Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
gegenübertreten und ihm erklären müssen, warum seine Braut die Hochzeit verpasst hat.«
Francesca grinste und tätschelte Charles’ Knie. »Es wird sich alles zum Guten wenden, du wirst sehen.« Aus irgendeinem Grund war sie davon überzeugt.
Das Gasthaus war besser, als sie es erwartet hatten. Es war klein und sauber, und die Besitzer waren durchaus in der Lage, vier unerwartete Gäste samt Bedienstete aufzunehmen und für deren leibliches Wohl zu sorgen. Da der Regen nicht nachließ, fügten sie sich in ihr Schicksal und machten es sich dort bequem. Das Gasthaus hatte drei Schlafzimmer. Charles nahm das eine, Ester das andere, und Francesca und Franni teilten sich das größte Zimmer mit dem Himmelbett.
Im Schankraum ließen sie sich ein herzhaftes Abendessen schmecken und zogen sich dann in ihre Gemächer zurück. Sie einigten sich darauf, früh am nächsten Morgen loszufahren, zumal ihnen der Vater der Gasthausbesitzerin versichert hatte, dass der morgige Tag schön werden würde. Beruhigt machte es sich Francesca in dem großen Bett neben Franni bequem und blies die Kerze aus.
Sie hatten die Vorhänge offen gelassen: das Licht des Mondes ergoss sich ins Zimmer und wurde hin und wieder von den Schatten der Bäume getrübt.
Nachdem sie den ganzen Tag in der Kutsche vor sich hin gedöst hatten, war keine von beiden müde. Francesca war daher nicht weiter überrascht, als Franni sie bat: »Erzähl mir etwas über das Schloss.«
Francesca hatte ihr bereits zweimal etwas darüber erzählt, aber Franni liebte Geschichten und die Vorstellung, dass Francesca in einem Schloss wohnen würde, gefiel ihr. »Nun gut.« Francesca richtete ihren Blick auf den dunklen Baldachin. »Schloss Lambourn ist viele hundert Jahre alt. Es liegt auf einem Steilhang, dort, wo der Fluss Lambourn eine Biegung macht, und bewacht den Zugang zum Hügelland im Norden. Das Dorf Lambourn liegt in einiger Entfernung am Flusslauf auf der einen Seite des Hügellandes. Das Schloss ist schon oft modernisiert und erweitert worden. Jetzt ist es ziemlich groß und hat Zinnen und zwei Türme an jeder Seite. Um das Schloss herum liegt ein Park, in dem viele alte Eichenbäume stehen. Das Pförtnerhaus steht noch und ist jetzt das Witwenhaus. Mit seinen künstlich angelegten Gärten und dem Blick auf den Fluss gehört das Schloss zu den großartigsten Gebäuden in dieser Gegend.«
Sie hatte Stunden damit zugebracht, in Büchern und Reiseführern zu blättern, in denen die Landsitze des Hochadels beschrieben wurden, und hatte weitere Einzelheiten zu diesem Thema von Lady Elizabeth erfahren. »Das Schloss ist sehr elegant eingerichtet, und der Ausblick nach Süden hin ist einfach spektakulär. Von den oberen Stockwerken hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Lambourn Downs. Das hügelige Land eignet sich hervorragend zum Reiten und für die Dressur von Rennpferden.«
»Das wird dir gefallen«, murmelte Franni.
Francesca lächelte und schwieg. Dann hörte sie Franni sagen: »Und das Stück Land, das du mitbringst, wird dazu beitragen, dass das Anwesen des Grafen wieder wie ein großer Kuchen aussieht.«
»Ja, das ist richtig.« Franni hatte genug mitbekommen, um ihre Neugier zu wecken, deshalb war Francesca ihr eine Erklärung schuldig. »Und aus diesem Grund ist unsere Ehe arrangiert.«
Einen Moment später fragte Franni: »Glaubst du, dass du gerne mit dem Grafen verheiratet sein wirst?«
Francesca lächelte wieder. »Oh ja, dessen bin ich mir sicher.«
»Gut«, seufzte Franni. »Das ist gut.«
Francesca schloss die Augen und hoffte, dass Franni endlich Ruhe geben würde. Ihre Gedanken schweiften zu den Lambourn Downs, und sie stellte sich vor, wie sie auf einer flinken arabischen Stute ritt -
»Neulich hat mich ein Gentleman aufgesucht, habe ich dir davon erzählt?«
»Ah ja?« Aus ihren Gedanken gerissen, zog Francesca die Stirn in Falten. »Wann war das?«
»Vor einigen Wochen.«
Francesca hatte nichts davon gehört, dass jemand Franni einen Besuch gemacht hatte. Das hieß jedoch nicht, dass sie keinen Besuch gehabt hatte. Sorgfältig dachte sie über ihre nächste Frage nach. Bei Franni musste man äußerst genau sein. »War das vor oder nach Chillingworths Besuch?«
Sie konnte Frannis Gesicht nicht sehen, spürte jedoch, wie viel Mühe sie die Antwort kostete. »Etwa zu derselben Zeit, glaube ich.«
Franni hatte kein Zeitgefühl, für sie war ein Tag wie der andere. Bevor Francesca ihre nächste Frage stellen konnte, wand
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