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Cypherpunks

Cypherpunks

Titel: Cypherpunks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérémie Andy; Zimmermann Jacob; Müller-Maguhn Julian; Appelbaum Assange
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und Banken einfach, das Internet zu benutzen, dann haben wir beides.« Eben das haben sie getan. Der Punkt ist also wirklich, dass es hier keinen unmittelbaren Ausweg gibt. Du kannst Programme benutzen wie Tor, um deine Kommunikation zu schützen, du kannst deine Telefongespräche verschlüsseln oder mit Secure Messaging Mails sicher verschicken. Bei Geld ist das weit schwieriger, da haben wir beispielsweise die Gesetze gegen Geldwäsche und man erzählt uns, dass Drogen- und Terrororganisationen die Infrastruktur missbrauchen, um Böses zu tun.
    JACOB: Es sind die »infokalyptischen Reiter«.
    ANDY: Tatsächlich würde mich mehr Transparenz bei Überwachungsfirmen und Staatsausgaben für solche Aufgaben sehr interessieren. Die Frage ist, was kriegen wir, wenn wir nur für die totale Anonymität des Geldsystems sorgen? Was würde dann wirklich passieren? Ich glaube, dass könnte hier und da auf interessante Felder führen, wo die Leute lockerer werden und sagen: »Tja, wissen Sie, ich kann meine Stimme erheben, ich kann zum Parlament gehen, aber ich kann auch einfach ein paar Politiker kaufen.«
    JÉRÉMIE: Du beschreibst die USA, oder?
    JACOB: Es ist nicht anonym.
    ANDY: Ich bin mir nicht sicher, ob es auf die USA beschränkt ist. In Deutschland nennen wir es nicht Korruption, wir nennen es Stiftungen, die Gemälde von den Frauen von Politikern kaufen, folglich ist es der Kunsthandel oder es sind andere Bereiche. Wir haben also schönere Bezeichnungen dafür. In Frankreich nennt man es vielleicht freundschaftliche Partys, während andere von angeheuerten Prostituierten sprechen.
    JÉRÉMIE: In den USA ist es noch spezieller, weil die Verbindung zwischen politischem System und Geld so eng ist. Nach zehnJahren Arbeit über Urheberrechtsthemen hat Larry Lessig gesagt, er gebe den Versuch auf, das Urheberrecht in Ordnung zu bringen (er hat nicht wirklich aufgegeben); das eigentliche Problem, so habe er herausgefunden, sei nämlich nicht, dass die Politiker nicht verstünden, wie ein gutes Urheberrecht aussehen könnte, sondern dass sie einfach zu viele Verbindungen zu Akteuren aus der Industrie hätten, die auf ein schlechtes Urheberrechtsregime drängten. 102 Hier liegt also das eigentliche Problem.
    JULIAN: Bist du sicher, dass es ein Problem ist, Jérémie? Vielleicht ist es in Wirklichkeit eine gute Eigenschaft, dass diejenigen Industrien, die produktiv sind …
    ANDY: Ich glaube, der Advocatus Diaboli trinkt meinen Whiskey.
    JACOB: Mal sehen, ob er diesen Satz wirklich ohne einen Lachanfall zu Ende bringen kann. Los, provozier uns, Meister Troll!
    JULIAN: Diese Industrien, die produktiv sind, die der ganzen Gesellschaft Wohlstand bringen, nutzen einen kleinen Teil ihres Geldes, um sicherzustellen, dass sie weiterhin produktiv sein können, indem sie eine willkürliche Gesetzgebung zu Fall bringen, die aus einer von Hype erzeugter politischer Mythenbildung erwächst. Und tatsächlich besteht der beste Weg, das zu erreichen, darin, Kongressabgeordnete zu kaufen, die Mühen ihrer produktiven Industrie einzusetzen, um damit die Gesetzgebung zu verändern – um das produktive Wesen der Industrie zu erhalten.
    JACOB: Halt, ich antworte darauf! Seid ihr bereit? Sofort, bereit! – Nein.
    JULIAN: Warum?
    JACOB: Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, aber einer ist, dass es da eine Rückkopplungsschleife gibt, die extrem negativ ist. Einer der größten Wahlkampfspender in Kalifornien ist, glaube ich, die Gefängniswärtergewerkschaft. Der Grund dafür ist zum Teil, dass sie gerne Lobbyarbeit für strengere Gesetze betreibt – nicht, weil sie sich um die Rechtsstaatlichkeit sorgen, sondern weil darin ein Potential für Arbeitsplätze steckt. 103 Wenn du also siehst, dass diese Leute Lobbyarbeit betreiben, um noch mehr Gefängnisse zu errichten, mehr Leute in den Knast zu bringen, längere Gefängnisstrafen zu erreichen, was tun sie dann im Endeffekt? Sie nutzen den Lohn, den sie für eine ursprünglich – könnte man jedenfalls argumentieren –nutzbringende Arbeit bekommen haben, um das Monopol auszudehnen, das der Staat ihnen gewährt hat.
    JULIAN: Sie nutzen es also bloß zum Wohlstandstransfer von wirklich produktiven Industrien hin zu solchen, die nicht produktiv sind?
    JACOB: So könnte man es auf den Punkt bringen.
    JULIAN: Aber vielleicht ist das nur eine kleine Komponente. Jedes System wird missbraucht, vielleicht sind diese Kostgänger, die sich hier einfach einen Vorteil verschaffen, nur ein kleines Element,

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