Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
Clarissa gezeigt und redete ununterbrochen auf sie ein, anstatt mit ihr zu reden, und Clarissa sah schon ziemlich mitgenommen aus. Lancelot stand vor einem der Fenster und nahm eine dramatische Pose ein, die jedoch keine Aufmerksamkeit erregte, da jeder mit anderen Dingen beschäftigt war.
Dann tauchten Lady Elizabeth und Henni in Begleitung des überschwänglichen Horace auf, bevor Francesca unter dem Ansturm von Lady Gilmartin beinahe zusammengebrochen wäre. Nachdem alle einander vorgestellt worden waren, wurden die Gruppen gewechselt.
Sir Henry und Horace, die alte Freunde waren, nahmen Lord Gilmartin in ihrem Kreis auf. Gyles überließ sie ihrer Diskussion über Reitkleidung. Er blickte sich im Raum um. Seine Mutter plauderte mit Charles und Ester, während Henni Francescas Platz neben Lady Gilmartin eingenommen hatte. Francesca unterhielt sich mit Lady Middlesham, und Clarissa schloss sich ihnen soeben an. Lancelot stand grübelnd am Fenster. Es fehlte …
Plötzlich wurde Gyles bewusst, dass er in Deckung gehen musste.
»Guten Abend, Cousin Gyles. Gefällt dir mein Kleid?«
Franni war im Raum umhergegangen und tauchte plötzlich neben ihm auf. Gyles wandte sich um und prüfte kurz ihr blaues Musselinkleid. »Sehr hübsch.«
»Ja, das ist es. Irgendwann werde ich Kleider aus Seide und Satin tragen genau wie Francesca, Kleider, die deine Gräfin tragen würde.«
»Bestimmt.« Wie kam es bloß, dass nur eine Minute in Frannis Gegenwart ausreichte und er sich danach sehnte, sie abzuschütteln und Reißaus zu nehmen.
»Ich mag dieses Haus, es ist groß, aber es ist gemütlich, und deine Bediensteten scheinen eine gute Ausbildung gehabt zu haben.«
Gyles nickte abwesend. Ihr Gehabe war weder übermäßig süßlich noch besonders abfällig. Sie legte keine der Verhaltensweisen an den Tag, die er verurteilte. Seine Abneigung war instinktiv und nicht einfach zu erklären.
»Aber es gibt einen kleinen Mann, den ich nicht mag. Er ist schwarz gekleidet und trägt keine Livree. Er wollte mich nicht in deine Gemächer lassen.«
»Das ist Wallace.« Gyles starrte Franni an. »Niemand betritt meine Gemächer außer denjenigen, die ein Recht haben, dort zu sein.«
Er sprach klar und langsam, genau wie Francesca und Charles es taten, wenn sie mit dieser merkwürdigen jungen Frau sprachen.
Ihr Ausdruck wurde rebellisch. »Darf Francesca denn hinein?«
»Natürlich, wenn sie das möchte. Aber ich glaube nicht, dass sie dort gewesen ist.«
»Ihr Zimmer ist sehr schön, dort ist alles aus smaragdgrüner Seide und Satin.« Franni warf ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte. »Aber das weißt du ja, weil du in ihrem Bett schläfst.«
Zweifellos war dies die merkwürdigste Unterhaltung, die er je mit einer jungen Dame geführt hatte. »Ja.« Seine Stimme klang ruhig und leise. »Francesca ist meine Frau, also schlafe ich auch in ihrem Bett.« Hilfesuchend blickte er zum Himmel und sah, wie Irving ins Zimmer trat. »Ah, ich glaube, das Abendessen ist fertig.«
Sie sah auf und lächelte. »Oh, gut!« Sie wandte sich ihm zu und erwartete, dass er ihr seinen Arm darbot.
»Wenn du mich bitte entschuldigen würdest, ich muss meine Tante zum Abendessen abholen. Lancelot wird dich hineinführen.« Gyles winkte den jungen Mann zu sich. Er kam sofort herbeigeeilt, bereit, nach einigen Augenblicken der Isolation einen einigermaßen netten Eindruck zu machen.
Frannis unbeteiligter Gesichtsausdruck blieb Gyles im Gedächtnis haften, als er mit Henni am Arm die Gäste ins Esszimmer führte. Im Stillen lobte er seine Frau für die kluge Sitzordnung. Weil noch einige andere Gäste hinzugekommen waren, saß Franni irgendwo in der Mitte des Tisches und in sicherer Entfernung von ihm.
Während er Henni den Stuhl neben seinem zuwies, murmelte er: »Was hältst du von Charles’ Tochter Frances?«
»Ich habe noch nicht viel Gelegenheit gehabt, mir eine Meinung über sie zu bilden.« Henni blickte am Tisch entlang, dorthin, wo Franni saß.
»Wenn du so weit bist, lass es mich wissen.«
Henni hob überrascht eine Braue.
Gyles schüttelte den Kopf und begrüßte Lady Middlesham, die neben ihm saß.
Das Ritual des Weintrinkens, das er absichtlich verlängerte, was nicht weiter schwierig war angesichts des Konversationstalents von Horace, Sir Henry und sogar Lord Gilmartin in einem solch angenehmen Umfeld, rettete Gyles davor, sich mit Francescas Cousine im Salon beschäftigen zu müssen. Trotzdem bemerkte er den
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