Cyclop
ihnen einen Besuch in Raum sechs bisher erspart. Bis jetzt wurden sie ganz passabel behandelt.«
»Jessie?«
LeBarons Gesicht spiegelte seine Sorgen. »General Velikow hat ihr großzügigerweise unseren VIP-Raum zugewiesen.Wir dürfen sogar gemeinsam mit den Offizieren die Mahlzeiten entnehmen.«
»Es freut mich, daß man Ihnen beiden einen Besuch in Raum sechs ebenfalls erspart hat.«
»Ja, Jessie und ich, wir haben Glück.«
LeBarons Stimme klang nicht sehr überzeugend. Er sah an Pitt vorbei. Das war nicht der berühmte, erfolgreiche Unternehmer mit abenteuerlichem Erfindungsgeist. Von diesem Mann hätte sich die Finanzwelt nicht jahrelang beraten lassen. Er erinnerte Pitt an einen Farmer, dem die Bank gerade die Hypothek gekündigt hatte.
»Was ist denn aus Buck Cäsar und Joe Cavilla geworden?« erkundigte Pitt sich.
LeBaron zuckte traurig mit den Schultern. »Buck ist es gelungen, die Wachen einen Augenblick abzulenken, als er draußen Spazierengehen durfte. Er hat sich in die Brandung geworfen und ist losgeschwommen. Ein treibender Baumstamm diente ihm als Floß. Drei Tage später spülte die Brandung seine Leiche an den Strand, oder besser gesagt das, was die Haie von ihm übriggelassen hatten. Joe fiel nach einigen Sitzungen in Raum sechs in ein Koma und starb. Es gab für ihn keinen Grund, mit General Velikow zusammenzuarbeiten.«
»Und Sie haben Foss Gly nie besuchen dürfen?«
»Nein, diese Erfahrung hat man mir erspart. Warum, weiß ich auch nicht recht. Vielleicht glaubt General Velikow, daß ich eines Tages noch einmal ein wertvolles Tauschobjekt sein könnte.«
»Also hat man mich ausgewählt«, meinte Pitt grimmig.
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgendwie helfen, aber General Velikow hat auch schon bei Joe alle meine Bitten ignoriert. In Ihrem Fall ist er genauso abweisend.«
Pitt kam nicht umhin, sich darüber Gedanken zu machen, warum LeBaron von Velikow immer so respektvoll mit der militärischen Rangbezeichnung sprach. »Ich verstehe diese brutalen Verhöre überhaupt nicht. Was für einen Sinn machte es denn, Cavilla zu töten? Was haben sie gehofft, von ihm zu erfahren?«
»Die Wahrheit«, erklärte LeBaron einfach.
Pitt sah ihn scharf an. »Die Wahrheit, so wie ich sie kenne, ist, daß Sie und Ihr Team auf der Suche nach der
Cyplop
verschwanden. Ihre Frau und wir anderen haben die Suche nach dem Wrack in der Hoffnung wiederholt, dabei einen Hinweis auf Ihren Verbleib zu finden. Sagen Sie mir, was daran so falsch klingt.«
LeBaron wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es hat keinen Zweck, mit mir zu streiten, Dirk, ich bin nicht derjenige, der Ihnen nicht glaubt. Die russische Mentalität vermutet hinter jeder Wahrheit eine Lüge.«
»Sie haben doch mit Jessie gesprochen. Sicher hat sie Ihnen erzählt, wie wir die
Cyclop
gefunden haben und auf dieser Insel gelandet sind.«
LeBaron zuckte sichtbar bei der Erwähnung der
Cyclop
zusammen. Er schien vor Pitt zurückzuweichen. Dann klopfte er an die Tür. Sie wurde fast sofort von außen geöffnet, und schon war er verschwunden.
Foss Gly wartete in aller Ruhe, als LeBaron Raum sechs betrat. Er saß einfach da, gefährlich, böse, eine menschliche Killermaschine. Er roch nach Tod und Verwesung.
LeBaron stand zitternd vor ihm und zog ein kleines Aufnahmegerät aus seiner Jackentasche.
Gly spielte das Band zurück. Ein paar Sekunden hörte er es sich an, um sicherzugehen, daß die Aufnahme deutlich verständlich war.
»Hat er Ihnen vertraut?« fragte Gly.
»Ja, er hat nicht versucht, etwas vor mir zu verbergen.«
»Arbeitet er für den CIA?«
»Ich glaube nicht. Seine Landung hier war wirklich eine Art Zufall.«
Gly stand auf und packte die lose Haut seitlich an LeBarons Handgelenk, dann drehte er sie langsam immer weiter, als wolle er sie aufwickeln. Die Augen des Millionärs traten fast aus den Höhlen. Er krümmte sich, sank dann langsam auf die Knie.
Gly beugte sich mit einem boshaften Grinsen über ihn. »Versuch nicht, mich reinzulegen, Scheißkerl«, knurrte er drohend, »oder deine süße Frau ist die nächste Besucherin hier und zahlt mit ihrem Körper für dein Geschwätz.«
32
Ohne es zu wissen, trickste Ira Hagen Hudson und Eriksen ganz nebenher aus. Er flog nicht nach Houston. Es gab gar keinen Grund für eine solche Reise. Der Computer in seinem Jet verschaffte ihm alle nötigen Informationen. Mit Hilfe der Telefonnummern ermittelte er vom Jet aus die Männer hinter den Codenamen. Ihm blieben noch
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