Cyclop
Frauen mögen. Sie sorgen dafür, daß es nie langweilig wird.«
Er küßte sie noch einmal auf die Stirn und wandte sich ab, die Hände zu Fäusten geballt.
Bei der Kletterei durch den Luftschacht spürte Pitt jeden Muskel, und als er oben ankam, erholte er sich ein paar Minuten, bevor er den Deckel nach oben schob. Die beiden Soldaten spielten wieder Schach – es schien zu ihrer Nachtwache zu gehören. Sie sahen nie von ihrem Brett auf, sie hatten ja auch eigentlich auf nichts Besonderes zu achten.
Wahrscheinlich waren es sowieso nur Mechaniker im Bereitschaftsdienst, überlegte Pitt, keine Wachtposten.
Trotzdem achtete Pitt sorgfältig auf Deckung, während er die Garagenhalle durchsuchte. Er fand ohne große Mühe zwei volle Benzinkanister, die zur Reserve an den Lastwagen angebracht waren. Schwieriger war es schon, einen Weg zu finden, die Kanister durch die Lüftungsöffnung nach draußen zu befördern. Aber unter dem herumliegenden Werkzeug ließ sich auch ein geeignetes Seil auf treiben. Leise band Pitt die beiden Kanister zusammen und zog sie lautlos hoch, indem er das Seil über einen herausragenden Deckenträger warf. Die Ventilatoröffnung befand sich zum Glück außerhalb des Gesichtsfeldes der Mechaniker. Pitt kletterte selbst hoch und zog die vor dem Loch baumelnden Kanister vorsichtig hinter sich her. Zwei Minuten später huschte er, in jeder Hand einen Kanister, durch die Dunkelheit zum Abflußrohr in der Mauer. Das verrostete Gitter ließ sich wie in der vorausgegangenen Nacht schnell zur Seite biegen. Der Himmel war klar, der Mond leuchtete. Der Wind flüsterte nur noch, die Nachtluft empfing Pitt mit angenehmer Kühle. Er hoffte, daß die See sich ebenfalls beruhigt hatte.
Ohne besonderen Grund hielt er sich diesmal auf der rechten Seite der kleinen Straße. Mit den beiden schweren Kanistern kam er nur mühsam im Sand voran. Seine Füße sanken ein, und alle fünf Minuten mußte er stehenbleiben, um das Benzin abzusetzen. Bald brauchte er eine längere Rast und sah sich nach einer Deckung um. In einiger Entfernung bemerkte er eine größere Bodensenke. Als er näher kam, stolperte er über ein nur wenige Zentimeter aus dem Boden ragendes Drahtgeflecht. Er rutschte in ein niedriges Gebüsch, aus dem er sich nur mit einiger Mühe wieder befreien konnte. Dabei stellte er zu seiner Überraschung fest, daß dieses Strauchwerk aus Plastik war. Er brauchte ein paarJ Minuten, dann wußte er, daß der ganze Rand der Bodensenke! mit Plastikbüschen getarnt war. Noch ein paar tastende Schritte später begriff er, daß er sich am Rand einer riesigen Antennen-Anlage befand, die mit künstlichem Buschwerk gegen Luftaufnahmen getarnt war.
Die Folgerung aus dieser Entdeckung verblüffte Pitt. Er hatte bereits angenommen, daß es sich bei der unterirdischen Anlage um ein verborgenes Kommunikationszentrum gehandelt hatte. Aber welchem Zweck diente es? Der amerikanische Funkverkehr ließ sich mit modernen Spionagesatelliten viel besser abhorchen. Pitt blieb keine Zeit, lange nachzudenken.
Er versuchte sich ein ungefähres Bild von der Antenne zu machen, soweit die Dunkelheit es zuließ, dann schleppte er sich mit seinen Benzinkanistern weiter.
Das verlassene Dorf schien viel weiter entfernt zu sein, als er es in Erinnerung hatte.
Keuchend und schwitzend erreichte er schließlich den kleinen Hof, in dem er den Außenbordmotor unter der Badewanne versteckt hatte. Dankbar ließ er die Kanister fallen und ruhte sich eine halbe Stunde auf der alten Matratze aus. Auch wenn er keine Minute zu verlieren hatte, mußte er eine Erholungspause riskieren. Er nutzte sie, um weiter über seinen Fluchtplan nachzudenken. Schließlich kristallisierte sich eine Idee, die so einfach war, daß er erstaunt war, warum er erst jetzt darauf kam. Er schleppte die Kanister zur Lagune hinunter.
Dann holte er den Außenbordmotor. Not ist die Mutter aller Erfindungen, sagte sich Pitt und begann in den leeren Häusern nach verwendbarem Material zu suchen. Schließlich hatte er ein paar Drähte, alte Stricke und ein passables Brett zusammen. Eine Stunde später hatte er die alte Badewanne aus dem Hof ans Ufer gezerrt. Er benutzte das Brett, um den Außenbordmotor mit den Drähten darauf festzubinden. Dann säuberte er den Ölfilter. Ein Stück Blech, als Trichter zurechtgebogen, half ihm, den Tank zu füllen. Das Blech würde ihm auch helfen, Wasser aus seinem Gefährt zu schöpfen. Er verstopfte den Abfluß mit alten Lumpen, so fest es
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