Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
kriegt sie es wirklich mit der Angst zu tun und möchte der Hochzeit fern bleiben. Als Brautjungfer könnte sie sich das jedoch nicht erlauben.«
»Nein. Charles machte den Vorschlag, Lady Elizabeth um Rat zu fragen, wer meine Brautjungfer werden könnte. Ich weiß noch nicht einmal, ob Chillingworth Schwestern hat.«
»Entweder Schwestern oder nahe Cousinen von ihm, weil wir niemanden auf unserer Seite haben, der vom Alter her passen könnte. Es wäre daher am besten, Lady Elizabeth um Rat zu fragen.«
Beide standen auf. Francesca betrachtete den Brief in ihrer Hand. »Ich werde ihr heute Nachmittag schreiben.« Sie lächelte, als sie sich Lady Elizabeths Warmherzigkeit in Erinnerung rief. »Ich habe eine Menge Fragen, und sie scheint die geeignete Person zu sein, die sie mir beantworten kann.«
Trotz Charles’ Besorgnis ließ Frannis offensichtliche Freude über Francescas Hochzeit nicht nach, obwohl ihr übertriebener Enthusiasmus zur Erleichterung aller Anwesenden diesmal weniger extrem war. Frannis Laune blieb ungetrübt. Francesca registrierte es mit einer gewissen Freude, obwohl sie mit zahlreichen Vorbereitungen für ihre Hochzeit sowie Recherchen über ihren künftigen Ehemann, sein Haus und sein Vermögen beschäftigt war. Charles, Ester und Franni waren jetzt ihre Familie. Sie wollte, dass sie bei ihrer Hochzeit zugegen waren, sie wünschte sich, dass sie genauso glücklich waren wie sie selbst.
Vier Tage vor der Hochzeit rumpelte die Kutsche los, Charles und Ester saßen nebeneinander, Francesca und Franni ihnen gegenüber. Francesca war genauso aufgeregt wie Franni und voller Ungeduld. Die Fahrt würde zwei Tage dauern. Am zweitenTag würden sie auf Schloss Lambourn ankommen, zwei Nächte vor der Hochzeit, wie Chillingworth es bestimmt hatte. Auf diesem Zeitplan hatte er bestanden, gänzlich unbeeindruckt von Lady Elizabeths Bitte um etwas mehr Zeit vor der Hochzeit, um ihre zukünftige Schwiegertochter kennen zu lernen.
Lady Elizabeth hatte die ablehnende Haltung ihres Sohnes anstandslos hingenommen, und Francesca hatte über die Schmäh, die die Gräfin Dowager in ihrem nächsten Brief auf das Haupt ihres Sohnes gehäuft hatte, herzlich gelacht. Nach dem ersten Brief hatte der Schriftwechsel zwischen Schloss Lambourn und Rawlings Hall erheblich zugenommen, Briefe gingen ständig hin und her. Als Francesca Rawlings Hall verließ, war sie beinahe genauso erpicht darauf, ihre künftige Schwiegermutter kennen zu lernen, wie darauf, ihren attraktiven Verlobten wiederzusehen.
Der erste Tag verlief ohne Zwischenfälle und die Kutsche rumpelte weiter nach Norden.
Um die Mittagszeit des zweiten Tages fing es an zu regnen.
Dann goss es wie aus Kübeln.
Die Straße war voller Schlamm. Am späten Nachmittag konnte die Kutsche nur noch langsam vor sich hin kriechen. Schwere graue Wolken hatten sich angehäuft und hingen jetzt tief am Himmel. Es herrschte ein merkwürdiges Zwielicht, das vom Regen noch verdunkelt wurde.
Die Kutsche kam rumpelnd zum Stehen. Dann kippte sie, und sie hörten ein Platschen, als der Kutscher heruntersprang und an die Tür klopfte.
Charles öffnete. »Ja bitte?«
Barton stand auf der Straße, der Regen strömte an seinem Ölzeug und an seinem Hut hinunter. »Verzeihung, Sir, aber wir sind noch ein ganzes Stück von Lambourn entfernt. Weit werden wir es nicht mehr schaffen, denn es wird bereits dunkel. Selbst wenn Sie bereit wären, die Pferde aufs Spiel zu setzen, könnten wir nicht erkennen, wohin wir fahren, und würden ohnehin irgendwann im Schlamm stecken bleiben.«
Charles verzog das Gesicht. »Können wir uns irgendwo unterstellen, zumindest so lange, bis es aufgehört hat zu regnen?«
»Dort oben ist ein Gasthaus.« Barton deutete mit dem Kopf nach links. »Wir können es vom Kutschbock aus sehen. Sieht ganz ordentlich aus, aber es ist kein Gasthof für Kutschen. Andererseits sind wir Meilen von irgendeiner Stadt entfernt.«
Charles zögerte einen Moment, dann nickte er. »Bring uns zum Gasthaus. Ich werde prüfen, ob wir dort Halt machen können.«
Barton machte die Tür zu. Charles lehnte sich zurück und sah Francesca an. »Es tut mir Leid, Liebes, aber …«
Francesca gelang es, unbeteiligt auszusehen. »Wenigstens haben wir jetzt einen Tag Ruhe. Wenn der Regen in der Nacht aufhört, können wir morgen nach Lambourn weiterfahren.«
»Gütiger Gott, ja!« Charles’ Lachen klang hohl. »Nach all dem Pläneschmieden möchte ich Chillingworth nicht unbedingt
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