Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
immer ab?«
»Man kann es zumindest versuchen.«
»Lass es bleiben. Es ist sinnlos.«
»Noch nicht.«
Devil grunzte verächtlich. »Was ist also der wahre Grund dafür, dass du hier stehst und die Wand abstützt?«
Gyles antwortete nicht.
Devil warf ihm einen abschätzigen Blick zu. »Ich wollte dich eigentlich fragen, welche Chancen dein Cousin Osbert hat, als Erbe eingesetzt zu werden?«
»Keine sehr guten. Sie werden immer geringer.«
»Und wann werden die Chancen ganz verschwinden?«
Gyles runzelte die Stirn. »Im Sommer. Warum fragst du?«
»Hmm - also wirst du während der Saison herkommen?«
»Das vermute ich.«
»Gut.« Devil traf Gyles’ Blick. »Wir müssen größeren Druck hinsichtlich der Gesetzesentwürfe machen, wenn wir etwas erreichen wollen.«
Gyles nickte. Er sah die beiden Ehefrauen an. »Es könnte sein, dass wir die Gelegenheit verpassen, einige unserer Peers von unserer Sache zu überzeugen.«
Devil folgte seinem Blick. »Glaubst du?«
»Francesca versteht die wichtigsten Argumente genauso gut wie ich.«
»Honoria versteht sie ebenfalls.«
»Warum auch nicht? Wenn sie in der Stadt sind, verbringen sie die meiste Zeit damit, mit den anderen Frauen zu reden. Warum sollten sie ihre Konversation nicht auf einen guten Zweck lenken, zum Beispiel den Begriff einführen: pflanzt den Samen und hegt ihn?«
Nach einer Weile grinste Devil. »Ich werde es Honoria vorschlagen.« Er blickte Gyles an und richtete sich auf, ein gefährliches Funkeln lag in seinen Augen. »Du bist dir hoffentlich darüber im Klaren, dass du, indem du einen solchen Vorschlag machst, Francesca dazu ermutigst, noch mehr Zeit in den gesellschaftlichen Trubel zu investieren.« Ohne echte Besorgnis runzelte Devil die Stirn. »Ich verstehe vollkommen, wenn du dich nicht dazu überwinden kannst, es zu tun. Da du erst vor kurzem geheiratet hast, muss es frustrierend für dich sein, dass deine Frau so begehrt ist.«
Gyles verzog missmutig das Gesicht und schaute noch mürrischer drein, als Devil teuflisch grinste und sich mit einem kurzen Gruß von ihm verabschiedete.
Aber so durchschaubar war er doch nicht. Devil war nur deshalb in der Lage gewesen, seinen Finger auf seinen einzigen wunden Punkt, der durch Francescas gesellschaftlichen Erfolg entstanden war, zu legen, weil er über die ganze Angelegenheit genauso gedacht hatte oder vielleicht immer noch dachte. Der gesellschaftliche Trubel war nicht gerade dafür geschaffen, um die Ehe zu fördern. Hochzeiten ja, aber nicht, was danach kam. Und dies war genau das, was ihn beschäftigte, die Zeit nach der Hochzeit.
Und Francesca. Es war ja nicht so, als hätte nur er Schwierigkeiten, und dafür war er dankbar. Auch sie klammerte sich an die wenigen Stunden, die sie gemeinsam in seiner Bibliothek verbringen konnten, wo sie es sich bequem machten, lasen und manchmal miteinander diskutierten und Meinungen austauschten - mehr voneinander erfuhren.
Als die gehobene Gesellschaft sie jedoch entdeckt hatte, wurden diese vertraulichen Stunden weniger und verschwanden schließlich völlig.
Ihre Vormittage waren ausgefüllt mit Besuchen bei Leuten, mit morgendlichen Teegesellschaften, zu denen sie gewöhnlich von seiner Mutter und Henni und Honoria oder einer der anderen Ladys, mit denen sie sich angefreundet hatte, begleitet wurde. Alles schien recht und angemessen zu sein.
Zum Mittagessen war sie kaum da und Gyles ebenfalls nicht. Während sie ihre Nachmittage damit verbrachte, weitere Kontakte aufzubauen und jene zu festigen, die sie bereits geknüpft hatte, kämpfte er sich durch unzählige Verwaltungsvorschriften im Zusammenhang mit dem Anwesen oder traf seine Freunde in den Clubs. Dann sahen sie sich wieder beim Abendessen, waren jedoch nie alleine. Sie waren jetzt ständig gefragt, da immer mehr Gastgeberinnen Francesca entdeckten.
Nach dem Abendessen mussten sie an Bällen und Abendgesellschaften teilnehmen und kamen immer spät nach Hause. Und wenn sie trotzdem in seine Arme kam, gierig und voller Verlangen, während sie sich genauso leidenschaftlich liebten wie vorher, hatte er das Gefühl, etwas zu entbehren.
Er war schließlich ein Graf und eigentlich sollte es ihm an nichts fehlen.
»Eine Botschaft aus der North Audley Street, Ma’am.«
Francesca legte ihren Toast beiseite und nahm den zusammengefalteten Brief von Wallace’ Tablett. »Danke.« Sie öffnete den Brief, las ihn und sah Gyles an. »Deine Mutter und Henni sind beide etwas angeschlagen,
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