Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
die Stufen.
Eine der Damen rauschte herbei, als Francesca die Veranda betrat. »Meine liebe Francesca, willkommen in deinem neuen Zuhause! Ich bin Elizabeth, Gyles’ Mama.«
Ein Hauch von Parfüm hüllte sie ein, als Elizabeth sie in die Arme nahm. Francesca schloss die Augen, um die aufkommenden Tränen zu verbergen, und umarmte Elizabeth mit der gleichen Herzlichkeit. »Ich freue mich, Sie endlich kennen zu lernen, Ma’am.«
Lady Elizabeth hielt sie ein Stück von sich weg, und ihre klugen, grauen Augen, die an die Augen ihres Sohnes erinnerten, maßen sie rasch von oben bis unten, dann hellte sich das Gesicht der Gräfin auf. »Was für eine Überraschung, ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Gyles einen so guten Geschmack hat.«
Francesca erwiderte Lady Elizabeths Lächeln, dann wandte sie sich um, um die andere Lady zu begrüßen, die ungefähr im gleichen Alter und genauso elegant gekleidet war wie die Gräfin. Im Gegensatz zu Gyles’ Mutter, deren Haar blond gelockt war, hatte sie jedoch braunes Haar.
Die Lady ergriff Francescas Hand und zog sie näher zu sich heran, um ihre Wange zu küssen. »Ich bin Henrietta Walpole, meine Liebe, Gyles’ Tante väterlicherseits. Gyles nennt mich Henni, und so können Sie mich ebenfalls nennen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erfreut ich bin, Sie kennen zu lernen.« Henni tätschelte ihr die Hand. »Sie werden Ihren Pflichten in hervorragender Weise nachkommen.«
Lady Elizabeth deutete auf einen korpulenten Gentleman, der soeben aus dem Saal auf sie zusteuerte. »Und dies ist Horace, Hennis Ehemann.«
In ihren Briefen hatte Lady Elizabeth erwähnt, dass Henni und Horace seit dem Tod von Gyles’ Vater auf dem Schloss wohnten. Horace war Gyles’ Vormund gewesen, bis dieser volljährig war. Henni war seine Lieblingstante. Francesca war die ganze Zeit aufgeregt und darum bemüht, einen guten Eindruck zu machen, und war jetzt erleichtert, dass Henni sie so bereitwillig aufnahm. Als Horace auf sie zukam, sah Francesca eine große Verwunderung in seinem Gesicht, während er ihren Anblick in sich aufnahm.
Dann blieb ihr der Atem im Halse stecken. Horace schaute ihr direkt ins Gesicht und lächelte breit.
»Also!« Er nahm ihre Hand und küsste sie auf die Wange. »Sie sind ein hübsches kleines Ding, ich hätte es eigentlich besser wissen müssen als zu vermuten, dass mein Neffe einen völlig anderen Geschmack hat.«
Mit diesem Kommentar erntete er strafende Blicke von Lady Elizabeth und Henni, die er jedoch nicht bemerkte, weil er zu sehr damit beschäftigt war, Francesca anzulächeln.
Francesca erwiderte sein Lächeln und blickte erwartungsvoll an ihm vorbei. Im Türrahmen stand ein korrekt gekleideter Butler, aber sonst war niemand zu sehen. Der vordere Saal war ziemlich weitläufig, der geflieste Boden schimmerte, die Holzteile glänzten. An den Türen standen Lakaien, aber sonst war der Saal leer. Sie hörte die Stimmen von Charles, Ester und Franni, die gerade die Treppe heraufkamen. Lady Elizabeth legte einen Arm um sie und führte sie in den Salon, dessen Wärme sie wohltuend umfing.
»Liebes, es tut mir Leid, dass Gyles nicht hier sein kann, um dich zu begrüßen!« Lady Elizabeth senkte den Kopf und sprach sehr leise. Ihre Worte waren nur für Francescas Ohren bestimmt. »Gyles musste sich um einen Notfall kümmern, der sich am späten Nachmittag auf seinem Anwesen ereignet hat. Er hatte gehofft, rechtzeitig wieder hier zu sein, um dich zu begrüßen, aber …«
Francesca blickte auf und sah, wie Lady Elizabeth das Gesicht verzog. Ihre Blicke trafen sich, dann drückte sie Francescas Hand. »Es tut mir so Leid, Liebes. Das hat keiner von uns gewollt.«
Lady Elizabeth wandte sich um, um Charles, Ester und Franni zu begrüßen. Francesca erkannte, dass ihre Schwiegermutter ihr einen Augenblick Zeit geben wollte, um mit dem unerwarteten Schlag fertig zu werden. Ein Gentleman von Chillingworths Ansehen, der nicht anwesend war, um seine Verlobte vor ihrer Hochzeit in Empfang zu nehmen …
Francesca hörte undeutlich, wie Lady Elizabeth sich im Namen ihres Sohnes bei Charles entschuldigte. Sie zwang sich dazu, ihre Schultern zu straffen und sich ihrem Onkel mit einem beruhigenden Lächeln zuzuwenden, um den Eindruck zu vermitteln, dass Chillingworths Abwesenheit für sie zwar eine Enttäuschung, aber kein Grund zur Verzweiflung war. Dafür erntete sie einen dankbaren Blick von der Gräfin. Nachdem sich alle begrüßt hatten, gingen sie ins Haus. Lady
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