wollen Sie, daß ich unterschreibe, ein Geständnis über einen Attentatsversuch gegen Fidel Castro oder über einen Geheimplan, die russischen Berater zu Demokraten zu bekehren?«
»Nur die Wahrheit, Mr. Pitt.«
»Die habe ich General Velikow schon erzählt.«
»Ja, ich habe hier alles im Dossier.«
»Dann wissen Sie, daß Mrs. LeBaron, AI Giordino, Rudi Gunn und ich auf der Suche nach Raymond LeBaron und einem Wrack, das möglicherweise einen Schatz birgt, waren. Was ist denn daran so zweifelhaft?«
»General Velikow sieht es als vorgetäuschtes Manöver, um eine besondere Mission zu verbergen.«
»Welche zum Beispiel?«
»Einen Versuch, mit Castro Verbindung aufzunehmen.«
»Lächerlich. Es wird ja wohl einen einfacheren Weg geben, auf dem sich zwei Regierungen verständigen können.«
»Gunn hat uns alles erzählt«, sagte Gly. »Sie hatten die Führung dieser Operation, die sich in kubanischem Hoheitsgebiet von einer Patrouille aufbringen und zur Hauptinsel eskortieren lassen sollte. Dort angekommen, sollten Sie lebenswichtige Informationen weitergeben, die auf eine geheime Beziehung zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten hinauslaufen.«
Pitt verstand überhaupt nichts mehr. Das waren böhmische Dörfer für ihn. »Das ist die blödeste Geschichte, die man mir je angedreht hat.«
»Warum waren Sie dann so gut bewaffnet, daß Sie einen kubanischen Patrouillenhubschrauber abschießen konnten?«
»Wir hatten keine Waffen«, log Pitt. »Der Helikopter explodierte vor unseren Augen. Ich weiß auch nicht, warum.«
»Dann erklären Sie mir, warum das kubanische Patrouillenboot an der Absturzstelle keine Überlebenden bergen konnte.«
»Wir waren im Wasser. Es war dunkel, und es herrschte hoher Seegang. Da findet man nicht so leicht jemanden.«
»Aber Sie waren trotz
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