Cyclop
hat.«
Der Präsident starrte gedankenverloren aus dem Fenster, als müsse er sich an jemanden erinnern. »Scheint schon ein halbes Leben her zu sein, seit ich Ira das letzte Mal gesehen habe.«
»Lügen Sie mich nicht an, Mr. Präsident, das nützt nichts.
Sie haben ihn angeheuert, um den
Harten Kern
aufzuspüren.«
»Was habe ich?« Der Präsident wirkte ehrlich überrascht. Dann lachte er. »Sie vergessen, wer ich bin. Mit einem Anruf kann ich das ganze Potential von FBI, CIA und mindestens fünf anderen Geheimdiensten hinter Ihnen herjagen.«
»Warum haben Sie es dann nicht getan?«
»Weil ich mich mit meinen wissenschaftlichen Beratern unterhalten habe und ich von ihnen einige sehr beeindruckende Auskünfte erhielt. Sie stimmen alle darin überein, daß die Jersey Colony Blödsinn ist – kompletter Unfug. Ich weiß nicht, was Sie mit diesem Trick beabsichtigen, Joe, aber wir werden nicht darauf hereinfallen.«
Hudson geriet aus dem Gleichgewicht. »Ich schwöre Ihnen bei Gott, die Jersey Colony gibt es. Sie ist Realität.«
»Ja, so wie das Land Oz und Shangri-La.«
»Glauben Sie mir, Vince, wenn unsere Kolonisten vom Mond zurückkehren, dann werden sie der Welt eine neue Botschaft zu verkünden haben.«
Der Präsident ignorierte die plumpe Vertraulichkeit, ihn mit dem Vornamen anzureden. »Was Sie wirklich wollen, ist, daß wir eine Nachricht an die Öffentlichkeit weitergeben, daß wir auf dem Mond mit den Russen kämpfen. Aber wozu das Ganze? Soll das so eine Art Hollywood-Reklame-Gag sein?«
Hudson konnte seine Wut nicht länger unterdrücken. »Sie Idiot!« schnappte er. »Sie können doch vor der größten wissenschaftlichen Errungenschaft des Jahrhunderts nicht einfach die Augen verschließen!«
»Dann passen Sie mal auf.« Der Präsident griff zum Hörer der Sprechanlage und befahl dem Fahrer: »Roger, wir halten an. Mein Gast steigt hier aus.«
Hinter der Glasscheibe, die den Fond abteilte, hob der Chauffeur bestätigend die Hand. Er unterrichtete die anderen Wagen der Kolonne. Eine halbe Minute später kamen die Wagen zum Stehen. Der Präsident öffnete selbst die Tür.»Das war es dann wohl, Joe. Ich weiß nicht, was Sie sich da mit Ira Hagen eingeredet haben, aber wenn ich höre, daß jemandem dieses Namens etwas zugestoßen ist, dann werde ich vor jedem Gericht bezeugen, daß Sie sein Leben bedroht haben. Vielleicht sind Sie ja auch schon in einem Luxusrestaurant zum Massenmörder geworden.«
Verwirrt und wütend sprang Hudson aus der Limousine. Er zögerte kurz, beugte sich dann noch einmal in den Wagen zurück. »Sie machen einen schrecklichen Fehler«, verkündete er anklagend.
»Das ist sicherlich nicht der erste in meiner Laufbahn«, kommentierte der Präsident knapp und gab das Zeichen zum Weiterfahren.
Der Präsident lehnte sich zufrieden in die Polster zurück. Die Denkmalenthüllung war Hagens bester Einfall gewesen. Sie konnten Hudson keinen besseren Platz für ein zweites Rendezvous anbieten, und natürlich war er sofort darauf angesprungen.
Kaum war die Wagenkolonne des Präsidenten außer Sicht, da tauchte ein unauffälliger Lieferwagen auf. Er hielt neben Hudson, der schnell in die Seitentür sprang. »Wie hat es geklappt?« fragte ihn Gunnar Eriksen drinnen sofort.
»Der Mistkerl hat mich einfach rausgeworfen«, keuchte Hudson noch außer Atem vor Wut.
»Er will nichts von Ira Hagen wissen und tut so, als hielte er die Kolonie für einen dummen Jungenscherz.«
»Aber wozu das Ganze? Er ist der einzige, der Hagen mit solchen Vollmachten ausstatten kann. Er muß dahinterstecken.«
Hudson schüttelte den Kopf. »Das macht mir ja auch soviel Sorgen, Gunnar. Ich habe einfach keine Ahnung, was er bezweckt. Und das gefällt mir nicht.«
»Vielleicht hat der Präsident mit diesem Treffen gerechnet«, überlegte Eriksen, »und sich entsprechend darauf vorbereitet. Wir sollten jedenfalls entsprechend vorgehen.« Hudson nickte nur stumm.
Ira Hagen hatte drei Wagen und zwei Hubschrauber zur Beobachtung des Lieferwagens zur Verfügung. Sie standen in ständigem Sprechfunkverkehr. Vielleicht war das der Grund, warum sie es letzten Endes nicht schafften. Sie verloren die Insassen des Lieferwagens in einer Tiefgarage eines Supermarkts endgültig. Wenn Hagen allein die Beschattung übernommen hätte, wäre ihm so etwas nicht passien. Aber er hatte sich zu sehr auf die Technik verlassen. Und darauf, daß Hudson nicht mit einer Verfolgung rechnete.
35
Pitt konnte bei Licht nicht
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