Cyclop
gut schlafen, deshalb kletterte er auf den Garderobenschrank und schraubte die Neonröhre aus der Fassung. Er wachte erst auf, als ihm die Wache das Frühstück brachte. Er fühlte sich erfrischt und stopfte den ungenießbaren Fraß in sich hinein, als wäre es sein Lieblingsessen. Der Posten schien beunruhigt zu sein, weil das Licht nicht mehr brannte, aber Pitt zuckte nur mit den Achseln. Er aß sein Frühstück im Licht der Gangbeleuchtung. Kurz danach schraubte ein anderer Soldat eine neue Röhre ein.
Zwei Stunden später brachte man Pitt wieder in das Büro von General Velikow. Wieder ließ man ihn warten, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Russen waren wirklich nicht besonders einfallsreich. Aber er tat ihnen den Gefallen und lief nervös auf und ab. Die nächsten vierundzwanzig Stunden waren eine kritische Zeit und hoffentlich seine letzte auf dieser Insel. Auf dem ausgekundschafteten Fluchtweg würde er es mit Sicherheit schaffen, aber was er nicht wußte, war, ob er noch ein Gespräch mit Foss Gly überstehen würde. Wie auch immer, nach ein oder zwei weiteren Verhören durch diesen Sadisten würde er rein körperlich nicht mehr zu einer Flucht in der Lage sein.
Velikow betrat schließlich den Raum und musterte Pitt eine Weile stumm, bevor er ihn ansprach. Der General strahlte diesmal deutlich Kälte aus. Eine unübersehbare Härte lag in seinem Blick. Er wies Pitt mit einem Nicken einen harten Stuhl zu, den man extra für diesen Zweck in den Raum gestellt hatte. Seine Worte hatten einen leicht drohenden Unterton.
.»Werden Sie jetzt das Geständnis Ihrer Spionageunternehmungen unterschreiben?«
»Wenn es Sie glücklich macht.«
»Es wird Ihnen nichts einbringen, wenn Sie versuchen, hier den harten Mann zu spielen, Mr. Pitt.«
Pitt ließ sich von seiner Wut hinreißen. »Auf das Wohlwollen von Kerlen, die Frauen foltern lassen, bin ich nicht angewiesen.«
Velikow zog eine Augenbraue hoch. »Erklären Sie mir das.«
»Geräusche hallen in Betongängen recht deutlich wider. Die Schreie von Jessie LeBaron hätte man wahrscheinlich überall hören können.«
»Haben Sie sie gehört?« Velikow strich sich in einer marinierten Geste die Haare glatt. »Es scheint, daß Sie doch jetzt einsehen müßten, daß in einer Zusammenarbeit nur Vorteile für Sie liegen. Wenn Sie mir die Wahrheit erzählen, werde ich einen Weg finden, Ihnen und Ihren Freunden weitere Ungelegenheiten zu ersparen.«
»Sie kennen die Wahrheit bereits. Deshalb machen Sie auch keine Fortschritte mit uns. Vier Menschen haben Ihnen die gleiche Geschichte erzählt. Ist das nicht selbst für einen erfahrenen Verhörspezialisten wie Sie überraschend? Vier Menschen, die Sie lange genug gefoltert haben, geben Ihnen auf alle Fragen die gleichen Antworten. Es muß wohl an Ihrer merkwürdigen russischen Mentalität liegen, daß Sie so viel Wert auf Geständnisse legen.
Sobald ich eine Spionagetätigkeit zugebe, verlangen Sie ein Geständnis, daß ich Verbrechen gegen das russische Volk begangen habe, danach muß ich dann gestehen, auf den Bürgersteig gespuckt zu haben. Ihre psychologische Taktik ist ungefähr so weit entwickelt wie Ihre Speisekarte und Ihre Architektur in Moskau. Die Wahrheit?
Sie würden die Wahrheit nicht akzeptieren, selbst wenn Sie mit der Nase darauf gestoßen werden.«
Velikow blieb still sitzen und musterte Pitt mit der Verachtung, wie sie nur ein Slawe für einen Mongolen aufbringen kann. »Ich frage Sie noch einmal, ob Sie mit uns zusammenarbeiten wollen?«
»Ich bin Ingenieur für Schiffahrtstechnik. Ich kenne keine militärischen Geheimnisse.«
»Ich interessiere mich nur dafür, was Ihre Vorgesetzten Ihnen über diese Insel erzählt haben und wie Sie hierhergekommen sind.«
»Was habe ich davon? Sie haben mir doch schon klargemacht, daß meine Freunde und ich sterben müssen.«
»Vielleicht kann aus Ihrer Zukunft doch noch etwas werden.«
»Wir haben Ihnen bereits alles gesagt, was wir wissen.«
Velikow trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Sie behaupteten also noch immer, daß Sie rein zufällig auf Cayo Santa Maria gelandet sind?«
»Das tue ich.«
»Und Sie erwarten von mir, daß ich glaube, Mrs. LeBaron hätte ausgerechnet von allen Küsten Kubas die Insel zufällig herausgefunden, auf der sich ihr Gatte gerade aufhält, ohne irgendeine vorherige Ahnung gehabt zu haben?«
»Ich gestehe, das ist auch für mich ein ziemlich unwahrscheinlicher Zufall. Aber so ist es nun einmal
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