Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
ausreichen und Miss Rawlings genügend Zeit lassen, ihre Brautkleidung zusammenzustellen.«
Ohne eine Pause zu machen ging Gyles zu den Einzelheiten des Ehevertrags über, so dass Charles gezwungen war, zu seinem Schreibtisch zu eilen und alles schriftlich niederzulegen.
Eine halbe Stunde später war alles erledigt.
»Nun«, Gyles erhob sich, »wenn es sonst nichts gibt, würde ich mich jetzt gerne auf den Weg machen.«
Charles hatte sich bereits mit den Tatsachen abgefunden. »Wie gesagt, dies ist ein höchst großzügiges Angebot und Francesca ist erfreut …«
»Natürlich. Bitte übermitteln Sie ihr meine Grüße. Ich freue mich darauf, sie zwei Tage vor der Hochzeit auf Lambourn zu sehen.«
Gyles strebte auf die Tür zu, so dass Charles sich beeilen musste, mit ihm Schritt zu halten. »Meine Mutter wird sich um den gesellschaftlichen Aspekt kümmern, ich bin sicher, Miss Rawlings wird in den nächsten Tagen ein Schreiben von ihr erhalten.«
Charles öffnete die Tür und begleitete Gyles den Flur hinunter zur Eingangshalle. Vor der Eingangstür blieb Gyles stehen, inzwischen war Bulwer herbeigerannt, um sie zu öffnen, lächelte aufrichtig und hielt Charles die Hand hin. »Danke für Ihre Hilfe und auch dafür, dass Sie sich so gut um Ihre Nichte kümmern - ich freue mich, dass ich diese Aufgabe in einem Monat übernehmen kann.«
Die Besorgnis, die in Charles’ Augen erkennbar gewesen war, verschwand allmählich und er ergriff Gyles’ Hand. »Sie werden das, was wir heute Abend ausgearbeitet haben, keinesfalls bereuen, das können Sie mir glauben.«
Charles nickte kurz und ging hinaus. Der Stallbursche war damit beschäftigt, Gyles’ Pferd im Hof herumzuführen. Gyles stieg auf, erhob eine Hand zum Gruß, dann tippte er mit den Absätzen in die Flanken des Pferdes und galoppierte die Auffahrt hinunter.
Niemals würde er nach Rawlings Hall zurückkehren.
Wenn er sich umgedreht und zum Haus zurückgeschaut hätte, hätte er sie vielleicht sehen können, eine schemenhafte Gestalt, die an einem der Fenster in den oberen Stockwerken stand und beobachtete, wie er - ihr Verlobter - davonritt. Aber er sah sie nicht.
Francesca stand dort so lange, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war, dann wandte sie sich mit düsterem Blick vom Fenster ab.
Etwas stimmte hier nicht.
Als sie an jenem Nachmittag auf dem Nachhauseweg war, hatte sie eingesehen, dass die Liebe im Freien wahrscheinlich nicht seine Vorstellung von ihrer ersten Vereinigung gewesen war. Trotz ihrer Begeisterung war der Ort zwischen den Bäumen aus praktischen Erwägungen heraus wohl kaum der geeignete Schauplatz für den Beginn ihrer Karriere in diesem Bereich.
Sie hatte seinen Rat befolgt und war in einem langsamen Galopp nach Hause geritten. Aber warum bloß hielt er an seinem Entschluss fest, nicht von Angesicht zu Angesicht mit ihr zu reden, nach allem, was zwischen ihnen geschehen war?
Was bedeutete das?
Nach dem Mittagessen war sie sofort zu Charles gegangen und hatte ihm ihre Entscheidung mitgeteilt. Danach hatte sie vergeblich darauf gewartet, dass ihr Zukünftiger vorbeikommen würde.
Sie waren bereits mit dem Abendessen fertig, als er endlich eingetroffen war.
Ein Klopfen an ihrer Tür verbesserte ihre Laune sogleich. »Herein.«
Charles steckte den Kopf durch die Tür, dann trat er ein. Er bemerkte, dass das Fenster hinter ihr offen stand. »Hast du ihn gesehen?«
Sie nickte. »Hat er gesagt …?« Sie machte eine Handbewegung. Hatte er sie überhaupt erwähnt?
Charles lächelte liebevoll. Er ging auf sie zu und nahm ihre Hände. »Liebes, ich bin sicher, alles wird hervorragend klappen. Geschäftliche Dinge haben ihn davon abgehalten, schon früher vorbeizukommen, und er musste umgehend nach Lambourn zurückkehren. Er hat jedoch alles in anständiger Form gesagt.«
Francesca erwiderte Charles’ Lächeln mit der gleichen Liebenswürdigkeit. Nur störte sie das Wort »anständig«. Anständig? Zwischen ihnen gab es nichts, das »anständig« war, und damit würde sie sich auch keinesfalls zufrieden geben. Schon gar nicht, wenn sie seine Frau war.
Francesca drückte Charles’ Hand, um ihm zu versichern, dass alles gut war. Eigentlich war sie auch nicht ernsthaft besorgt.
Nicht nach ihrem heutigen Zwischenspiel.
Nachdem sie am eigenen Leibe erfahren hatte, was zwischen ihnen geschehen war, und wie ein reißender Fluss durch sie hindurchgeströmt war, ungeachtet des kaltblütigen Vorstoßes ihres Verlobten in der
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