Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
während Francesca den neuesten Nachrichten aus Rawlings Hall lauschte.
»Auch mir würde ein Schläfchen gut tun«, vertraute Ester Francesca an, als sie das Esszimmer verließen. »Es ist schwierig, in einer schaukelnden Kutsche zu schlafen, und die Fahrt nach Bath ist lang.«
Ester ging die Treppe hinauf, und in der Halle hinter ihr erteilte Gyles Edwards Anweisungen, der sich auf Gyles’ Bitte hin eingefunden hatte. Charles wollte die neu errichteten Häuser besichtigen. Francesca sah, wie ihr Onkel mit Edwards von dannen zog. Sie traf Gyles’ Blick, lächelte kurz und ging auf den Familiensalon zu.
Seine Hand legte sich um ihren Arm, und sie blieb stehen. Er lockerte seinen Griff, und seine Finger glitten hinunter und umschlossen die ihren. Überrascht drehte sie sich um, um ihn anzusehen.
Er hielt ihrem Blick stand und sagte: »Könntest du mir vielleicht mit meinen Nachforschungen helfen, wenn du nichts anderes vorhast?«
Ihr Herz machte einen Sprung, und sie versuchte, sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen. »Die parlamentarische Untersuchung?«
»Es gibt hundert Verweise, die nachgeprüft werden müssen. Wenn du vielleicht Zeit hättest …?«
Sie lächelte und spürte, wie seine Finger die ihren fest umschlossen hielten. »Ich habe Zeit und freue mich, dir helfen zu können.«
Sie verbrachte den ganzen Nachmittag mit ihm. Es gab eine Liste von Büchern, und Gyles hatte sich Notizen gemacht, welche Information er jeweils aus welchem Buch benötigte. Zusammen gingen sie die Liste durch. Gyles saß an seinem Schreibtisch, las und machte sich Notizen, während sie den nächsten Band suchte. Wenn sie ihn gefunden hatte, setzte sie sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch und suchte die Informationen, die er benötigte.
Dann ging sie zum nächsten Buch über und zeigte ihm die relevante Textstelle. Er nahm es entgegen und las darin, während sie den vorherigen Band wieder ins Regal zurückstellte. Anfangs las er den ganzen Abschnitt, aber danach konzentrierte er sich nur auf den Passus, auf den sie deutete. Sie freute sich, denn auf diese Art ging ihre Arbeit schneller voran.
Einige Stunden später kam Charles vorbei. Er sah, was sie gerade taten und erkundigte sich nach Gyles’ Interessen. Eine freundschaftliche Diskussion entbrannte, bis Ester von ihrem Schlaf erholt zu ihnen stieß und es Zeit für den Nachmittagstee war.
Francesca klingelte nach Wallace und trug ihm auf, den Tee in der Bibliothek zu servieren.
»Und was ist mit Franni?«, fragte sie und sah Ester an.
»Sie ist wach, aber noch ziemlich verschlafen, du kennst sie ja. Fröhlich wie ein Fisch im Wasser, aber sie will nichts anderes, als faul in ihrem Bett herumzuliegen. Ginny ist bei ihr. Sie weiß, dass sie sie zum Abendessen fertig machen muss. Daher brauchen wir uns keine Gedanken zu machen.«
Ginny war Frannis Dienstmädchen. Sie war ihr Kindermädchen gewesen und kümmerte sich jetzt um sie. Da Francesca dieses Mal nicht bei ihnen in der Kutsche gewesen war, war Ginny mitgenommen worden, um auf Franni aufzupassen, die ein Problem mit Dienstmädchen hatte, die nicht mit ihr umgehen konnten.
Francesca schenkte Tee ein, und alle setzten sich. Der Nachmittag verging in voller Zufriedenheit.
»Maria vergine! Impossibile!«
Gyles zog sich gerade für das Abendessen um, als er den Ausruf hörte und den italienischen Wortschwall, der diesem folgte und von einer männlichen Stimme ausgestoßen wurde.
Wallace, der Gyles’ Krawatte hielt, verstummte. »Das ist Ferdinand.« Er legte das Stück Leinen beiseite. »Ich werde ihn umgehend entfernen.«
»Nein.« Mit erhobener Hand gebot Gyles Wallace Einhalt. Obwohl er nicht verstehen konnte, was sie sagte, hörte er Francesca sprechen. »Bleib hier.«
Gyles öffnete die Tür zu Francescas Schlafzimmer. Millie stand in der Mitte des Zimmers und starrte auf die offene Tür zu Francescas Wohnzimmer, aus dem ein neuer aufgeregter Wortschwall in Italienisch herüberdrang.
Millie erstarrte vor Schrecken, als Gyles das Zimmer betrat. Er ignorierte sie jedoch und ging zu der geöffneten Tür.
Francesca stand mit verschränkten Armen in der Mitte des Wohnzimmers, eingehüllt in einen Morgenmantel, und wartete darauf, dass Ferdinand die Luft ausging.
Als er eine Pause machte, sagte sie in einem Ton, der seinen Hoffnungen ein für alle Mal ein Ende setzte: »Sie sind doch ein erfahrener Koch. Ich verstehe absolut nicht, dass Sie, wie Sie selber sagen, nicht in der Lage sind, vor acht
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