Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
Franni sich hin und her und blickte ihr ins Gesicht. »Als Chillingworth dich gebeten hat, ihn zu heiraten, hat er dich da geküsst?«
Francesca zögerte einen Augenblick. »Ich habe ihn nicht offiziell kennen gelernt. Die Ehe wurde durch deinen Vater arrangiert, er ist mein Vormund.«
»Willst du damit sagen, dass du Chillingworth noch nicht einmal getroffen hast?«
»Wir sind uns inoffiziell begegnet und haben einige Einzelheiten besprochen …«
»Aber hat er dich geküsst?«
Wieder zögerte Francesca. »Ja, das hat er«, antwortete sie nach einer Weile.
»Wie war das?«
Frannis Neugier war offensichtlich. Wenn sie sie nicht besänftigen konnte, würde Francesca nicht viel Schlaf bekommen. Die Küsse, die sie mit ihrem zukünftigen Ehemann getauscht hatte, waren noch frisch in ihrem Gedächtnis. Sie brauchte nur einen Augenblick, um zu entscheiden, was sie Franni überhaupt erzählen wollte. »Er hat mich im Obstgarten geküsst. Er hat mich vor einem Sturz bewahrt und zur Belohnung einen Kuss verlangt.«
»Und? Wie hat es sich angefühlt?«
»Er ist sehr stark. Mächtig. Dominant …« Diese Worte reichten aus, um die Erinnerung heraufzubeschwören und starke Gefühle in ihr aufkommen zu lassen.
»Aber war es denn schön?«
Francesca unterdrückte einen Seufzer der Frustration. »Es war wunderschön.«
»Gut.«
Franni wippte fröhlich hin und her. Dann war Francesca an der Reihe. »Hat dieser Gentleman, der dich aufgesucht hat, versucht, dich zu küssen?«
»Oh nein. Er war sehr anständig. Aber er hat einen Spaziergang mit mir gemacht und mir höflich zugehört, daher vermute ich, dass er mir wahrscheinlich einen Antrag machen wird.«
»Und er ist nur einmal vor einigen Wochen vorbeigekommen -«
»Zweimal. Er ist dann wiedergekommen. Das muss doch bedeuten, dass er von mir angetan ist, meinst du nicht?«
Francesca wusste nicht, was sie davon halten sollte. »Hat er dir seinen Namen gesagt?« Franni nickte. »Wie hieß er, Franni?«
Franni schüttelte den Kopf. Sie hielt ein Kopfkissen auf dem Schoß und umarmte es fast ausgelassen. »Du hast deinen Chillingworth und ich meinen Gentleman. Das ist doch schön, findest du nicht?«
Francesca zögerte, dann streckte sie die Hand aus und tätschelte Frannis Arm. »Sehr schön.« Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, Franni weiterhin mit Fragen zu bombardieren, wenn diese einmal nein gesagt hatte. Nein war ein Wort, von dem Franni niemals ablassen würde. Jeglicher Druck auf sie würde sie nur noch widerspenstiger machen und ihre Hysterie verstärken.
Francesca war erleichtert, als Franni endlich verstummte, einen leisen Seufzer ausstieß und tiefer unter die Decken glitt. Bald darauf war sie eingeschlafen.
Francesca lag da und starrte zum Baldachin hinauf: sie fragte sich, was sie tun sollte. Hatte Franni tatsächlich Besuch von einem Gentleman bekommen oder hatte sie es sich nur eingebildet, quasi als Reaktion auf Chillingworths Besuch bei ihr? Das war durchaus möglich. Franni log nicht absichtlich, aber ihre Version von der Wahrheit wich oft erheblich von der Wirklichkeit ab. Einmal hatte sie geschworen, dass sie von Straßenräubern aufgehalten worden seien, obwohl der Gutsherr Muckleridge sie lediglich gegrüßt hatte, als sie vorbeigefahren waren.
Was Frannis Meinung nach passierte und was wirklich geschah, war nicht immer dasselbe. Francesca dachte über die wenigen Worte nach, die Franni geäußert hatte, und konnte einfach nicht sagen, ob es sich dabei um die Wahrheit oder um ein Hirngespinst handelte.
Sie waren altersmäßig nur einen Monat auseinander, obwohl Franni sich manchmal recht kindisch verhielt. Was die körperliche Reife anbelangte, so bestand zwischen ihnen kein Unterschied. Dem äußeren Anschein nach wirkte Franni wie eine vornehme Dame. Wenn das Umfeld und die Gesprächsthemen ihr zusagten, war sie durchaus in der Lage, sich in vernünftiger Weise mit jemandem zu unterhalten, solange ihr Gesprächspartner nicht das Thema wechselte oder eine Frage stellte, die über Frannis Horizont hinausging. Wenn ihr Gedankengang unterbrochen wurde, kam ihre Zerstreutheit sofort wieder zum Vorschein, aber wenn dies nicht geschah, hatte man den Eindruck, dass sie eine ruhige, bescheidene junge Dame war.
Francesca wusste, dass mit Franni irgendetwas nicht stimmte. Für ihren Zustand - ihre Zerstreutheit und ihr kindisches Benehmen - gab es auch auf lange Sicht keine Besserung. Die Fürsorge, die Charles und Ester ihr angedeihen lie
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